Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

als ich das Bier mit dem Waizenmehl auftrocknen wollte, hab ich die Kanne auch noch umgestoßen; aber sei nur zufrieden, der Keller ist wieder ganz trocken. Sprach der Frieder 'Catherlieschen, Catherlieschen, das hättest du nicht thun müssen! läßt die Wurst wegholen und das Bier aus dem Faß laufen, und verschüttest obendrein unser feines Mehl!' 'Ja, Friederchen, das habe ich nicht gewußt, hättest mirs sagen müssen.'

Der Mann dachte 'geht das so mit deiner Frau, so mußt du dich besser vorsehen.' Nun hatte er eine hübsche Summe Thaler zusammen gebracht, die wechselte er in Gold ein und sprach zum Catherlieschen 'siehst du, das sind gelbe Gickelinge, die will ich in einen Topf thun und im Stall unter der Kuhkrippe vergraben: aber daß du mir ja davon bleibst, sonst geht dirs schlimm.' Sprach sie 'nein, Friederchen, wills gewiß nicht thun.' Nun, als der Frieder fort war, da kamen Krämer, die irdene Näpfe und Töpfe feil hatten, ins Dorf und fragten bei der jungen Frau an ob sie nichts zu handeln hätte. 'O, ihr lieben Leute,' sprach Catherlieschen, 'ich hab kein Geld und kann nichts kaufen; aber könnt ihr gelbe Gickelinge brauchen, so will ich wohl kaufen.' 'Gelbe Gickelinge, warum nicht? laßt sie einmal sehen.' 'So geht in den Stall und grabt unter der Kuhkrippe, so werdet ihr die gelben Gickelinge finden, ich darf nicht dabei gehen.' Die Spitzbuben giengen hin, gruben und fanden eitel Gold. Da packten sie auf damit, liefen fort und ließen Töpfe und Näpfe im Hause stehen. Catherlieschen meinte sie müßte das neue Geschirr auch brauchen: weil nun in der Küche ohnehin kein Mangel daran war, schlug sie

als ich das Bier mit dem Waizenmehl auftrocknen wollte, hab ich die Kanne auch noch umgestoßen; aber sei nur zufrieden, der Keller ist wieder ganz trocken. Sprach der Frieder ‘Catherlieschen, Catherlieschen, das hättest du nicht thun müssen! läßt die Wurst wegholen und das Bier aus dem Faß laufen, und verschüttest obendrein unser feines Mehl!’ ‘Ja, Friederchen, das habe ich nicht gewußt, hättest mirs sagen müssen.’

