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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

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andern wieder auftragen, sondern mußte sich selbst auf die Beine machen. 'Ei,' dachte es, 'wann ich so allein durch die Straßen springe, da werden die Metzgerhunde hinter mir drein sein.' Wie es dachte, so geschah es auch, und die Hunde kamen hinter ihm drein, und wollten ihm sein gutes Fell flicken. Es sprang aber, hast du nicht gesehen! und flüchtete sich in ein Schilderhaus ohne daß es der Soldat gewahr wurde. Da kamen die Hunde, und wollten es heraus haben, aber der Soldat verstand keinen Spaß, und schlug mit dem Kolben drein, daß sie schreiend und heulend fortliefen. Als der Hase merkte daß die Luft rein war, sprang er zum Schloß hinein und gerade zur Königstochter, und setzte sich unter ihren Stuhl, und kratzte sie am Fuß. Da sagte sie 'willst du fort!' und meinte es wäre ihr Hund. Der Hase kratzte sie zum zweitenmal am Fuß, da sagte sie wieder 'willst du fort!' und meinte es wäre ihr Hund. Aber der Hase ließ sich nicht irre machen, und kratzte zum drittenmal, da guckte sie herab, und erkannte den Hasen an seinem Halsband. Nun nahm sie ihn auf ihren Schooß, trug ihn in ihre Kammer, und sprach 'lieber Hase, was willst du?' Antwortete er 'mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier und schickt mich, ich soll um ein Brot bitten, wie es der König ißt.' Da war sie voll Freude, und ließ den Bäcker kommen, und befahl ihm, ein Brot zu bringen, wie es der König aß. Sprach das Häslein 'aber der Bäcker muß mirs auch hintragen, damit mir die Metzgerhunde nichts thun.' Der Bäcker trug es ihm bis an die Thüre der Wirthsstube, da stellte sich der Hase

andern wieder auftragen, sondern mußte sich selbst auf die Beine machen. ‘Ei,’ dachte es, ‘wann ich so allein durch die Straßen springe, da werden die Metzgerhunde hinter mir drein sein.’ Wie es dachte, so geschah es auch, und die Hunde kamen hinter ihm drein, und wollten ihm sein gutes Fell flicken. Es sprang aber, hast du nicht gesehen! und flüchtete sich in ein Schilderhaus ohne daß es der Soldat gewahr wurde. Da kamen die Hunde, und wollten es heraus haben, aber der Soldat verstand keinen Spaß, und schlug mit dem Kolben drein, daß sie schreiend und heulend fortliefen. Als der Hase merkte daß die Luft rein war, sprang er zum Schloß hinein und gerade zur Königstochter, und setzte sich unter ihren Stuhl, und kratzte sie am Fuß. Da sagte sie ‘willst du fort!’ und meinte es wäre ihr Hund. Der Hase kratzte sie zum zweitenmal am Fuß, da sagte sie wieder ‘willst du fort!’ und meinte es wäre ihr Hund. Aber der Hase ließ sich nicht irre machen, und kratzte zum drittenmal, da guckte sie herab, und erkannte den Hasen an seinem Halsband. Nun nahm sie ihn auf ihren Schooß, trug ihn in ihre Kammer, und sprach ‘lieber Hase, was willst du?’ Antwortete er ‘mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier und schickt mich, ich soll um ein Brot bitten, wie es der König ißt.’ Da war sie voll Freude, und ließ den Bäcker kommen, und befahl ihm, ein Brot zu bringen, wie es der König aß. Sprach das Häslein ‘aber der Bäcker muß mirs auch hintragen, damit mir die Metzgerhunde nichts thun.’ Der Bäcker trug es ihm bis an die Thüre der Wirthsstube, da stellte sich der Hase

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[382/0431] andern wieder auftragen, sondern mußte sich selbst auf die Beine machen. ‘Ei,’ dachte es, ‘wann ich so allein durch die Straßen springe, da werden die Metzgerhunde hinter mir drein sein.’ Wie es dachte, so geschah es auch, und die Hunde kamen hinter ihm drein, und wollten ihm sein gutes Fell flicken. Es sprang aber, hast du nicht gesehen! und flüchtete sich in ein Schilderhaus ohne daß es der Soldat gewahr wurde. Da kamen die Hunde, und wollten es heraus haben, aber der Soldat verstand keinen Spaß, und schlug mit dem Kolben drein, daß sie schreiend und heulend fortliefen. Als der Hase merkte daß die Luft rein war, sprang er zum Schloß hinein und gerade zur Königstochter, und setzte sich unter ihren Stuhl, und kratzte sie am Fuß. Da sagte sie ‘willst du fort!’ und meinte es wäre ihr Hund. Der Hase kratzte sie zum zweitenmal am Fuß, da sagte sie wieder ‘willst du fort!’ und meinte es wäre ihr Hund. Aber der Hase ließ sich nicht irre machen, und kratzte zum drittenmal, da guckte sie herab, und erkannte den Hasen an seinem Halsband. Nun nahm sie ihn auf ihren Schooß, trug ihn in ihre Kammer, und sprach ‘lieber Hase, was willst du?’ Antwortete er ‘mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier und schickt mich, ich soll um ein Brot bitten, wie es der König ißt.’ Da war sie voll Freude, und ließ den Bäcker kommen, und befahl ihm, ein Brot zu bringen, wie es der König aß. Sprach das Häslein ‘aber der Bäcker muß mirs auch hintragen, damit mir die Metzgerhunde nichts thun.’ Der Bäcker trug es ihm bis an die Thüre der Wirthsstube, da stellte sich der Hase

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/431>, abgerufen am 18.05.2024.