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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

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Haare über den Kopf, 'wer hätte das gedacht! es ist freilich gut, wenn man so ein Thier ins Haus abschlachten kann, was giebts für Fleisch! aber ich mache mir aus dem Kuhfleisch nicht viel, es ist mir nicht saftig genug. Ja, wer so ein junges Schwein hätte! das schmeckt anders, dabei noch die Würste.' 'Hört, Hans,' sprach da der Metzger, 'euch zu Liebe will ich tauschen, und will euch das Schwein für die Kuh lassen.' 'Gott lohn euch eure Freundschaft' sprach Hans, übergab ihm die Kuh, und ließ sich das Schweinchen vom Karren losmachen, und den Strick, woran es gebunden war, in die Hand geben.

Hans zog weiter, und überdachte wie ihm doch alles nach Wunsch gienge, begegnete ihm ja eine Verdrießlichkeit, so würde sie doch gleich wieder gut gemacht. Es gesellte sich danach ein Bursch zu ihm, der trug eine schöne weiße Gans unter dem Arm. Sie boten einander die Zeit, und Hans fieng an ihm von seinem Glück zu erzählen, und wie er immer so vortheilhaft getauscht hätte. Der Bursch erzählte ihm daß er die Gans zu einem Kindtaufschmaus brächte. 'Hebt einmal,' fuhr er fort, und packte sie bei den Flügeln, 'wie schwer sie ist, sie ist aber auch acht Wochen lang genudelt worden. Wer in den Braten beißt, muß sich das Fett von beiden Seiten abwischen.' 'Ja,' sprach Hans, und wog sie mit der einen Hand, 'die hat ihr Gewicht, aber mein Schwein ist auch keine Sau.' Jndessen sah sich der Bursch nach allen Seiten ganz bedenklich um, schüttelte auch wohl mit dem Kopf. 'Hört,' fieng er darauf an, 'mit eurem Schweine mags nicht ganz richtig sein. Jn dem Dorfe, durch das

Haare über den Kopf, ‘wer hätte das gedacht! es ist freilich gut, wenn man so ein Thier ins Haus abschlachten kann, was giebts für Fleisch! aber ich mache mir aus dem Kuhfleisch nicht viel, es ist mir nicht saftig genug. Ja, wer so ein junges Schwein hätte! das schmeckt anders, dabei noch die Würste.’ ‘Hört, Hans,’ sprach da der Metzger, ‘euch zu Liebe will ich tauschen, und will euch das Schwein für die Kuh lassen.’ ‘Gott lohn euch eure Freundschaft’ sprach Hans, übergab ihm die Kuh, und ließ sich das Schweinchen vom Karren losmachen, und den Strick, woran es gebunden war, in die Hand geben.

Hans zog weiter, und überdachte wie ihm doch alles nach Wunsch gienge, begegnete ihm ja eine Verdrießlichkeit, so würde sie doch gleich wieder gut gemacht. Es gesellte sich danach ein Bursch zu ihm, der trug eine schöne weiße Gans unter dem Arm. Sie boten einander die Zeit, und Hans fieng an ihm von seinem Glück zu erzählen, und wie er immer so vortheilhaft getauscht hätte. Der Bursch erzählte ihm daß er die Gans zu einem Kindtaufschmaus brächte. ‘Hebt einmal,’ fuhr er fort, und packte sie bei den Flügeln, ‘wie schwer sie ist, sie ist aber auch acht Wochen lang genudelt worden. Wer in den Braten beißt, muß sich das Fett von beiden Seiten abwischen.’ ‘Ja,’ sprach Hans, und wog sie mit der einen Hand, ‘die hat ihr Gewicht, aber mein Schwein ist auch keine Sau.’ Jndessen sah sich der Bursch nach allen Seiten ganz bedenklich um, schüttelte auch wohl mit dem Kopf. ‘Hört,’ fieng er darauf an, ‘mit eurem Schweine mags nicht ganz richtig sein. Jn dem Dorfe, durch das

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[492/0530] Haare über den Kopf, ‘wer hätte das gedacht! es ist freilich gut, wenn man so ein Thier ins Haus abschlachten kann, was giebts für Fleisch! aber ich mache mir aus dem Kuhfleisch nicht viel, es ist mir nicht saftig genug. Ja, wer so ein junges Schwein hätte! das schmeckt anders, dabei noch die Würste.’ ‘Hört, Hans,’ sprach da der Metzger, ‘euch zu Liebe will ich tauschen, und will euch das Schwein für die Kuh lassen.’ ‘Gott lohn euch eure Freundschaft’ sprach Hans, übergab ihm die Kuh, und ließ sich das Schweinchen vom Karren losmachen, und den Strick, woran es gebunden war, in die Hand geben. Hans zog weiter, und überdachte wie ihm doch alles nach Wunsch gienge, begegnete ihm ja eine Verdrießlichkeit, so würde sie doch gleich wieder gut gemacht. Es gesellte sich danach ein Bursch zu ihm, der trug eine schöne weiße Gans unter dem Arm. Sie boten einander die Zeit, und Hans fieng an ihm von seinem Glück zu erzählen, und wie er immer so vortheilhaft getauscht hätte. Der Bursch erzählte ihm daß er die Gans zu einem Kindtaufschmaus brächte. ‘Hebt einmal,’ fuhr er fort, und packte sie bei den Flügeln, ‘wie schwer sie ist, sie ist aber auch acht Wochen lang genudelt worden. Wer in den Braten beißt, muß sich das Fett von beiden Seiten abwischen.’ ‘Ja,’ sprach Hans, und wog sie mit der einen Hand, ‘die hat ihr Gewicht, aber mein Schwein ist auch keine Sau.’ Jndessen sah sich der Bursch nach allen Seiten ganz bedenklich um, schüttelte auch wohl mit dem Kopf. ‘Hört,’ fieng er darauf an, ‘mit eurem Schweine mags nicht ganz richtig sein. Jn dem Dorfe, durch das

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/530>, abgerufen am 28.04.2024.