Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.es schlüge sie alle todt, und liefen in einer Hast fort. Das Schneiderlein zog weiter, immer seiner spitzen Nase nach. Nachdem es lange gewandert war, kam es in den Hof eines königlichen Pallastes, und da es müde war, so legte es sich ins Gras, und schlief ein. Während es da lag, kamen die Leute, betrachteten es von allen Seiten, und lasen auf dem Gürtel 'siebene auf einen Streich!' 'Ach,' sprachen sie, 'was will der große Kriegsheld hier mitten im Frieden? Das muß ein mächtiger Herr sein.' Sie giengen und meldeten es dem König, und meinten wenn Krieg ausbrechen sollte, wäre das ein wichtiger und nützlicher Mann, den man um keinen Preis fortlassen dürfte. Dem König gefiel der Rath, und er schickte einen von seinen Hofleuten an das Schneiderlein ab, der sollte ihm, wenn es aufgewacht wäre, Kriegsdienste anbieten. Der Abgesandte blieb bei dem Schläfer stehen, wartete bis er seine Glieder streckte und die Augen aufmachte, und brachte dann seinen Antrag vor. 'Eben deshalb bin ich hierher gekommen,' antwortete er, 'und bin bereit in des Königs Dienste zu treten.' Also ward er ehrenvoll empfangen, und ihm eine besondere Wohnung angewiesen. Die Kriegsleute aber waren dem Schneiderlein aufgesessen, und wünschten es wäre tausend Meilen weit weg. 'Was soll daraus werden?' sprachen sie untereinander, 'wenn wir Zank mit ihm kriegen, und er haut zu, so fallen auf jeden Streich siebene. Da kann unser einer nicht bestehen.' Also faßten sie einen Entschluß, begaben sich allesammt zum König, und baten um ihren Abschied. es schlüge sie alle todt, und liefen in einer Hast fort. Das Schneiderlein zog weiter, immer seiner spitzen Nase nach. Nachdem es lange gewandert war, kam es in den Hof eines königlichen Pallastes, und da es müde war, so legte es sich ins Gras, und schlief ein. Während es da lag, kamen die Leute, betrachteten es von allen Seiten, und lasen auf dem Gürtel ‘siebene auf einen Streich!’ ‘Ach,’ sprachen sie, ‘was will der große Kriegsheld hier mitten im Frieden? Das muß ein mächtiger Herr sein.’ Sie giengen und meldeten es dem König, und meinten wenn Krieg ausbrechen sollte, wäre das ein wichtiger und nützlicher Mann, den man um keinen Preis fortlassen dürfte. Dem König gefiel der Rath, und er schickte einen von seinen Hofleuten an das Schneiderlein ab, der sollte ihm, wenn es aufgewacht wäre, Kriegsdienste anbieten. Der Abgesandte blieb bei dem Schläfer stehen, wartete bis er seine Glieder streckte und die Augen aufmachte, und brachte dann seinen Antrag vor. ‘Eben deshalb bin ich hierher gekommen,’ antwortete er, ‘und bin bereit in des Königs Dienste zu treten.’ Also ward er ehrenvoll empfangen, und ihm eine besondere Wohnung angewiesen. Die Kriegsleute aber waren dem Schneiderlein aufgesessen, und wünschten es wäre tausend Meilen weit weg. ‘Was soll daraus werden?’ sprachen sie untereinander, ‘wenn wir Zank mit ihm kriegen, und er haut zu, so fallen auf jeden Streich siebene. Da kann unser einer nicht bestehen.’ Also faßten sie einen Entschluß, begaben sich allesammt zum König, und baten um ihren Abschied. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0169" n="131"/> es schlüge sie alle todt, und liefen in einer Hast fort.</p><lb/> <p>Das Schneiderlein zog weiter, immer seiner spitzen Nase nach. Nachdem es lange gewandert war, kam es in den Hof eines königlichen Pallastes, und da es müde war, so legte es sich ins Gras, und schlief ein. Während es da lag, kamen die Leute, betrachteten es von allen Seiten, und lasen auf dem Gürtel ‘siebene auf einen Streich!’ ‘Ach,’ sprachen sie, ‘was will der große Kriegsheld hier mitten im Frieden? Das muß ein mächtiger Herr sein.’ Sie giengen und meldeten es dem König, und meinten wenn Krieg ausbrechen sollte, wäre das ein wichtiger und nützlicher Mann, den man um keinen Preis fortlassen dürfte. Dem König gefiel der Rath, und er schickte einen von seinen Hofleuten an das Schneiderlein ab, der sollte ihm, wenn es aufgewacht wäre, Kriegsdienste anbieten. Der Abgesandte blieb bei dem Schläfer stehen, wartete bis er seine Glieder streckte und die Augen aufmachte, und brachte dann seinen Antrag vor. ‘Eben deshalb bin ich hierher gekommen,’ antwortete er, ‘und bin bereit in des Königs Dienste zu treten.’ Also ward er ehrenvoll empfangen, und ihm eine besondere Wohnung angewiesen.</p><lb/> <p>Die Kriegsleute aber waren dem Schneiderlein aufgesessen, und wünschten es wäre tausend Meilen weit weg. ‘Was soll daraus werden?’ sprachen sie untereinander, ‘wenn wir Zank mit ihm kriegen, und er haut zu, so fallen auf jeden Streich siebene. Da kann unser einer nicht bestehen.’ Also faßten sie einen Entschluß, begaben sich allesammt zum König, und baten um ihren Abschied. </p> </div> </body> </text> </TEI> [131/0169]
es schlüge sie alle todt, und liefen in einer Hast fort.
Das Schneiderlein zog weiter, immer seiner spitzen Nase nach. Nachdem es lange gewandert war, kam es in den Hof eines königlichen Pallastes, und da es müde war, so legte es sich ins Gras, und schlief ein. Während es da lag, kamen die Leute, betrachteten es von allen Seiten, und lasen auf dem Gürtel ‘siebene auf einen Streich!’ ‘Ach,’ sprachen sie, ‘was will der große Kriegsheld hier mitten im Frieden? Das muß ein mächtiger Herr sein.’ Sie giengen und meldeten es dem König, und meinten wenn Krieg ausbrechen sollte, wäre das ein wichtiger und nützlicher Mann, den man um keinen Preis fortlassen dürfte. Dem König gefiel der Rath, und er schickte einen von seinen Hofleuten an das Schneiderlein ab, der sollte ihm, wenn es aufgewacht wäre, Kriegsdienste anbieten. Der Abgesandte blieb bei dem Schläfer stehen, wartete bis er seine Glieder streckte und die Augen aufmachte, und brachte dann seinen Antrag vor. ‘Eben deshalb bin ich hierher gekommen,’ antwortete er, ‘und bin bereit in des Königs Dienste zu treten.’ Also ward er ehrenvoll empfangen, und ihm eine besondere Wohnung angewiesen.
Die Kriegsleute aber waren dem Schneiderlein aufgesessen, und wünschten es wäre tausend Meilen weit weg. ‘Was soll daraus werden?’ sprachen sie untereinander, ‘wenn wir Zank mit ihm kriegen, und er haut zu, so fallen auf jeden Streich siebene. Da kann unser einer nicht bestehen.’ Also faßten sie einen Entschluß, begaben sich allesammt zum König, und baten um ihren Abschied.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-01T14:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |