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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

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das wohl. Die eine rief 'ei, da führt er die Königstochter vom goldenen Dache heim.' 'Ja' antwortete die zweite, 'er hat sie noch nicht.' Sprach die dritte 'er hat sie doch, sie sitzt bei ihm im Schiffe.' Da fieng die erste wieder an und rief 'was hilft ihm das! wenn sie ans Land kommen, wird ihm ein fuchsrothes Pferd entgegen springen: da wird er sich aufschwingen wollen, und thut er das, so sprengt es mit ihm fort und in die Luft hinein, daß er nimmer mehr seine Jungfrau wieder sieht.' Sprach die zweite 'ist gar keine Rettung?' 'O ja, wenn ein anderer schnell aufsitzt, das Feuergewehr, das in den Halftern stecken muß, heraus nimmt und das Pferd damit todt schießt, so ist der junge König gerettet. Aber wer weiß das! und wers weiß und sagts ihm, der wird zu Stein von den Fußzehen bis zum Knie.' Da sprach die zweite 'ich weiß noch mehr, wenn das Pferd auch getödtet wird, so behält der junge König doch nicht seine Braut: wenn sie zusammen ins Schloß kommen, so liegt dort ein gemachtes Brauthemd in einer Schüssel, und sieht aus als wärs von Gold und Silber gewebt, ist doch nichts als Schwefel und Pech: wenn ers anthut, verbrennt es ihn bis auf Mark und Knochen.' Sprach die dritte 'ist da gar keine Rettung?' 'O ja,' antwortete die zweite, 'wenn einer mit Handschuhen das Hemd packt, und wirft es ins Feuer, daß es verbrennt, so ist der junge König gerettet. Aber was hilfts! wers weiß und es ihm sagt, der wird halbes Leibes Stein vom Knie bis zum Herzen.' Da sprach die dritte 'ich weiß noch mehr, wird das Brauthemd auch verbrannt, so hat der junge König

das wohl. Die eine rief ‘ei, da führt er die Königstochter vom goldenen Dache heim.’ ‘Ja’ antwortete die zweite, ‘er hat sie noch nicht.’ Sprach die dritte ‘er hat sie doch, sie sitzt bei ihm im Schiffe.’ Da fieng die erste wieder an und rief ‘was hilft ihm das! wenn sie ans Land kommen, wird ihm ein fuchsrothes Pferd entgegen springen: da wird er sich aufschwingen wollen, und thut er das, so sprengt es mit ihm fort und in die Luft hinein, daß er nimmer mehr seine Jungfrau wieder sieht.’ Sprach die zweite ‘ist gar keine Rettung?’ ‘O ja, wenn ein anderer schnell aufsitzt, das Feuergewehr, das in den Halftern stecken muß, heraus nimmt und das Pferd damit todt schießt, so ist der junge König gerettet. Aber wer weiß das! und wers weiß und sagts ihm, der wird zu Stein von den Fußzehen bis zum Knie.’ Da sprach die zweite ‘ich weiß noch mehr, wenn das Pferd auch getödtet wird, so behält der junge König doch nicht seine Braut: wenn sie zusammen ins Schloß kommen, so liegt dort ein gemachtes Brauthemd in einer Schüssel, und sieht aus als wärs von Gold und Silber gewebt, ist doch nichts als Schwefel und Pech: wenn ers anthut, verbrennt es ihn bis auf Mark und Knochen.’ Sprach die dritte ‘ist da gar keine Rettung?’ ‘O ja,’ antwortete die zweite, ‘wenn einer mit Handschuhen das Hemd packt, und wirft es ins Feuer, daß es verbrennt, so ist der junge König gerettet. Aber was hilfts! wers weiß und es ihm sagt, der wird halbes Leibes Stein vom Knie bis zum Herzen.’ Da sprach die dritte ‘ich weiß noch mehr, wird das Brauthemd auch verbrannt, so hat der junge König

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[41/0090] das wohl. Die eine rief ‘ei, da führt er die Königstochter vom goldenen Dache heim.’ ‘Ja’ antwortete die zweite, ‘er hat sie noch nicht.’ Sprach die dritte ‘er hat sie doch, sie sitzt bei ihm im Schiffe.’ Da fieng die erste wieder an und rief ‘was hilft ihm das! wenn sie ans Land kommen, wird ihm ein fuchsrothes Pferd entgegen springen: da wird er sich aufschwingen wollen, und thut er das, so sprengt es mit ihm fort und in die Luft hinein, daß er nimmer mehr seine Jungfrau wieder sieht.’ Sprach die zweite ‘ist gar keine Rettung?’ ‘O ja, wenn ein anderer schnell aufsitzt, das Feuergewehr, das in den Halftern stecken muß, heraus nimmt und das Pferd damit todt schießt, so ist der junge König gerettet. Aber wer weiß das! und wers weiß und sagts ihm, der wird zu Stein von den Fußzehen bis zum Knie.’ Da sprach die zweite ‘ich weiß noch mehr, wenn das Pferd auch getödtet wird, so behält der junge König doch nicht seine Braut: wenn sie zusammen ins Schloß kommen, so liegt dort ein gemachtes Brauthemd in einer Schüssel, und sieht aus als wärs von Gold und Silber gewebt, ist doch nichts als Schwefel und Pech: wenn ers anthut, verbrennt es ihn bis auf Mark und Knochen.’ Sprach die dritte ‘ist da gar keine Rettung?’ ‘O ja,’ antwortete die zweite, ‘wenn einer mit Handschuhen das Hemd packt, und wirft es ins Feuer, daß es verbrennt, so ist der junge König gerettet. Aber was hilfts! wers weiß und es ihm sagt, der wird halbes Leibes Stein vom Knie bis zum Herzen.’ Da sprach die dritte ‘ich weiß noch mehr, wird das Brauthemd auch verbrannt, so hat der junge König

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/90>, abgerufen am 27.11.2024.