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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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haben.' 'Vater,' antwortete er, 'hört nur an, ich bin ganz unschuldig: er stand da in der Nacht, wie einer der böses im Sinne hat. Jch wußte nicht wers war, und habe ihn dreimal ermahnt zu reden oder wegzugehen.' 'Ach,' sprach der Vater, 'mit dir erleb ich nur Unglück, geh mir aus den Augen, ich will dich nicht mehr ansehen.' 'Ja, Vater, recht gerne, wartet nur bis Tag ist, da will ich ausgehen und das Gruseln lernen, so versteh ich doch eine Kunst, die mich ernähren kann.' 'Lerne was du willst,' sprach der Vater, 'mir ist alles einerlei. Da hast du funfzig Thaler, damit geh in die weite Welt und sage keinem Menschen wo du her bist und wer dein Vater ist, denn ich muß mich deiner schämen.' 'Ja, Vater, wie ihrs haben wollt, wenn ihr nicht mehr verlangt, das kann ich leicht in Acht behalten.'

Als nun der Tag anbrach, steckte der Junge seine funfzig Thaler in die Tasche, gieng hinaus auf die große Landstraße und sprach immer vor sich hin 'wenn mirs nur gruselte! wenn mirs nur gruselte!' Da kam ein Mann heran, der hörte das Gespräch, das der Junge mit sich selber führte, und als sie ein Stück weiter waren, daß man den Galgen sehen konnte, sagte der Mann zu ihm 'siehst du, dort ist der Baum, wo siebene mit des Seilers Tochter Hochzeit gehalten haben und jetzt das Fliegen lernen: setz dich darunter und warte bis die Nacht kommt, so wirst du schon das Gruseln lernen.' 'Wenn weiter nichts dazu gehört,' antwortete der Junge, 'das ist leicht gethan; lerne ich aber so geschwind das Gruseln, so sollst du meine funfzig Thaler haben: komm nur Morgen früh wieder zu mir.' Da ging der Junge zu dem Galgen, setzte sich darunter und

haben.’ ‘Vater,’ antwortete er, ‘hört nur an, ich bin ganz unschuldig: er stand da in der Nacht, wie einer der böses im Sinne hat. Jch wußte nicht wers war, und habe ihn dreimal ermahnt zu reden oder wegzugehen.’ ‘Ach,’ sprach der Vater, ‘mit dir erleb ich nur Unglück, geh mir aus den Augen, ich will dich nicht mehr ansehen.’ ‘Ja, Vater, recht gerne, wartet nur bis Tag ist, da will ich ausgehen und das Gruseln lernen, so versteh ich doch eine Kunst, die mich ernähren kann.’ ‘Lerne was du willst,’ sprach der Vater, ‘mir ist alles einerlei. Da hast du funfzig Thaler, damit geh in die weite Welt und sage keinem Menschen wo du her bist und wer dein Vater ist, denn ich muß mich deiner schämen.’ ‘Ja, Vater, wie ihrs haben wollt, wenn ihr nicht mehr verlangt, das kann ich leicht in Acht behalten.’

Als nun der Tag anbrach, steckte der Junge seine funfzig Thaler in die Tasche, gieng hinaus auf die große Landstraße und sprach immer vor sich hin ‘wenn mirs nur gruselte! wenn mirs nur gruselte!’ Da kam ein Mann heran, der hörte das Gespräch, das der Junge mit sich selber führte, und als sie ein Stück weiter waren, daß man den Galgen sehen konnte, sagte der Mann zu ihm ‘siehst du, dort ist der Baum, wo siebene mit des Seilers Tochter Hochzeit gehalten haben und jetzt das Fliegen lernen: setz dich darunter und warte bis die Nacht kommt, so wirst du schon das Gruseln lernen.’ ‘Wenn weiter nichts dazu gehört,’ antwortete der Junge, ‘das ist leicht gethan; lerne ich aber so geschwind das Gruseln, so sollst du meine funfzig Thaler haben: komm nur Morgen früh wieder zu mir.’ Da ging der Junge zu dem Galgen, setzte sich darunter und

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/102>, abgerufen am 22.11.2024.