Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

hinauf, und jage davon, und niemand ist im Stande dich einzuholen, denn das Pferd läuft schneller als der Wind.'

Alles wurde vollbracht, und der Königssohn führte die schöne Jungfrau auf dem goldenen Pferde fort. Der Fuchs blieb nicht zurück, und sprach zu dem Jüngling 'jetzt will ich dir auch zu dem goldenen Vogel verhelfen. Wenn du nahe bei dem Schlosse bist, wo sich der Vogel befindet, so laß die Jungfrau absitzen, und ich will sie in meine Obhut nehmen; dann reite mit dem goldenen Pferd in den Schloßhof: bei dem Anblick wird große Freude sein, und sie werden dir den goldenen Vogel herausbringen. Wie du den Käfig in der Hand hast, so jage zu uns zurück, und hole dir die Jungfrau wieder ab.' Als der Anschlag geglückt war, und der Königssohn mit seinen Schätzen heim reiten wollte, so sagte der Fuchs 'nun sollst du mich für meinen Beistand belohnen.' 'Was verlangst du dafür?' fragte der Jüngling.' 'Wenn wir dort in den Wald kommen, so schieß mich todt, und hau mir Kopf und Pfoten ab.' 'Das wäre eine schöne Dankbarkeit,' sagte der Königssohn, 'das kann ich dir unmöglich gewähren.' Sprach der Fuchs 'wenn du es nicht thun willst, so muß ich dich verlassen; ehe ich aber fortgehe, will ich dir noch einen guten Rath geben. Vor zwei Stücken hüte dich, kauf kein Galgenfleisch, und setze dich an keinen Brunnenrand.' Damit lief er in den Wald.

Der Jüngling dachte 'das ist ein wunderliches Thier, das seltsame Grillen hat. Wer wird Galgenfleisch kaufen! und die Lust mich an einen Brunnenrand zu setzen ist mir noch niemals gekommen.' Er ritt mit der schönen Jungfrau weiter, und sein Weg führte ihn wieder durch das

hinauf, und jage davon, und niemand ist im Stande dich einzuholen, denn das Pferd läuft schneller als der Wind.’

Alles wurde vollbracht, und der Königssohn führte die schöne Jungfrau auf dem goldenen Pferde fort. Der Fuchs blieb nicht zurück, und sprach zu dem Jüngling ‘jetzt will ich dir auch zu dem goldenen Vogel verhelfen. Wenn du nahe bei dem Schlosse bist, wo sich der Vogel befindet, so laß die Jungfrau absitzen, und ich will sie in meine Obhut nehmen; dann reite mit dem goldenen Pferd in den Schloßhof: bei dem Anblick wird große Freude sein, und sie werden dir den goldenen Vogel herausbringen. Wie du den Käfig in der Hand hast, so jage zu uns zurück, und hole dir die Jungfrau wieder ab.’ Als der Anschlag geglückt war, und der Königssohn mit seinen Schätzen heim reiten wollte, so sagte der Fuchs ‘nun sollst du mich für meinen Beistand belohnen.’ ‘Was verlangst du dafür?’ fragte der Jüngling.’ ‘Wenn wir dort in den Wald kommen, so schieß mich todt, und hau mir Kopf und Pfoten ab.’ ‘Das wäre eine schöne Dankbarkeit,’ sagte der Königssohn, ‘das kann ich dir unmöglich gewähren.’ Sprach der Fuchs ‘wenn du es nicht thun willst, so muß ich dich verlassen; ehe ich aber fortgehe, will ich dir noch einen guten Rath geben. Vor zwei Stücken hüte dich, kauf kein Galgenfleisch, und setze dich an keinen Brunnenrand.’ Damit lief er in den Wald.

