Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

doch das Geschenk treuer Freundschaft und Liebe gerne von uns an.



Mit diesen Worten sendete ich Jhnen das Buch vor drei Jahren aus Göttingen, heute sende ich es Jhnen wieder aus meinem Geburtslande, wie das erstemal. Jch konnte in Göttingen aus meinem Arbeitszimmer nur ein paar über die Dächer hinausragende Linden sehen, die Heyne hinter seinem Hause gepflanzt hatte, und die mit dem Ruhm der Universität aufgewachsen waren: ihre Blätter waren gelb und wollten abfallen, als ich am 3ten October 1838 meine Wohnung verließ; ich glaube nicht daß ich sie je wieder im Frühlingsschmuck erblicke. Jch mußte noch einige Wochen dort verweilen, und brachte sie in dem Hause eines Freundes zu, im Umgange mit denen, welche mir lieb geworden und lieb geblieben waren. Als ich abreiste wurde mein Wagen von einem Zug aufgehalten: es war die Universität, die einer Leiche folgte. Jch langte in der Dunkelheit

doch das Geschenk treuer Freundschaft und Liebe gerne von uns an.



Mit diesen Worten sendete ich Jhnen das Buch vor drei Jahren aus Göttingen, heute sende ich es Jhnen wieder aus meinem Geburtslande, wie das erstemal. Jch konnte in Göttingen aus meinem Arbeitszimmer nur ein paar über die Dächer hinausragende Linden sehen, die Heyne hinter seinem Hause gepflanzt hatte, und die mit dem Ruhm der Universität aufgewachsen waren: ihre Blätter waren gelb und wollten abfallen, als ich am 3ten October 1838 meine Wohnung verließ; ich glaube nicht daß ich sie je wieder im Frühlingsschmuck erblicke. Jch mußte noch einige Wochen dort verweilen, und brachte sie in dem Hause eines Freundes zu, im Umgange mit denen, welche mir lieb geworden und lieb geblieben waren. Als ich abreiste wurde mein Wagen von einem Zug aufgehalten: es war die Universität, die einer Leiche folgte. Jch langte in der Dunkelheit

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="dedication">
        <p><pb facs="#f0011" n="VII"/>
doch das Geschenk treuer Freundschaft und Liebe gerne von uns an.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Mit diesen Worten sendete ich Jhnen das Buch vor drei Jahren aus Göttingen, heute sende ich es Jhnen wieder aus meinem Geburtslande, wie das erstemal. Jch konnte in Göttingen aus meinem Arbeitszimmer nur ein paar über die Dächer hinausragende Linden sehen, die Heyne hinter seinem Hause gepflanzt hatte, und die mit dem Ruhm der Universität aufgewachsen waren: ihre Blätter waren gelb und wollten abfallen, als ich am 3ten October 1838 meine Wohnung verließ; ich glaube nicht daß ich sie je wieder im Frühlingsschmuck erblicke. Jch mußte noch einige Wochen dort verweilen, und brachte sie in dem Hause eines Freundes zu, im Umgange mit denen, welche mir lieb geworden und lieb geblieben waren. Als ich abreiste wurde mein Wagen von einem Zug aufgehalten: es war die Universität, die einer Leiche folgte. Jch langte in der Dunkelheit
</p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[VII/0011] doch das Geschenk treuer Freundschaft und Liebe gerne von uns an. Mit diesen Worten sendete ich Jhnen das Buch vor drei Jahren aus Göttingen, heute sende ich es Jhnen wieder aus meinem Geburtslande, wie das erstemal. Jch konnte in Göttingen aus meinem Arbeitszimmer nur ein paar über die Dächer hinausragende Linden sehen, die Heyne hinter seinem Hause gepflanzt hatte, und die mit dem Ruhm der Universität aufgewachsen waren: ihre Blätter waren gelb und wollten abfallen, als ich am 3ten October 1838 meine Wohnung verließ; ich glaube nicht daß ich sie je wieder im Frühlingsschmuck erblicke. Jch mußte noch einige Wochen dort verweilen, und brachte sie in dem Hause eines Freundes zu, im Umgange mit denen, welche mir lieb geworden und lieb geblieben waren. Als ich abreiste wurde mein Wagen von einem Zug aufgehalten: es war die Universität, die einer Leiche folgte. Jch langte in der Dunkelheit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/11
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/11>, abgerufen am 22.11.2024.