Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

als du in der Noth warst, den mußt du hernach nicht verachten, und was du versprochen hast, das mußt du auch halten. Da packte sie ihn mit zwei Fingern, trug ihn hinauf, und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bett lag, kam er gekrochen, und sprach 'ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du, heb mich herauf, oder ich sags deinem Vater.' Da ward sie bitterböse, faßte ihn und warf ihn aus allen Kräften wider die Wand; 'nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch'.

Als aber der Frosch herab fiel, stand da ein Königssohn mit schönen und freundlichen Augen. Der war nun von Recht und mit ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da erzählte er ihr, er wäre von einer bösen Hexe verwünscht worden, und hätte nur von ihr aus dem Brunnen erlöst werden können, und morgen wollten sie zusammen in sein Reich gehen. Dann schliefen sie ein, und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren mit acht weißen Pferden bespannt, die waren mit Federn geschmückt, und giengen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Königs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betrübt, als sein Herr war in einen Frosch verwandelt worden, daß er drei eiserne Bande hatte müssen um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspränge. Der Wagen aber sollte den jungen König in sein Reich abholen; der treue Heinrich hob beide hinein, und stellte sich wieder hinten auf, voller Freude über die Erlösung. Und als sie ein Stück Wegs gefahren waren, hörte der Königssohn

als du in der Noth warst, den mußt du hernach nicht verachten, und was du versprochen hast, das mußt du auch halten. Da packte sie ihn mit zwei Fingern, trug ihn hinauf, und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bett lag, kam er gekrochen, und sprach ‘ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du, heb mich herauf, oder ich sags deinem Vater.’ Da ward sie bitterböse, faßte ihn und warf ihn aus allen Kräften wider die Wand; ‘nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch’.

Als aber der Frosch herab fiel, stand da ein Königssohn mit schönen und freundlichen Augen. Der war nun von Recht und mit ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da erzählte er ihr, er wäre von einer bösen Hexe verwünscht worden, und hätte nur von ihr aus dem Brunnen erlöst werden können, und morgen wollten sie zusammen in sein Reich gehen. Dann schliefen sie ein, und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren mit acht weißen Pferden bespannt, die waren mit Federn geschmückt, und giengen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Königs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betrübt, als sein Herr war in einen Frosch verwandelt worden, daß er drei eiserne Bande hatte müssen um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspränge. Der Wagen aber sollte den jungen König in sein Reich abholen; der treue Heinrich hob beide hinein, und stellte sich wieder hinten auf, voller Freude über die Erlösung. Und als sie ein Stück Wegs gefahren waren, hörte der Königssohn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0054" n="5"/>
als du in der Noth warst, den mußt du hernach nicht verachten, und was du versprochen hast, das mußt du auch halten. Da packte sie ihn mit zwei Fingern, trug ihn hinauf, und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bett lag, kam er gekrochen, und sprach &#x2018;ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du, heb mich herauf, oder ich sags deinem Vater.&#x2019; Da ward sie bitterböse, faßte ihn und warf ihn aus allen Kräften wider die Wand; &#x2018;nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch&#x2019;.</p><lb/>
        <p>Als aber der Frosch herab fiel, stand da ein Königssohn mit schönen und freundlichen Augen. Der war nun von Recht und mit ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da erzählte er ihr, er wäre von einer bösen Hexe verwünscht worden, und hätte nur von ihr aus dem Brunnen erlöst werden können, und morgen wollten sie zusammen in sein Reich gehen. Dann schliefen sie ein, und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren mit acht weißen Pferden bespannt, die waren mit Federn geschmückt, und giengen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Königs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betrübt, als sein Herr war in einen Frosch verwandelt worden, daß er drei eiserne Bande hatte müssen um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspränge. Der Wagen aber sollte den jungen König in sein Reich abholen; der treue Heinrich hob beide hinein, und stellte sich wieder hinten auf, voller Freude über die Erlösung. Und als sie ein Stück Wegs gefahren waren, hörte der Königssohn
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0054] als du in der Noth warst, den mußt du hernach nicht verachten, und was du versprochen hast, das mußt du auch halten. Da packte sie ihn mit zwei Fingern, trug ihn hinauf, und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bett lag, kam er gekrochen, und sprach ‘ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du, heb mich herauf, oder ich sags deinem Vater.’ Da ward sie bitterböse, faßte ihn und warf ihn aus allen Kräften wider die Wand; ‘nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch’. Als aber der Frosch herab fiel, stand da ein Königssohn mit schönen und freundlichen Augen. Der war nun von Recht und mit ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da erzählte er ihr, er wäre von einer bösen Hexe verwünscht worden, und hätte nur von ihr aus dem Brunnen erlöst werden können, und morgen wollten sie zusammen in sein Reich gehen. Dann schliefen sie ein, und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren mit acht weißen Pferden bespannt, die waren mit Federn geschmückt, und giengen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Königs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betrübt, als sein Herr war in einen Frosch verwandelt worden, daß er drei eiserne Bande hatte müssen um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspränge. Der Wagen aber sollte den jungen König in sein Reich abholen; der treue Heinrich hob beide hinein, und stellte sich wieder hinten auf, voller Freude über die Erlösung. Und als sie ein Stück Wegs gefahren waren, hörte der Königssohn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-07-24T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/54
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/54>, abgerufen am 08.05.2024.