Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

der Fuchs, und zeigte ihm die Schliche und Wege, auf welchen sie endlich in den Keller gelangten. Da war nun Fleisch im Ueberfluß, und der Wolf machte sich gleich daran, und dachte 'bis ich aufhöre, hats Zeit.' Der Fuchs ließ sichs auch gut schmecken, blickte überall herum, lief aber oft zu dem Loch, durch welches sie gekommen waren, und versuchte, ob sein Leib noch schmal genug wäre durchzuschlüpfen. Sprach der Wolf 'lieber Fuchs, sag mir warum rennst du so hin und her, und springst hinaus und herein?' 'Jch muß doch sehen, ob niemand kommt,' antwortete der listige, 'friß nur nicht zu viel.' Da sagte der Wolf 'ich gehe nicht eher fort, als bis das Faß leer ist.' Jndem kam der Bauer, der den Lärm von des Fuchses Sprüngen gehört hatte, in den Keller. Der Fuchs, wie er ihn sah, war mit einem Satz zum Loch draußen; der Wolf wollte nach, aber er hatte sich so dick gefressen, daß er nicht mehr durch konnte, sondern stecken blieb. Da kam der Bauer mit einem Knüppel, und schlug ihn todt. Der Fuchs aber sprang in den Wald, und war froh daß er den alten Nimmersatt los war.



der Fuchs, und zeigte ihm die Schliche und Wege, auf welchen sie endlich in den Keller gelangten. Da war nun Fleisch im Ueberfluß, und der Wolf machte sich gleich daran, und dachte ‘bis ich aufhöre, hats Zeit.’ Der Fuchs ließ sichs auch gut schmecken, blickte überall herum, lief aber oft zu dem Loch, durch welches sie gekommen waren, und versuchte, ob sein Leib noch schmal genug wäre durchzuschlüpfen. Sprach der Wolf ‘lieber Fuchs, sag mir warum rennst du so hin und her, und springst hinaus und herein?’ ‘Jch muß doch sehen, ob niemand kommt,’ antwortete der listige, ‘friß nur nicht zu viel.’ Da sagte der Wolf ‘ich gehe nicht eher fort, als bis das Faß leer ist.’ Jndem kam der Bauer, der den Lärm von des Fuchses Sprüngen gehört hatte, in den Keller. Der Fuchs, wie er ihn sah, war mit einem Satz zum Loch draußen; der Wolf wollte nach, aber er hatte sich so dick gefressen, daß er nicht mehr durch konnte, sondern stecken blieb. Da kam der Bauer mit einem Knüppel, und schlug ihn todt. Der Fuchs aber sprang in den Wald, und war froh daß er den alten Nimmersatt los war.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0503" n="454"/>
der Fuchs, und zeigte ihm die Schliche und Wege, auf welchen sie endlich in den Keller gelangten. Da war nun Fleisch im Ueberfluß, und der Wolf machte sich gleich daran, und dachte &#x2018;bis ich aufhöre, hats Zeit.&#x2019; Der Fuchs ließ sichs auch gut schmecken, blickte überall herum, lief aber oft zu dem Loch, durch welches sie gekommen waren, und versuchte, ob sein Leib noch schmal genug wäre durchzuschlüpfen. Sprach der Wolf &#x2018;lieber Fuchs, sag mir warum rennst du so hin und her, und springst hinaus und herein?&#x2019; &#x2018;Jch muß doch sehen, ob niemand kommt,&#x2019; antwortete der listige, &#x2018;friß nur nicht zu viel.&#x2019; Da sagte der Wolf &#x2018;ich gehe nicht eher fort, als bis das Faß leer ist.&#x2019; Jndem kam der Bauer, der den Lärm von des Fuchses Sprüngen gehört hatte, in den Keller. Der Fuchs, wie er ihn sah, war mit einem Satz zum Loch draußen; der Wolf wollte nach, aber er hatte sich so dick gefressen, daß er nicht mehr durch konnte, sondern stecken blieb. Da kam der Bauer mit einem Knüppel, und schlug ihn todt. Der Fuchs aber sprang in den Wald, und war froh daß er den alten Nimmersatt los war.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[454/0503] der Fuchs, und zeigte ihm die Schliche und Wege, auf welchen sie endlich in den Keller gelangten. Da war nun Fleisch im Ueberfluß, und der Wolf machte sich gleich daran, und dachte ‘bis ich aufhöre, hats Zeit.’ Der Fuchs ließ sichs auch gut schmecken, blickte überall herum, lief aber oft zu dem Loch, durch welches sie gekommen waren, und versuchte, ob sein Leib noch schmal genug wäre durchzuschlüpfen. Sprach der Wolf ‘lieber Fuchs, sag mir warum rennst du so hin und her, und springst hinaus und herein?’ ‘Jch muß doch sehen, ob niemand kommt,’ antwortete der listige, ‘friß nur nicht zu viel.’ Da sagte der Wolf ‘ich gehe nicht eher fort, als bis das Faß leer ist.’ Jndem kam der Bauer, der den Lärm von des Fuchses Sprüngen gehört hatte, in den Keller. Der Fuchs, wie er ihn sah, war mit einem Satz zum Loch draußen; der Wolf wollte nach, aber er hatte sich so dick gefressen, daß er nicht mehr durch konnte, sondern stecken blieb. Da kam der Bauer mit einem Knüppel, und schlug ihn todt. Der Fuchs aber sprang in den Wald, und war froh daß er den alten Nimmersatt los war.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-07-24T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/503
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/503>, abgerufen am 22.11.2024.