Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

das fünfte behält er bei sich.' Der Müller war begierig, und sprach 'laß ihn einmal wahrsagen.' Da drückte Bürle dem Raben auf den Kopf, daß er quackte und krr krr machte. Sprach der Müller 'was hat er gesagt?' Bürle antwortete 'erstens hat er gesagt es steckte Wein unterm Kopfkissen.' 'Das wäre des Guckgucks!' rief der Müller, gieng hin, und fand den Wein. 'Nun weiter' sprach der Müller. Das Bürle ließ den Raben wieder quacksen, und sprach 'zweitens, hat er gesagt, wäre Braten in der Ofenkachel.' 'Das wäre des Guckgucks!' rief der Müller, gieng hin und fand den Braten. Bürle ließ den Raben noch mehr weissagen, und sprach 'drittens, hat er gesagt, wäre Salat auf dem Bett.' 'Das wäre des Guckgucks!' rief der Müller, gieng hin, und fand den Salat. Endlich drückte das Bürle den Raben noch einmal, daß er knurrte und sprach 'viertens, hat er gesagt, wäre Kuchen unterm Bett.' 'Das wäre des Guckgucks!' rief der Müller, gieng hin, und fand den Kuchen.

Nun setzten sich die zwei zusammen an den Tisch, die Müllerin aber kriegte Todesängste, legte sich ins Bett, und nahm alle Schlüssel zu sich. Der Müller hätte auch gern das fünfte gewußt, aber Bürle sprach 'erst wollen wir die vier andern Dinge ruhig essen, denn das fünfte ist etwas schlimmes.' So aßen sie und darnach ward gehandelt wie viel der Müller für die fünfte Wahrsagung geben sollte, bis sie um dreihundert Thaler einig wurden. Da drückte das Bürle dem Raben noch einmal an den Kopf, daß er laut quackte. Fragte der Müller 'was hat er gesagt?' Antwortete das Bürle 'er hat gesagt draußen im Schrank auf dem Hausehrn, da steckte der Teufel.'

das fünfte behält er bei sich.’ Der Müller war begierig, und sprach ‘laß ihn einmal wahrsagen.’ Da drückte Bürle dem Raben auf den Kopf, daß er quackte und krr krr machte. Sprach der Müller ‘was hat er gesagt?’ Bürle antwortete ‘erstens hat er gesagt es steckte Wein unterm Kopfkissen.’ ‘Das wäre des Guckgucks!’ rief der Müller, gieng hin, und fand den Wein. ‘Nun weiter’ sprach der Müller. Das Bürle ließ den Raben wieder quacksen, und sprach ‘zweitens, hat er gesagt, wäre Braten in der Ofenkachel.’ ‘Das wäre des Guckgucks!’ rief der Müller, gieng hin und fand den Braten. Bürle ließ den Raben noch mehr weissagen, und sprach ‘drittens, hat er gesagt, wäre Salat auf dem Bett.’ ‘Das wäre des Guckgucks!’ rief der Müller, gieng hin, und fand den Salat. Endlich drückte das Bürle den Raben noch einmal, daß er knurrte und sprach ‘viertens, hat er gesagt, wäre Kuchen unterm Bett.’ ‘Das wäre des Guckgucks!’ rief der Müller, gieng hin, und fand den Kuchen.

Nun setzten sich die zwei zusammen an den Tisch, die Müllerin aber kriegte Todesängste, legte sich ins Bett, und nahm alle Schlüssel zu sich. Der Müller hätte auch gern das fünfte gewußt, aber Bürle sprach ‘erst wollen wir die vier andern Dinge ruhig essen, denn das fünfte ist etwas schlimmes.’ So aßen sie und darnach ward gehandelt wie viel der Müller für die fünfte Wahrsagung geben sollte, bis sie um dreihundert Thaler einig wurden. Da drückte das Bürle dem Raben noch einmal an den Kopf, daß er laut quackte. Fragte der Müller ‘was hat er gesagt?’ Antwortete das Bürle ‘er hat gesagt draußen im Schrank auf dem Hausehrn, da steckte der Teufel.’