Der Jüngling dachte ‘das ist ein wunderliches Thier, das seltsame Grillen hat. Wer wird Galgenfleisch kaufen! und die Lust mich an einen Brunnenrand zu setzen ist mir noch niemals gekommen.’ Er ritt mit der schönen Jungfrau weiter, und sein Weg führte ihn wieder durch das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0382" n="344"/>
hinauf, und jage davon, und niemand ist im Stande dich einzuholen, denn das Pferd läuft schneller als der Wind.&#x2019;</p><lb/>
        <p>Alles wurde vollbracht, und der Königssohn führte die schöne Jungfrau auf dem goldenen Pferde fort. Der Fuchs blieb nicht zurück, und sprach zu dem Jüngling &#x2018;jetzt will ich dir auch zu dem goldenen Vogel verhelfen. Wenn du nahe bei dem Schlosse bist, wo sich der Vogel befindet, so laß die Jungfrau absitzen, und ich will sie in meine Obhut nehmen; dann reite mit dem goldenen Pferd in den Schloßhof: bei dem Anblick wird große Freude sein, und sie werden dir den goldenen Vogel herausbringen. Wie du den Käfig in der Hand hast, so jage zu uns zurück, und hole dir die Jungfrau wieder ab.&#x2019; Als der Anschlag geglückt war, und der Königssohn mit seinen Schätzen heim reiten wollte, so sagte der Fuchs &#x2018;nun sollst du mich für meinen Beistand belohnen.&#x2019; &#x2018;Was verlangst du dafür?&#x2019; fragte der Jüngling.&#x2019; &#x2018;Wenn wir dort in den Wald kommen, so schieß mich todt, und hau mir Kopf und Pfoten ab.&#x2019; &#x2018;Das wäre eine schöne Dankbarkeit,&#x2019; sagte der Königssohn, &#x2018;das kann ich dir unmöglich gewähren.&#x2019; Sprach der Fuchs &#x2018;wenn du es nicht thun willst, so muß ich dich verlassen; ehe ich aber fortgehe, will ich dir noch einen guten Rath geben. Vor zwei Stücken hüte dich, kauf kein Galgenfleisch, und setze dich an keinen Brunnenrand.&#x2019; Damit lief er in den Wald.</p><lb/>
        <p>Der Jüngling dachte &#x2018;das ist ein wunderliches Thier, das seltsame Grillen hat. Wer wird Galgenfleisch kaufen! und die Lust mich an einen Brunnenrand zu setzen ist mir noch niemals gekommen.&#x2019; Er ritt mit der schönen Jungfrau weiter, und sein Weg führte ihn wieder durch das
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0382] hinauf, und jage davon, und niemand ist im Stande dich einzuholen, denn das Pferd läuft schneller als der Wind.’ Alles wurde vollbracht, und der Königssohn führte die schöne Jungfrau auf dem goldenen Pferde fort. Der Fuchs blieb nicht zurück, und sprach zu dem Jüngling ‘jetzt will ich dir auch zu dem goldenen Vogel verhelfen. Wenn du nahe bei dem Schlosse bist, wo sich der Vogel befindet, so laß die Jungfrau absitzen, und ich will sie in meine Obhut nehmen; dann reite mit dem goldenen Pferd in den Schloßhof: bei dem Anblick wird große Freude sein, und sie werden dir den goldenen Vogel herausbringen. Wie du den Käfig in der Hand hast, so jage zu uns zurück, und hole dir die Jungfrau wieder ab.’ Als der Anschlag geglückt war, und der Königssohn mit seinen Schätzen heim reiten wollte, so sagte der Fuchs ‘nun sollst du mich für meinen Beistand belohnen.’ ‘Was verlangst du dafür?’ fragte der Jüngling.’ ‘Wenn wir dort in den Wald kommen, so schieß mich todt, und hau mir Kopf und Pfoten ab.’ ‘Das wäre eine schöne Dankbarkeit,’ sagte der Königssohn, ‘das kann ich dir unmöglich gewähren.’ Sprach der Fuchs ‘wenn du es nicht thun willst, so muß ich dich verlassen; ehe ich aber fortgehe, will ich dir noch einen guten Rath geben. Vor zwei Stücken hüte dich, kauf kein Galgenfleisch, und setze dich an keinen Brunnenrand.’ Damit lief er in den Wald. Der Jüngling dachte ‘das ist ein wunderliches Thier, das seltsame Grillen hat. Wer wird Galgenfleisch kaufen! und die Lust mich an einen Brunnenrand zu setzen ist mir noch niemals gekommen.’ Er ritt mit der schönen Jungfrau weiter, und sein Weg führte ihn wieder durch das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/382
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/382>, abgerufen am 22.11.2024.