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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

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ihr empfinden, und wird in Ohnmacht niederfallen, und wird ihretwillen in große Gefahren gerathen; davor sollst du ihn hüten.' Und als der treue Johannes nochmals dem alten König die Hand darauf gegeben hatte, ward dieser still, legte sein Haupt auf das Kissen, und starb.

Als der alte König nun zu Grabe getragen war, da erzählte der treue Johannes dem jungen König was er seinem Vater auf dem Sterbelager versprochen hatte, und sagte 'das will ich gewißlich halten, und will dir treu seyn, wie ich ihm gewesen bin, und sollte es mein Leben kosten.' Die Trauer gieng vorüber, da sprach der treue Johannes zu ihm 'es ist nun Zeit, daß du dein Erbe siehst: ich will dir dein väterliches Schloß zeigen.' Da führte er ihn überall herum, auf und ab, und ließ ihn alle die Reichthümer und prächtigen Kammern sehen: nur die eine Kammer öffnete er nicht, worin das gefährliche Bild stand. Das Bild war aber so gestellt, daß, wenn die Thüre aufgieng, man gerade darauf sah, und war so herrlich gemacht, daß man meinte es leibte und lebte, und es gäbe nichts lieblicheres und schöneres auf der ganzen Welt. Der junge König aber merkte wohl daß der getreue Johannes immer an einer Thür vorübergieng, und sprach 'warum schließest du mir diese eine nicht auf?' 'Es ist etwas darin,' antwortete er, 'vor dem du erschrickst.' Aber der König antwortete 'ich habe das ganze Schloß gesehen, so will ich auch wissen was darin ist,' und gieng, und wollte die Thüre mit Gewalt öffnen. Da hielt ihn der getreue Johannes zurück, und sagte 'ich habe es deinem

ihr empfinden, und wird in Ohnmacht niederfallen, und wird ihretwillen in große Gefahren gerathen; davor sollst du ihn hüten.’ Und als der treue Johannes nochmals dem alten König die Hand darauf gegeben hatte, ward dieser still, legte sein Haupt auf das Kissen, und starb.

Als der alte König nun zu Grabe getragen war, da erzählte der treue Johannes dem jungen König was er seinem Vater auf dem Sterbelager versprochen hatte, und sagte ‘das will ich gewißlich halten, und will dir treu seyn, wie ich ihm gewesen bin, und sollte es mein Leben kosten.’ Die Trauer gieng vorüber, da sprach der treue Johannes zu ihm ‘es ist nun Zeit, daß du dein Erbe siehst: ich will dir dein väterliches Schloß zeigen.’ Da führte er ihn überall herum, auf und ab, und ließ ihn alle die Reichthümer und prächtigen Kammern sehen: nur die eine Kammer öffnete er nicht, worin das gefährliche Bild stand. Das Bild war aber so gestellt, daß, wenn die Thüre aufgieng, man gerade darauf sah, und war so herrlich gemacht, daß man meinte es leibte und lebte, und es gäbe nichts lieblicheres und schöneres auf der ganzen Welt. Der junge König aber merkte wohl daß der getreue Johannes immer an einer Thür vorübergieng, und sprach ‘warum schließest du mir diese eine nicht auf?’ ‘Es ist etwas darin,’ antwortete er, ‘vor dem du erschrickst.’ Aber der König antwortete ‘ich habe das ganze Schloß gesehen, so will ich auch wissen was darin ist,’ und gieng, und wollte die Thüre mit Gewalt öffnen. Da hielt ihn der getreue Johannes zurück, und sagte ‘ich habe es deinem

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[36/0085] ihr empfinden, und wird in Ohnmacht niederfallen, und wird ihretwillen in große Gefahren gerathen; davor sollst du ihn hüten.’ Und als der treue Johannes nochmals dem alten König die Hand darauf gegeben hatte, ward dieser still, legte sein Haupt auf das Kissen, und starb. Als der alte König nun zu Grabe getragen war, da erzählte der treue Johannes dem jungen König was er seinem Vater auf dem Sterbelager versprochen hatte, und sagte ‘das will ich gewißlich halten, und will dir treu seyn, wie ich ihm gewesen bin, und sollte es mein Leben kosten.’ Die Trauer gieng vorüber, da sprach der treue Johannes zu ihm ‘es ist nun Zeit, daß du dein Erbe siehst: ich will dir dein väterliches Schloß zeigen.’ Da führte er ihn überall herum, auf und ab, und ließ ihn alle die Reichthümer und prächtigen Kammern sehen: nur die eine Kammer öffnete er nicht, worin das gefährliche Bild stand. Das Bild war aber so gestellt, daß, wenn die Thüre aufgieng, man gerade darauf sah, und war so herrlich gemacht, daß man meinte es leibte und lebte, und es gäbe nichts lieblicheres und schöneres auf der ganzen Welt. Der junge König aber merkte wohl daß der getreue Johannes immer an einer Thür vorübergieng, und sprach ‘warum schließest du mir diese eine nicht auf?’ ‘Es ist etwas darin,’ antwortete er, ‘vor dem du erschrickst.’ Aber der König antwortete ‘ich habe das ganze Schloß gesehen, so will ich auch wissen was darin ist,’ und gieng, und wollte die Thüre mit Gewalt öffnen. Da hielt ihn der getreue Johannes zurück, und sagte ‘ich habe es deinem

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/85>, abgerufen am 27.11.2024.