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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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wäre, so wollte ich wohl drei Nächte in dem verwünschten Schloß wachen.' Der König sah ihn an, und weil er ihm gefiel, sprach er 'du darfst dir noch dreierlei ausbitten, aber es müssen leblose Dinge sein, und darfst das du mit ins Schloß nehmen.' Da antwortete er 'so bitt ich um ein Feuer, eine Drehbank und eine Schnitzbank mit dem Messer.'

Der König ließ ihm das alles bei Tag in das Schloß tragen. Als es Nacht werden wollte, gieng der Junge hinauf, machte sich in einer Kammer ein helles Feuer an, stellte die Schnitzbank mit dem Messer daneben und setzte sich auf die Drehbank. 'Ach, wenn mirs nur gruselte!' sprach er, 'aber hier werd ichs auch nicht lernen.' Gegen Mitternacht wollte er sich sein Feuer einmal aufschüren: wie er so hinein blies, da schries plötzlich aus einer Ecke 'au, miau! was uns friert!' 'Jhr Narren,' rief er, 'was schreit ihr? wenn euch friert, kommt, setzt euch ans Feuer und wärmt euch.' Und wie er das gesagt hatte, kamen zwei große schwarze Katzen in einem gewaltigen Sprunge herbei, setzten sich ihm zu beiden Seiten und sahen ihn mit ihren feurigen Augen ganz wild an. Über ein Weilchen, als sie sich gewärmt hatten, sprachen sie 'Kamerad, wollen wir eins in der Karte spielen?' 'warum nicht?' antwortete er, 'aber zeigt einmal eure Pfoten her.' Da streckten sie die Krallen aus. 'Ei,' sagte er, 'was habt ihr lange Nägel! wartet, die muß ich euch erst abschneiden.' Damit packte er sie beim Kragen, hob sie auf die Schnitzbank und schraubte ihnen die Pfoten fest. 'Euch habe ich auf die Finger gesehen,' sprach er, 'da vergeht mir die Lust zum Kartenspiel,' schlug sie todt und warf sie hinaus ins Wasser. Als er aber

wäre, so wollte ich wohl drei Nächte in dem verwünschten Schloß wachen.’ Der König sah ihn an, und weil er ihm gefiel, sprach er ‘du darfst dir noch dreierlei ausbitten, aber es müssen leblose Dinge sein, und darfst das du mit ins Schloß nehmen.’ Da antwortete er ‘so bitt ich um ein Feuer, eine Drehbank und eine Schnitzbank mit dem Messer.’

Der König ließ ihm das alles bei Tag in das Schloß tragen. Als es Nacht werden wollte, gieng der Junge hinauf, machte sich in einer Kammer ein helles Feuer an, stellte die Schnitzbank mit dem Messer daneben und setzte sich auf die Drehbank. ‘Ach, wenn mirs nur gruselte!’ sprach er, ‘aber hier werd ichs auch nicht lernen.’ Gegen Mitternacht wollte er sich sein Feuer einmal aufschüren: wie er so hinein blies, da schries plötzlich aus einer Ecke ‘au, miau! was uns friert!’ ‘Jhr Narren,’ rief er, ‘was schreit ihr? wenn euch friert, kommt, setzt euch ans Feuer und wärmt euch.’ Und wie er das gesagt hatte, kamen zwei große schwarze Katzen in einem gewaltigen Sprunge herbei, setzten sich ihm zu beiden Seiten und sahen ihn mit ihren feurigen Augen ganz wild an. Über ein Weilchen, als sie sich gewärmt hatten, sprachen sie ‘Kamerad, wollen wir eins in der Karte spielen?’ ‘warum nicht?’ antwortete er, ‘aber zeigt einmal eure Pfoten her.’ Da streckten sie die Krallen aus. ‘Ei,’ sagte er, ‘was habt ihr lange Nägel! wartet, die muß ich euch erst abschneiden.’ Damit packte er sie beim Kragen, hob sie auf die Schnitzbank und schraubte ihnen die Pfoten fest. ‘Euch habe ich auf die Finger gesehen,’ sprach er, ‘da vergeht mir die Lust zum Kartenspiel,’ schlug sie todt und warf sie hinaus ins Wasser. Als er aber

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/105>, abgerufen am 02.05.2024.