Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

rührte sie daran, so ward sie zu einem wunderschönen Fräulein, die Rübe zur Kutsche, und die sechs Mäuschen zu Pferden. Da stiegen sie in die Kutsche, und er küßte sie, und brachte sie zu dem König. Seine Brüder kamen auch, die hatten den Dummling so verachtet, daß sie die ersten besten Bauernweiber genommen und heimgeführt hatten. Da sprach der König 'dem jüngsten gehört das Reich nach meinem Tod.' Aber die zwei ältesten lärmten von neuem, sprachen 'wir könnens nicht zugeben,' und verlangten der sollte den Vorzug haben, dessen Frau durch einen Ring springen könnte, der mitten in dem Saal hieng, und dachten 'die Bauernweiber können das wohl, die sind stark genug, aber das zarte Fräulein springt sich todt.' Endlich willigte der König ein. Da sprangen die zwei Bauernweiber, sprangen auch durch, waren aber so plump, daß sie fielen, und ihre groben Arme und Beine entzwei brachen. Darauf sprang das schöne Fräulein, das der Dummling mitgebracht hatte, und sprang ganz leicht durch den Ring, und gewann ihm das Reich. Und als der König starb, erhielt er die Krone, und hat lange in Weisheit geherrscht.



rührte sie daran, so ward sie zu einem wunderschönen Fräulein, die Rübe zur Kutsche, und die sechs Mäuschen zu Pferden. Da stiegen sie in die Kutsche, und er küßte sie, und brachte sie zu dem König. Seine Brüder kamen auch, die hatten den Dummling so verachtet, daß sie die ersten besten Bauernweiber genommen und heimgeführt hatten. Da sprach der König ‘dem jüngsten gehört das Reich nach meinem Tod.’ Aber die zwei ältesten lärmten von neuem, sprachen ‘wir könnens nicht zugeben,’ und verlangten der sollte den Vorzug haben, dessen Frau durch einen Ring springen könnte, der mitten in dem Saal hieng, und dachten ‘die Bauernweiber können das wohl, die sind stark genug, aber das zarte Fräulein springt sich todt.’ Endlich willigte der König ein. Da sprangen die zwei Bauernweiber, sprangen auch durch, waren aber so plump, daß sie fielen, und ihre groben Arme und Beine entzwei brachen. Darauf sprang das schöne Fräulein, das der Dummling mitgebracht hatte, und sprang ganz leicht durch den Ring, und gewann ihm das Reich. Und als der König starb, erhielt er die Krone, und hat lange in Weisheit geherrscht.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0441" n="403"/>
rührte sie daran, so ward sie zu einem wunderschönen Fräulein, die Rübe zur Kutsche, und die sechs Mäuschen zu Pferden. Da stiegen sie in die Kutsche, und er küßte sie, und brachte sie zu dem König. Seine Brüder kamen auch, die hatten den Dummling so verachtet, daß sie die ersten besten Bauernweiber genommen und heimgeführt hatten. Da sprach der König &#x2018;dem jüngsten gehört das Reich nach meinem Tod.&#x2019; Aber die zwei ältesten lärmten von neuem, sprachen &#x2018;wir könnens nicht zugeben,&#x2019; und verlangten der sollte den Vorzug haben, dessen Frau durch einen Ring springen könnte, der mitten in dem Saal hieng, und dachten &#x2018;die Bauernweiber können das wohl, die sind stark genug, aber das zarte Fräulein springt sich todt.&#x2019; Endlich willigte der König ein. Da sprangen die zwei Bauernweiber, sprangen auch durch, waren aber so plump, daß sie fielen, und ihre groben Arme und Beine entzwei brachen. Darauf sprang das schöne Fräulein, das der Dummling mitgebracht hatte, und sprang ganz leicht durch den Ring, und gewann ihm das Reich. Und als der König starb, erhielt er die Krone, und hat lange in Weisheit geherrscht.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[403/0441] rührte sie daran, so ward sie zu einem wunderschönen Fräulein, die Rübe zur Kutsche, und die sechs Mäuschen zu Pferden. Da stiegen sie in die Kutsche, und er küßte sie, und brachte sie zu dem König. Seine Brüder kamen auch, die hatten den Dummling so verachtet, daß sie die ersten besten Bauernweiber genommen und heimgeführt hatten. Da sprach der König ‘dem jüngsten gehört das Reich nach meinem Tod.’ Aber die zwei ältesten lärmten von neuem, sprachen ‘wir könnens nicht zugeben,’ und verlangten der sollte den Vorzug haben, dessen Frau durch einen Ring springen könnte, der mitten in dem Saal hieng, und dachten ‘die Bauernweiber können das wohl, die sind stark genug, aber das zarte Fräulein springt sich todt.’ Endlich willigte der König ein. Da sprangen die zwei Bauernweiber, sprangen auch durch, waren aber so plump, daß sie fielen, und ihre groben Arme und Beine entzwei brachen. Darauf sprang das schöne Fräulein, das der Dummling mitgebracht hatte, und sprang ganz leicht durch den Ring, und gewann ihm das Reich. Und als der König starb, erhielt er die Krone, und hat lange in Weisheit geherrscht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/441
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/441>, abgerufen am 25.11.2024.