Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.und fanden eitel Gold. Da packten sie auf damit, liefen fort, und ließen Töpfe und Näpfe im Hause stehen. Catherlieschen meinte sie müßte das neue Geschirr auch brauchen: weil nun in der Küche ohnehin kein Mangel daran war, schlug sie jedem Topf den Boden aus, und steckte sie insgesammt zum Zierrath auf die Zaunpfähle rings ums Haus herum. Wie der Frieder kam und den neuen Zierrath sah, sprach er 'Catherlieschen, was hast du gemacht?' 'Habs gekauft, Friederchen, für die gelben Gickelinge, die unter der Kuhkrippe steckten: bin selber nicht dabei gegangen, die Krämer haben sichs heraus graben müssen.' 'Ach, Frau,' sprach der Frieder, 'was hast du gemacht! das waren keine Gickelinge, es war eitel Gold und war all unser Vermögen; das hättest du nicht thun sollen.' 'Ja, Friederchen,' antwortete sie, 'das hab ich nicht gewußt, hättest mirs vorher sagen sollen.' Catherlieschen stand ein Weilchen und besann sich, da sprach sie 'hör, Friederchen, das Gold wollen wir schon wieder kriegen, wollen hinter den Dieben herlaufen.' 'So komm,' sprach der Frieder, 'wir wollens versuchen; nimm aber Butter und Käse mit, daß wir auf dem Weg was zu essen haben.' 'Ja, Friederchen, wills mitnehmen.' Sie machten sich fort, und weil der Frieder besser zu Fuß war, gieng Catherlieschen hinten nach. 'Jst mein Vortheil,' dachte es, 'wenn wir umkehren, hab ich ja ein Stück voraus.' Nun kam es an einen Berg, wo auf beiden Seiten des Wegs tiefe Fahrgleisen waren. 'Da sehe einer,' sprach Catherlieschen, 'was sie das arme Erdreich zerrissen, und fanden eitel Gold. Da packten sie auf damit, liefen fort, und ließen Töpfe und Näpfe im Hause stehen. Catherlieschen meinte sie müßte das neue Geschirr auch brauchen: weil nun in der Küche ohnehin kein Mangel daran war, schlug sie jedem Topf den Boden aus, und steckte sie insgesammt zum Zierrath auf die Zaunpfähle rings ums Haus herum. Wie der Frieder kam und den neuen Zierrath sah, sprach er ‘Catherlieschen, was hast du gemacht?’ ‘Habs gekauft, Friederchen, für die gelben Gickelinge, die unter der Kuhkrippe steckten: bin selber nicht dabei gegangen, die Krämer haben sichs heraus graben müssen.’ ‘Ach, Frau,’ sprach der Frieder, ‘was hast du gemacht! das waren keine Gickelinge, es war eitel Gold und war all unser Vermögen; das hättest du nicht thun sollen.’ ‘Ja, Friederchen,’ antwortete sie, ‘das hab ich nicht gewußt, hättest mirs vorher sagen sollen.’ Catherlieschen stand ein Weilchen und besann sich, da sprach sie ‘hör, Friederchen, das Gold wollen wir schon wieder kriegen, wollen hinter den Dieben herlaufen.’ ‘So komm,’ sprach der Frieder, ‘wir wollens versuchen; nimm aber Butter und Käse mit, daß wir auf dem Weg was zu essen haben.’ ‘Ja, Friederchen, wills mitnehmen.’ Sie machten sich fort, und weil der Frieder besser zu Fuß war, gieng Catherlieschen hinten nach. ‘Jst mein Vortheil,’ dachte es, ‘wenn wir umkehren, hab ich ja ein Stück voraus.’ Nun kam es an einen Berg, wo auf beiden Seiten des Wegs tiefe Fahrgleisen waren. ‘Da sehe einer,’ sprach Catherlieschen, ‘was sie das arme Erdreich zerrissen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0411" n="362"/> und fanden eitel Gold. Da packten sie auf damit, liefen fort, und ließen Töpfe und Näpfe im Hause stehen. Catherlieschen meinte sie müßte das neue Geschirr auch brauchen: weil nun in der Küche ohnehin kein Mangel daran war, schlug sie jedem Topf den Boden aus, und steckte sie insgesammt zum Zierrath auf die Zaunpfähle rings ums Haus herum. Wie der Frieder kam und den neuen Zierrath sah, sprach er ‘Catherlieschen, was hast du gemacht?’ ‘Habs gekauft, Friederchen, für die gelben Gickelinge, die unter der Kuhkrippe steckten: bin selber nicht dabei gegangen, die Krämer haben sichs heraus graben müssen.’ ‘Ach, Frau,’ sprach der Frieder, ‘was hast du gemacht! das waren keine Gickelinge, es war eitel Gold und war all unser Vermögen; das hättest du nicht thun sollen.’ ‘Ja, Friederchen,’ antwortete sie, ‘das hab ich nicht gewußt, hättest mirs vorher sagen sollen.’</p><lb/> <p>Catherlieschen stand ein Weilchen und besann sich, da sprach sie ‘hör, Friederchen, das Gold wollen wir schon wieder kriegen, wollen hinter den Dieben herlaufen.’ ‘So komm,’ sprach der Frieder, ‘wir wollens versuchen; nimm aber Butter und Käse mit, daß wir auf dem Weg was zu essen haben.’ ‘Ja, Friederchen, wills mitnehmen.’ Sie machten sich fort, und weil der Frieder besser zu Fuß war, gieng Catherlieschen hinten nach. ‘Jst mein Vortheil,’ dachte es, ‘wenn wir umkehren, hab ich ja ein Stück voraus.’ Nun kam es an einen Berg, wo auf beiden Seiten des Wegs tiefe Fahrgleisen waren. ‘Da sehe einer,’ sprach Catherlieschen, ‘was sie das arme Erdreich zerrissen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [362/0411]
und fanden eitel Gold. Da packten sie auf damit, liefen fort, und ließen Töpfe und Näpfe im Hause stehen. Catherlieschen meinte sie müßte das neue Geschirr auch brauchen: weil nun in der Küche ohnehin kein Mangel daran war, schlug sie jedem Topf den Boden aus, und steckte sie insgesammt zum Zierrath auf die Zaunpfähle rings ums Haus herum. Wie der Frieder kam und den neuen Zierrath sah, sprach er ‘Catherlieschen, was hast du gemacht?’ ‘Habs gekauft, Friederchen, für die gelben Gickelinge, die unter der Kuhkrippe steckten: bin selber nicht dabei gegangen, die Krämer haben sichs heraus graben müssen.’ ‘Ach, Frau,’ sprach der Frieder, ‘was hast du gemacht! das waren keine Gickelinge, es war eitel Gold und war all unser Vermögen; das hättest du nicht thun sollen.’ ‘Ja, Friederchen,’ antwortete sie, ‘das hab ich nicht gewußt, hättest mirs vorher sagen sollen.’
Catherlieschen stand ein Weilchen und besann sich, da sprach sie ‘hör, Friederchen, das Gold wollen wir schon wieder kriegen, wollen hinter den Dieben herlaufen.’ ‘So komm,’ sprach der Frieder, ‘wir wollens versuchen; nimm aber Butter und Käse mit, daß wir auf dem Weg was zu essen haben.’ ‘Ja, Friederchen, wills mitnehmen.’ Sie machten sich fort, und weil der Frieder besser zu Fuß war, gieng Catherlieschen hinten nach. ‘Jst mein Vortheil,’ dachte es, ‘wenn wir umkehren, hab ich ja ein Stück voraus.’ Nun kam es an einen Berg, wo auf beiden Seiten des Wegs tiefe Fahrgleisen waren. ‘Da sehe einer,’ sprach Catherlieschen, ‘was sie das arme Erdreich zerrissen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-07-24T14:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |