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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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nahm den Spieß auf die Schulter und gieng ohne Furcht weiter. Nicht lange so erblickte er das Thier, das auf ihn los rannte, er hielt ihm aber den Spieß entgegen, und in seiner blinden Wuth rannte es so gewaltig hinein, daß ihm das Herz entzwei geschnitten ward. Da nahm er das Ungestüm auf die Schulter, gieng heimwärts und wollte es dem Könige bringen.

Als er auf der andern Seite des Waldes heraus kam, stand da am Eingang ein Haus, wo die Leute sich mit Tanz und Wein lustig machten. Sein ältester Bruder war da eingetreten und hatte gedacht das Schwein liefe ihm doch nicht fort, erst wollte er sich einen rechten Muth trinken. Als er nun den jüngsten erblickte, der mit seiner Beute beladen aus dem Wald kam, so ließ ihm sein neidisches und boshaftes Herz keine Ruhe. Er rief ihm zu 'komm doch herein, lieber Bruder, ruhe dich aus und stärke dich mit einem Becher Wein.' Der jüngste, der nichts arges dahinter vermuthete, gieng hinein und erzählte ihm von dem guten Männlein, das ihm einen Spieß gegeben, womit er das Schwein getödtet hätte. Der älteste hielt ihn bis zum Abend zurück, da giengen sie zusammen fort. Als sie aber in der Dunkelheit zu der Brücke über einen Bach kamen, ließ der älteste den jüngsten vorangehen, und als er mitten über dem Wasser war, gab er ihm von hinten einen Schlag, daß er todt hinabstürzte. Er begrub ihn unter der Brücke, nahm dann das Schwein und brachte es dem König mit dem Vorgeben er hätte es getödtet; worauf er die Tochter des Königs zur Gemahlin erhielt. Als der jüngste Bruder nicht wieder kommen wollte, sagte er 'das Schwein wird ihm den Leib aufgerissen haben,' und das glaubte jedermann.

nahm den Spieß auf die Schulter und gieng ohne Furcht weiter. Nicht lange so erblickte er das Thier, das auf ihn los rannte, er hielt ihm aber den Spieß entgegen, und in seiner blinden Wuth rannte es so gewaltig hinein, daß ihm das Herz entzwei geschnitten ward. Da nahm er das Ungestüm auf die Schulter, gieng heimwärts und wollte es dem Könige bringen.

Als er auf der andern Seite des Waldes heraus kam, stand da am Eingang ein Haus, wo die Leute sich mit Tanz und Wein lustig machten. Sein ältester Bruder war da eingetreten und hatte gedacht das Schwein liefe ihm doch nicht fort, erst wollte er sich einen rechten Muth trinken. Als er nun den jüngsten erblickte, der mit seiner Beute beladen aus dem Wald kam, so ließ ihm sein neidisches und boshaftes Herz keine Ruhe. Er rief ihm zu ‘komm doch herein, lieber Bruder, ruhe dich aus und stärke dich mit einem Becher Wein.’ Der jüngste, der nichts arges dahinter vermuthete, gieng hinein und erzählte ihm von dem guten Männlein, das ihm einen Spieß gegeben, womit er das Schwein getödtet hätte. Der älteste hielt ihn bis zum Abend zurück, da giengen sie zusammen fort. Als sie aber in der Dunkelheit zu der Brücke über einen Bach kamen, ließ der älteste den jüngsten vorangehen, und als er mitten über dem Wasser war, gab er ihm von hinten einen Schlag, daß er todt hinabstürzte. Er begrub ihn unter der Brücke, nahm dann das Schwein und brachte es dem König mit dem Vorgeben er hätte es getödtet; worauf er die Tochter des Königs zur Gemahlin erhielt. Als der jüngste Bruder nicht wieder kommen wollte, sagte er ‘das Schwein wird ihm den Leib aufgerissen haben,’ und das glaubte jedermann.

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[173/0255] nahm den Spieß auf die Schulter und gieng ohne Furcht weiter. Nicht lange so erblickte er das Thier, das auf ihn los rannte, er hielt ihm aber den Spieß entgegen, und in seiner blinden Wuth rannte es so gewaltig hinein, daß ihm das Herz entzwei geschnitten ward. Da nahm er das Ungestüm auf die Schulter, gieng heimwärts und wollte es dem Könige bringen. Als er auf der andern Seite des Waldes heraus kam, stand da am Eingang ein Haus, wo die Leute sich mit Tanz und Wein lustig machten. Sein ältester Bruder war da eingetreten und hatte gedacht das Schwein liefe ihm doch nicht fort, erst wollte er sich einen rechten Muth trinken. Als er nun den jüngsten erblickte, der mit seiner Beute beladen aus dem Wald kam, so ließ ihm sein neidisches und boshaftes Herz keine Ruhe. Er rief ihm zu ‘komm doch herein, lieber Bruder, ruhe dich aus und stärke dich mit einem Becher Wein.’ Der jüngste, der nichts arges dahinter vermuthete, gieng hinein und erzählte ihm von dem guten Männlein, das ihm einen Spieß gegeben, womit er das Schwein getödtet hätte. Der älteste hielt ihn bis zum Abend zurück, da giengen sie zusammen fort. Als sie aber in der Dunkelheit zu der Brücke über einen Bach kamen, ließ der älteste den jüngsten vorangehen, und als er mitten über dem Wasser war, gab er ihm von hinten einen Schlag, daß er todt hinabstürzte. Er begrub ihn unter der Brücke, nahm dann das Schwein und brachte es dem König mit dem Vorgeben er hätte es getödtet; worauf er die Tochter des Königs zur Gemahlin erhielt. Als der jüngste Bruder nicht wieder kommen wollte, sagte er ‘das Schwein wird ihm den Leib aufgerissen haben,’ und das glaubte jedermann.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/255>, abgerufen am 24.11.2024.