Der Mann dachte ‘geht das so mit deiner Frau, so mußt du dich besser vorsehen.’ Nun hatte er eine hübsche Summe Thaler zusammen gebracht, die wechselte er in Gold ein und sprach zum Catherlieschen ‘siehst du, das sind gelbe Gickelinge, die will ich in einen Topf thun und im Stall unter der Kuhkrippe vergraben: aber daß du mir ja davon bleibst, sonst geht dirs schlimm.’ Sprach sie ‘nein, Friederchen, wills gewiß nicht thun.’ Nun, als der Frieder fort war, da kamen Krämer, die irdene Näpfe und Töpfe feil hatten, ins Dorf und fragten bei der jungen Frau an ob sie nichts zu handeln hätte. ‘O, ihr lieben Leute,’ sprach Catherlieschen, ‘ich hab kein Geld und kann nichts kaufen; aber könnt ihr gelbe Gickelinge brauchen, so will ich wohl kaufen.’ ‘Gelbe Gickelinge, warum nicht? laßt sie einmal sehen.’ ‘So geht in den Stall und grabt unter der Kuhkrippe, so werdet ihr die gelben Gickelinge finden, ich darf nicht dabei gehen.’ Die Spitzbuben giengen hin, gruben und fanden eitel Gold. Da packten sie auf damit, liefen fort und ließen Töpfe und Näpfe im Hause stehen. Catherlieschen meinte sie müßte das neue Geschirr auch brauchen: weil nun in der Küche ohnehin kein Mangel daran war, schlug sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0435" n="353"/>
als ich das Bier mit dem Waizenmehl auftrocknen wollte, hab ich die Kanne auch noch umgestoßen; aber sei nur zufrieden, der Keller ist wieder ganz trocken. Sprach der Frieder &#x2018;Catherlieschen, Catherlieschen, das hättest du nicht thun müssen! läßt die Wurst wegholen und das Bier aus dem Faß laufen, und verschüttest obendrein unser feines Mehl!&#x2019; &#x2018;Ja, Friederchen, das habe ich nicht gewußt, hättest mirs sagen müssen.&#x2019;</p><lb/>
        <p>Der Mann dachte &#x2018;geht das so mit deiner Frau, so mußt du dich besser vorsehen.&#x2019; Nun hatte er eine hübsche Summe Thaler zusammen gebracht, die wechselte er in Gold ein und sprach zum Catherlieschen &#x2018;siehst du, das sind gelbe Gickelinge, die will ich in einen Topf thun und im Stall unter der Kuhkrippe vergraben: aber daß du mir ja davon bleibst, sonst geht dirs schlimm.&#x2019; Sprach sie &#x2018;nein, Friederchen, wills gewiß nicht thun.&#x2019; Nun, als der Frieder fort war, da kamen Krämer, die irdene Näpfe und Töpfe feil hatten, ins Dorf und fragten bei der jungen Frau an ob sie nichts zu handeln hätte. &#x2018;O, ihr lieben Leute,&#x2019; sprach Catherlieschen, &#x2018;ich hab kein Geld und kann nichts kaufen; aber könnt ihr gelbe Gickelinge brauchen, so will ich wohl kaufen.&#x2019; &#x2018;Gelbe Gickelinge, warum nicht? laßt sie einmal sehen.&#x2019; &#x2018;So geht in den Stall und grabt unter der Kuhkrippe, so werdet ihr die gelben Gickelinge finden, ich darf nicht dabei gehen.&#x2019; Die Spitzbuben giengen hin, gruben und fanden eitel Gold. Da packten sie auf damit, liefen fort und ließen Töpfe und Näpfe im Hause stehen. Catherlieschen meinte sie müßte das neue Geschirr auch brauchen: weil nun in der Küche ohnehin kein Mangel daran war, schlug sie
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[353/0435] als ich das Bier mit dem Waizenmehl auftrocknen wollte, hab ich die Kanne auch noch umgestoßen; aber sei nur zufrieden, der Keller ist wieder ganz trocken. Sprach der Frieder ‘Catherlieschen, Catherlieschen, das hättest du nicht thun müssen! läßt die Wurst wegholen und das Bier aus dem Faß laufen, und verschüttest obendrein unser feines Mehl!’ ‘Ja, Friederchen, das habe ich nicht gewußt, hättest mirs sagen müssen.’ Der Mann dachte ‘geht das so mit deiner Frau, so mußt du dich besser vorsehen.’ Nun hatte er eine hübsche Summe Thaler zusammen gebracht, die wechselte er in Gold ein und sprach zum Catherlieschen ‘siehst du, das sind gelbe Gickelinge, die will ich in einen Topf thun und im Stall unter der Kuhkrippe vergraben: aber daß du mir ja davon bleibst, sonst geht dirs schlimm.’ Sprach sie ‘nein, Friederchen, wills gewiß nicht thun.’ Nun, als der Frieder fort war, da kamen Krämer, die irdene Näpfe und Töpfe feil hatten, ins Dorf und fragten bei der jungen Frau an ob sie nichts zu handeln hätte. ‘O, ihr lieben Leute,’ sprach Catherlieschen, ‘ich hab kein Geld und kann nichts kaufen; aber könnt ihr gelbe Gickelinge brauchen, so will ich wohl kaufen.’ ‘Gelbe Gickelinge, warum nicht? laßt sie einmal sehen.’ ‘So geht in den Stall und grabt unter der Kuhkrippe, so werdet ihr die gelben Gickelinge finden, ich darf nicht dabei gehen.’ Die Spitzbuben giengen hin, gruben und fanden eitel Gold. Da packten sie auf damit, liefen fort und ließen Töpfe und Näpfe im Hause stehen. Catherlieschen meinte sie müßte das neue Geschirr auch brauchen: weil nun in der Küche ohnehin kein Mangel daran war, schlug sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-03T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/435
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/435>, abgerufen am 22.11.2024.