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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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satt fraßen. Und als der Jäger für seine Thiere gesorgt hatte, fragte er erst den Wirth, warum die Stadt so mit Trauerflor ausgehängt wäre? Sprach der Wirth 'weil morgen unseres Königs einzige Tochter sterben wird.' Fragte der Jäger 'ist sie sterbenskrank?' 'Nein,' antwortete der Wirth, 'sie ist frisch und gesund, aber sie muß doch sterben.' 'Wie geht das zu?' fragte der Jäger. 'Draußen vor der Stadt ist ein hoher Berg, darauf wohnt ein Drache, der muß alle Jahr eine reine Jungfrau haben, sonst verwüstet er das ganze Land. Nun sind schon alle Jungfrauen hingegeben, und ist niemand mehr übrig, als die Königstochter, dennoch ist keine Gnade, sie muß ihm überliefert werden; und das soll morgen geschehen.' Sprach der Jäger 'warum wird der Drache nicht getödtet?' 'Ach,' antwortete der Wirth, 'so viele Ritter habens versucht, aber allesammt ihr Leben eingebüßt; der König hat dem, der den Drachen besiegt, seine Tochter zur Frau versprochen, und er soll auch nach seinem Tode das Reich erben.'

Der Jäger sagte dazu weiter nichts, aber am andern Morgen nahm er seine Thiere und stieg mit ihnen auf den Drachenberg. Da stand oben eine kleine Kirche, und auf dem Altar standen drei gefüllte Becher, und dabei war die Schrift 'wer die Becher austrinkt, wird der stärkste Mann auf Erden, und wird das Schwert führen, das vor der Thürschwelle vergraben liegt.' Der Jäger trank da nicht, gieng hinaus und suchte das Schwert in der Erde, vermochte aber nicht es von der Stelle zu bewegen. Da gieng er hin und trank die Becher aus, und war nun stark genug das Schwert aufzunehmen, und seine Hand konnte es ganz leicht führen.

satt fraßen. Und als der Jäger für seine Thiere gesorgt hatte, fragte er erst den Wirth, warum die Stadt so mit Trauerflor ausgehängt wäre? Sprach der Wirth ‘weil morgen unseres Königs einzige Tochter sterben wird.’ Fragte der Jäger ‘ist sie sterbenskrank?’ ‘Nein,’ antwortete der Wirth, ‘sie ist frisch und gesund, aber sie muß doch sterben.’ ‘Wie geht das zu?’ fragte der Jäger. ‘Draußen vor der Stadt ist ein hoher Berg, darauf wohnt ein Drache, der muß alle Jahr eine reine Jungfrau haben, sonst verwüstet er das ganze Land. Nun sind schon alle Jungfrauen hingegeben, und ist niemand mehr übrig, als die Königstochter, dennoch ist keine Gnade, sie muß ihm überliefert werden; und das soll morgen geschehen.’ Sprach der Jäger ‘warum wird der Drache nicht getödtet?’ ‘Ach,’ antwortete der Wirth, ‘so viele Ritter habens versucht, aber allesammt ihr Leben eingebüßt; der König hat dem, der den Drachen besiegt, seine Tochter zur Frau versprochen, und er soll auch nach seinem Tode das Reich erben.’

Der Jäger sagte dazu weiter nichts, aber am andern Morgen nahm er seine Thiere und stieg mit ihnen auf den Drachenberg. Da stand oben eine kleine Kirche, und auf dem Altar standen drei gefüllte Becher, und dabei war die Schrift ‘wer die Becher austrinkt, wird der stärkste Mann auf Erden, und wird das Schwert führen, das vor der Thürschwelle vergraben liegt.’ Der Jäger trank da nicht, gieng hinaus und suchte das Schwert in der Erde, vermochte aber nicht es von der Stelle zu bewegen. Da gieng er hin und trank die Becher aus, und war nun stark genug das Schwert aufzunehmen, und seine Hand konnte es ganz leicht führen.

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[367/0449] satt fraßen. Und als der Jäger für seine Thiere gesorgt hatte, fragte er erst den Wirth, warum die Stadt so mit Trauerflor ausgehängt wäre? Sprach der Wirth ‘weil morgen unseres Königs einzige Tochter sterben wird.’ Fragte der Jäger ‘ist sie sterbenskrank?’ ‘Nein,’ antwortete der Wirth, ‘sie ist frisch und gesund, aber sie muß doch sterben.’ ‘Wie geht das zu?’ fragte der Jäger. ‘Draußen vor der Stadt ist ein hoher Berg, darauf wohnt ein Drache, der muß alle Jahr eine reine Jungfrau haben, sonst verwüstet er das ganze Land. Nun sind schon alle Jungfrauen hingegeben, und ist niemand mehr übrig, als die Königstochter, dennoch ist keine Gnade, sie muß ihm überliefert werden; und das soll morgen geschehen.’ Sprach der Jäger ‘warum wird der Drache nicht getödtet?’ ‘Ach,’ antwortete der Wirth, ‘so viele Ritter habens versucht, aber allesammt ihr Leben eingebüßt; der König hat dem, der den Drachen besiegt, seine Tochter zur Frau versprochen, und er soll auch nach seinem Tode das Reich erben.’ Der Jäger sagte dazu weiter nichts, aber am andern Morgen nahm er seine Thiere und stieg mit ihnen auf den Drachenberg. Da stand oben eine kleine Kirche, und auf dem Altar standen drei gefüllte Becher, und dabei war die Schrift ‘wer die Becher austrinkt, wird der stärkste Mann auf Erden, und wird das Schwert führen, das vor der Thürschwelle vergraben liegt.’ Der Jäger trank da nicht, gieng hinaus und suchte das Schwert in der Erde, vermochte aber nicht es von der Stelle zu bewegen. Da gieng er hin und trank die Becher aus, und war nun stark genug das Schwert aufzunehmen, und seine Hand konnte es ganz leicht führen.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/449>, abgerufen am 23.11.2024.