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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

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nicht aus offner Straße gewesen wäre, er hätte mich gefressen.' 'Komm,' sagte die Großmutter, 'wir wollen die Thüre verschließen, daß er nicht herein kann.' Bald darnach klopfte der Wolf an, und rief 'mach auf, Großmutter, ich bin das Rothkäppchen, ich bring dir Gebackenes.' Sie schwiegen aber still, und machten die Thüre nicht auf, da gieng der Böse etlichemal um das Haus, und sprang endlich aufs Dach, und wollte warten bis Rothkäppchen Abends nach Haus gienge, dann wollte er ihm nachschleichen, und wollte in der Dunkelheit fressen. Aber die Großmutter merkte was er im Sinn hatte. Nun stand vor dem Haus ein großer Steintrog; da sprach sie zu dem Kind 'nimm den Eimer, Rothkäppchen, gestern hab ich Würste gekocht, da trag das Wasser, worin sie gekocht sind, in den Trog.' Rothkäppchen trug so lange, bis der große große Trog ganz voll war. Da stieg der Geruch von den Würsten dem Wolf in die Nase, er schnupperte und guckte hinab, endlich machte er den Hals so lang, daß er sich nicht mehr halten konnte, und anfieng zu rutschen: so rutschte er vom Dach herab, und gerade in den großen Trog hinein, und ertrank. Rothkäppchen aber gieng fröhlich nach Haus, und that ihm niemand etwas zu Leid.



nicht aus offner Straße gewesen wäre, er hätte mich gefressen.’ ‘Komm,’ sagte die Großmutter, ‘wir wollen die Thüre verschließen, daß er nicht herein kann.’ Bald darnach klopfte der Wolf an, und rief ‘mach auf, Großmutter, ich bin das Rothkäppchen, ich bring dir Gebackenes.’ Sie schwiegen aber still, und machten die Thüre nicht auf, da gieng der Böse etlichemal um das Haus, und sprang endlich aufs Dach, und wollte warten bis Rothkäppchen Abends nach Haus gienge, dann wollte er ihm nachschleichen, und wollte in der Dunkelheit fressen. Aber die Großmutter merkte was er im Sinn hatte. Nun stand vor dem Haus ein großer Steintrog; da sprach sie zu dem Kind ‘nimm den Eimer, Rothkäppchen, gestern hab ich Würste gekocht, da trag das Wasser, worin sie gekocht sind, in den Trog.’ Rothkäppchen trug so lange, bis der große große Trog ganz voll war. Da stieg der Geruch von den Würsten dem Wolf in die Nase, er schnupperte und guckte hinab, endlich machte er den Hals so lang, daß er sich nicht mehr halten konnte, und anfieng zu rutschen: so rutschte er vom Dach herab, und gerade in den großen Trog hinein, und ertrank. Rothkäppchen aber gieng fröhlich nach Haus, und that ihm niemand etwas zu Leid.



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[167/0205] nicht aus offner Straße gewesen wäre, er hätte mich gefressen.’ ‘Komm,’ sagte die Großmutter, ‘wir wollen die Thüre verschließen, daß er nicht herein kann.’ Bald darnach klopfte der Wolf an, und rief ‘mach auf, Großmutter, ich bin das Rothkäppchen, ich bring dir Gebackenes.’ Sie schwiegen aber still, und machten die Thüre nicht auf, da gieng der Böse etlichemal um das Haus, und sprang endlich aufs Dach, und wollte warten bis Rothkäppchen Abends nach Haus gienge, dann wollte er ihm nachschleichen, und wollte in der Dunkelheit fressen. Aber die Großmutter merkte was er im Sinn hatte. Nun stand vor dem Haus ein großer Steintrog; da sprach sie zu dem Kind ‘nimm den Eimer, Rothkäppchen, gestern hab ich Würste gekocht, da trag das Wasser, worin sie gekocht sind, in den Trog.’ Rothkäppchen trug so lange, bis der große große Trog ganz voll war. Da stieg der Geruch von den Würsten dem Wolf in die Nase, er schnupperte und guckte hinab, endlich machte er den Hals so lang, daß er sich nicht mehr halten konnte, und anfieng zu rutschen: so rutschte er vom Dach herab, und gerade in den großen Trog hinein, und ertrank. Rothkäppchen aber gieng fröhlich nach Haus, und that ihm niemand etwas zu Leid.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/205>, abgerufen am 22.11.2024.