Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Der treue Diener sann lange nach wie es anzufangen wäre, denn es hielt schwer, nur vor das Angesicht der Königstochter kommen. Endlich hatte er ein Mittel ausgedacht, und sprach zu dem König 'alles, was sie um sich hat, ist von Gold: Tische, Stühle, Schüsseln, Becher, Näpfe, und alles Hausgeräth: in deinem Schatze liegen fünf Tonnen Goldes, davon laß eine von den Goldschmieden des Reichs verarbeiten zu allerhand Gefäßen und Geräthschaften, zu allerhand Vögeln, Gewild und wunderbaren Thieren, damit wollen wir hinfahren und unser Glück versuchen.' Der König ließ alle Goldschmiede zusammen kommen: sie arbeiteten Tag und Nacht, bis endlich die herrlichsten Dinge fertig waren. Nun ließ der getreue Johannes alles auf ein Schiff laden, und zog Kaufmannskleider an, und der König mußte ein gleiches thun, so daß er unkenntlich war; dann fuhren sie über das Meer, und fuhren lange bis sie zu der Stadt kamen, worin die Königstochter vom goldnen Dache wohnte.

Der treue Johannes hieß den König auf dem Schiffe zurückbleiben, und auf ihn warten. 'Vielleicht,' sprach er, 'bring ich die Königstochter mit, darum sorgt daß alles in Ordnung ist, laßt die Goldgefäße aufstellen, und das ganze Schiff ausschmücken.' Darauf suchte er sich in sein Schürzchen allerlei von den Goldsachen zusammen, stieg ans Land, und gieng gerade nach dem königlichen Schloß. Und als er in den Schloßhof kam, stand da beim Brunnen ein schönes Mädchen, das hatte zwei goldene Eimer in der Hand, und schöpfte damit. Und als

Der treue Diener sann lange nach wie es anzufangen wäre, denn es hielt schwer, nur vor das Angesicht der Königstochter kommen. Endlich hatte er ein Mittel ausgedacht, und sprach zu dem König ‘alles, was sie um sich hat, ist von Gold: Tische, Stühle, Schüsseln, Becher, Näpfe, und alles Hausgeräth: in deinem Schatze liegen fünf Tonnen Goldes, davon laß eine von den Goldschmieden des Reichs verarbeiten zu allerhand Gefäßen und Geräthschaften, zu allerhand Vögeln, Gewild und wunderbaren Thieren, damit wollen wir hinfahren und unser Glück versuchen.’ Der König ließ alle Goldschmiede zusammen kommen: sie arbeiteten Tag und Nacht, bis endlich die herrlichsten Dinge fertig waren. Nun ließ der getreue Johannes alles auf ein Schiff laden, und zog Kaufmannskleider an, und der König mußte ein gleiches thun, so daß er unkenntlich war; dann fuhren sie über das Meer, und fuhren lange bis sie zu der Stadt kamen, worin die Königstochter vom goldnen Dache wohnte.

Der treue Johannes hieß den König auf dem Schiffe zurückbleiben, und auf ihn warten. ‘Vielleicht,’ sprach er, ‘bring ich die Königstochter mit, darum sorgt daß alles in Ordnung ist, laßt die Goldgefäße aufstellen, und das ganze Schiff ausschmücken.’ Darauf suchte er sich in sein Schürzchen allerlei von den Goldsachen zusammen, stieg ans Land, und gieng gerade nach dem königlichen Schloß. Und als er in den Schloßhof kam, stand da beim Brunnen ein schönes Mädchen, das hatte zwei goldene Eimer in der Hand, und schöpfte damit. Und als

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0087" n="38"/>
        <p> Der treue Diener sann lange nach wie es anzufangen wäre, denn es hielt schwer, nur vor das Angesicht der Königstochter kommen. Endlich hatte er ein Mittel ausgedacht, und sprach zu dem König &#x2018;alles, was sie um sich hat, ist von Gold: Tische, Stühle, Schüsseln, Becher, Näpfe, und alles Hausgeräth: in deinem Schatze liegen fünf Tonnen Goldes, davon laß eine von den Goldschmieden des Reichs verarbeiten zu allerhand Gefäßen und Geräthschaften, zu allerhand Vögeln, Gewild und wunderbaren Thieren, damit wollen wir hinfahren und unser Glück versuchen.&#x2019; Der König ließ alle Goldschmiede zusammen kommen: sie arbeiteten Tag und Nacht, bis endlich die herrlichsten Dinge fertig waren. Nun ließ der getreue Johannes alles auf ein Schiff laden, und zog Kaufmannskleider an, und der König mußte ein gleiches thun, so daß er unkenntlich war; dann fuhren sie über das Meer, und fuhren lange bis sie zu der Stadt kamen, worin die Königstochter vom goldnen Dache wohnte.</p><lb/>
        <p>Der treue Johannes hieß den König auf dem Schiffe zurückbleiben, und auf ihn warten. &#x2018;Vielleicht,&#x2019; sprach er, &#x2018;bring ich die Königstochter mit, darum sorgt daß alles in Ordnung ist, laßt die Goldgefäße aufstellen, und das ganze Schiff ausschmücken.&#x2019; Darauf suchte er sich in sein Schürzchen allerlei von den Goldsachen zusammen, stieg ans Land, und gieng gerade nach dem königlichen Schloß. Und als er in den Schloßhof kam, stand da beim Brunnen ein schönes Mädchen, das hatte zwei goldene Eimer in der Hand, und schöpfte damit. Und als
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0087] Der treue Diener sann lange nach wie es anzufangen wäre, denn es hielt schwer, nur vor das Angesicht der Königstochter kommen. Endlich hatte er ein Mittel ausgedacht, und sprach zu dem König ‘alles, was sie um sich hat, ist von Gold: Tische, Stühle, Schüsseln, Becher, Näpfe, und alles Hausgeräth: in deinem Schatze liegen fünf Tonnen Goldes, davon laß eine von den Goldschmieden des Reichs verarbeiten zu allerhand Gefäßen und Geräthschaften, zu allerhand Vögeln, Gewild und wunderbaren Thieren, damit wollen wir hinfahren und unser Glück versuchen.’ Der König ließ alle Goldschmiede zusammen kommen: sie arbeiteten Tag und Nacht, bis endlich die herrlichsten Dinge fertig waren. Nun ließ der getreue Johannes alles auf ein Schiff laden, und zog Kaufmannskleider an, und der König mußte ein gleiches thun, so daß er unkenntlich war; dann fuhren sie über das Meer, und fuhren lange bis sie zu der Stadt kamen, worin die Königstochter vom goldnen Dache wohnte. Der treue Johannes hieß den König auf dem Schiffe zurückbleiben, und auf ihn warten. ‘Vielleicht,’ sprach er, ‘bring ich die Königstochter mit, darum sorgt daß alles in Ordnung ist, laßt die Goldgefäße aufstellen, und das ganze Schiff ausschmücken.’ Darauf suchte er sich in sein Schürzchen allerlei von den Goldsachen zusammen, stieg ans Land, und gieng gerade nach dem königlichen Schloß. Und als er in den Schloßhof kam, stand da beim Brunnen ein schönes Mädchen, das hatte zwei goldene Eimer in der Hand, und schöpfte damit. Und als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-07-24T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/87
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/87>, abgerufen am 27.11.2024.