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0431" n="393"/>
das fünfte behält er bei sich.&#x2019; Der Müller war begierig, und sprach &#x2018;laß ihn einmal wahrsagen.&#x2019; Da drückte Bürle dem Raben auf den Kopf, daß er quackte und krr krr machte. Sprach der Müller &#x2018;was hat er gesagt?&#x2019; Bürle antwortete &#x2018;erstens hat er gesagt es steckte Wein unterm Kopfkissen.&#x2019; &#x2018;Das wäre des Guckgucks!&#x2019; rief der Müller, gieng hin, und fand den Wein. &#x2018;Nun weiter&#x2019; sprach der Müller. Das Bürle ließ den Raben wieder quacksen, und sprach &#x2018;zweitens, hat er gesagt, wäre Braten in der Ofenkachel.&#x2019; &#x2018;Das wäre des Guckgucks!&#x2019; rief der Müller, gieng hin und fand den Braten. Bürle ließ den Raben noch mehr weissagen, und sprach &#x2018;drittens, hat er gesagt, wäre Salat auf dem Bett.&#x2019; &#x2018;Das wäre des Guckgucks!&#x2019; rief der Müller, gieng hin, und fand den Salat. Endlich drückte das Bürle den Raben noch einmal, daß er knurrte und sprach &#x2018;viertens, hat er gesagt, wäre Kuchen unterm Bett.&#x2019; &#x2018;Das wäre des Guckgucks!&#x2019; rief der Müller, gieng hin, und fand den Kuchen.</p><lb/>
        <p>Nun setzten sich die zwei zusammen an den Tisch, die Müllerin aber kriegte Todesängste, legte sich ins Bett, und nahm alle Schlüssel zu sich. Der Müller hätte auch gern das fünfte gewußt, aber Bürle sprach &#x2018;erst wollen wir die vier andern Dinge ruhig essen, denn das fünfte ist etwas schlimmes.&#x2019; So aßen sie und darnach ward gehandelt wie viel der Müller für die fünfte Wahrsagung geben sollte, bis sie um dreihundert Thaler einig wurden. Da drückte das Bürle dem Raben noch einmal an den Kopf, daß er laut quackte. Fragte der Müller &#x2018;was hat er gesagt?&#x2019; Antwortete das Bürle &#x2018;er hat gesagt draußen im Schrank auf dem Hausehrn, da steckte der Teufel.&#x2019;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[393/0431] das fünfte behält er bei sich.’ Der Müller war begierig, und sprach ‘laß ihn einmal wahrsagen.’ Da drückte Bürle dem Raben auf den Kopf, daß er quackte und krr krr machte. Sprach der Müller ‘was hat er gesagt?’ Bürle antwortete ‘erstens hat er gesagt es steckte Wein unterm Kopfkissen.’ ‘Das wäre des Guckgucks!’ rief der Müller, gieng hin, und fand den Wein. ‘Nun weiter’ sprach der Müller. Das Bürle ließ den Raben wieder quacksen, und sprach ‘zweitens, hat er gesagt, wäre Braten in der Ofenkachel.’ ‘Das wäre des Guckgucks!’ rief der Müller, gieng hin und fand den Braten. Bürle ließ den Raben noch mehr weissagen, und sprach ‘drittens, hat er gesagt, wäre Salat auf dem Bett.’ ‘Das wäre des Guckgucks!’ rief der Müller, gieng hin, und fand den Salat. Endlich drückte das Bürle den Raben noch einmal, daß er knurrte und sprach ‘viertens, hat er gesagt, wäre Kuchen unterm Bett.’ ‘Das wäre des Guckgucks!’ rief der Müller, gieng hin, und fand den Kuchen. Nun setzten sich die zwei zusammen an den Tisch, die Müllerin aber kriegte Todesängste, legte sich ins Bett, und nahm alle Schlüssel zu sich. Der Müller hätte auch gern das fünfte gewußt, aber Bürle sprach ‘erst wollen wir die vier andern Dinge ruhig essen, denn das fünfte ist etwas schlimmes.’ So aßen sie und darnach ward gehandelt wie viel der Müller für die fünfte Wahrsagung geben sollte, bis sie um dreihundert Thaler einig wurden. Da drückte das Bürle dem Raben noch einmal an den Kopf, daß er laut quackte. Fragte der Müller ‘was hat er gesagt?’ Antwortete das Bürle ‘er hat gesagt draußen im Schrank auf dem Hausehrn, da steckte der Teufel.’

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/431
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/431>, abgerufen am 10.05.2024.