Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.auch diesmal nichts, so will ich dein Vater nicht mehr sein.' Der Sohn blieb bei dem dritten Meister ebenfalls ein ganzes Jahr, und als er wieder nach Haus kam, und der Vater fragte 'mein Sohn, was hast du gelernt?' so antwortete er 'lieber Vater, ich habe dieses Jahr gelernt was die Frösche quacken.' Da gerieth der Vater in den höchsten Zorn, sprang auf, rief seine Leute herbei, und sprach 'dieser Mensch ist mein Sohn nicht mehr, ich stoße ihn aus, und gebiete euch daß ihr ihn hinaus in den Wald führt, und ihm das Leben nehmt.' Sie nahmen ihn, und führten ihn hinaus, aber als sie ihn tödten sollten, konnten sie nicht vor Mitleiden, und ließen ihn gehen. Sie schnitten einem Reh Augen und Zunge aus, damit sie dem Alten die Wahrzeichen bringen konnten. Der Jüngling wanderte fort, und kam nach einiger Zeit zu einer Burg, wo er um Nachtherberge bat. 'Ja,' sagte der Burgherr, 'wenn du da unten in dem alten Thurm übernachten willst, so gehe hin, aber ich warne dich, es ist lebensgefährlich, denn er ist voll wilder Hunde, die bellen und heulen in einem fort, und zu gewissen Stunden müssen sie einen Menschen ausgeliefert haben, den sie auch gleich verzehren.' Die ganze Gegend war darüber in Trauer und Leid, und konnte doch niemand helfen. Der Jüngling aber, der sich nicht fürchtete, sprach 'laßt mich nur hinab zu den bellenden Hunden, und gebt mir etwas, das ich ihnen vorwerfen kann; mir sollen sie nichts thun.' Weil er nun selber nicht anders wollte, so gaben sie ihm etwas Essen für die wilden Thiere, und brachten ihn hinab zu dem auch diesmal nichts, so will ich dein Vater nicht mehr sein.’ Der Sohn blieb bei dem dritten Meister ebenfalls ein ganzes Jahr, und als er wieder nach Haus kam, und der Vater fragte ‘mein Sohn, was hast du gelernt?’ so antwortete er ‘lieber Vater, ich habe dieses Jahr gelernt was die Frösche quacken.’ Da gerieth der Vater in den höchsten Zorn, sprang auf, rief seine Leute herbei, und sprach ‘dieser Mensch ist mein Sohn nicht mehr, ich stoße ihn aus, und gebiete euch daß ihr ihn hinaus in den Wald führt, und ihm das Leben nehmt.’ Sie nahmen ihn, und führten ihn hinaus, aber als sie ihn tödten sollten, konnten sie nicht vor Mitleiden, und ließen ihn gehen. Sie schnitten einem Reh Augen und Zunge aus, damit sie dem Alten die Wahrzeichen bringen konnten. Der Jüngling wanderte fort, und kam nach einiger Zeit zu einer Burg, wo er um Nachtherberge bat. ‘Ja,’ sagte der Burgherr, ‘wenn du da unten in dem alten Thurm übernachten willst, so gehe hin, aber ich warne dich, es ist lebensgefährlich, denn er ist voll wilder Hunde, die bellen und heulen in einem fort, und zu gewissen Stunden müssen sie einen Menschen ausgeliefert haben, den sie auch gleich verzehren.’ Die ganze Gegend war darüber in Trauer und Leid, und konnte doch niemand helfen. Der Jüngling aber, der sich nicht fürchtete, sprach ‘laßt mich nur hinab zu den bellenden Hunden, und gebt mir etwas, das ich ihnen vorwerfen kann; mir sollen sie nichts thun.’ Weil er nun selber nicht anders wollte, so gaben sie ihm etwas Essen für die wilden Thiere, und brachten ihn hinab zu dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0252" n="203"/> auch diesmal nichts, so will ich dein Vater nicht mehr sein.’ Der Sohn blieb bei dem dritten Meister ebenfalls ein ganzes Jahr, und als er wieder nach Haus kam, und der Vater fragte ‘mein Sohn, was hast du gelernt?’ so antwortete er ‘lieber Vater, ich habe dieses Jahr gelernt was die Frösche quacken.’ Da gerieth der Vater in den höchsten Zorn, sprang auf, rief seine Leute herbei, und sprach ‘dieser Mensch ist mein Sohn nicht mehr, ich stoße ihn aus, und gebiete euch daß ihr ihn hinaus in den Wald führt, und ihm das Leben nehmt.’ Sie nahmen ihn, und führten ihn hinaus, aber als sie ihn tödten sollten, konnten sie nicht vor Mitleiden, und ließen ihn gehen. Sie schnitten einem Reh Augen und Zunge aus, damit sie dem Alten die Wahrzeichen bringen konnten.</p><lb/> <p>Der Jüngling wanderte fort, und kam nach einiger Zeit zu einer Burg, wo er um Nachtherberge bat. ‘Ja,’ sagte der Burgherr, ‘wenn du da unten in dem alten Thurm übernachten willst, so gehe hin, aber ich warne dich, es ist lebensgefährlich, denn er ist voll wilder Hunde, die bellen und heulen in einem fort, und zu gewissen Stunden müssen sie einen Menschen ausgeliefert haben, den sie auch gleich verzehren.’ Die ganze Gegend war darüber in Trauer und Leid, und konnte doch niemand helfen. Der Jüngling aber, der sich nicht fürchtete, sprach ‘laßt mich nur hinab zu den bellenden Hunden, und gebt mir etwas, das ich ihnen vorwerfen kann; mir sollen sie nichts thun.’ Weil er nun selber nicht anders wollte, so gaben sie ihm etwas Essen für die wilden Thiere, und brachten ihn hinab zu dem </p> </div> </body> </text> </TEI> [203/0252]
auch diesmal nichts, so will ich dein Vater nicht mehr sein.’ Der Sohn blieb bei dem dritten Meister ebenfalls ein ganzes Jahr, und als er wieder nach Haus kam, und der Vater fragte ‘mein Sohn, was hast du gelernt?’ so antwortete er ‘lieber Vater, ich habe dieses Jahr gelernt was die Frösche quacken.’ Da gerieth der Vater in den höchsten Zorn, sprang auf, rief seine Leute herbei, und sprach ‘dieser Mensch ist mein Sohn nicht mehr, ich stoße ihn aus, und gebiete euch daß ihr ihn hinaus in den Wald führt, und ihm das Leben nehmt.’ Sie nahmen ihn, und führten ihn hinaus, aber als sie ihn tödten sollten, konnten sie nicht vor Mitleiden, und ließen ihn gehen. Sie schnitten einem Reh Augen und Zunge aus, damit sie dem Alten die Wahrzeichen bringen konnten.
Der Jüngling wanderte fort, und kam nach einiger Zeit zu einer Burg, wo er um Nachtherberge bat. ‘Ja,’ sagte der Burgherr, ‘wenn du da unten in dem alten Thurm übernachten willst, so gehe hin, aber ich warne dich, es ist lebensgefährlich, denn er ist voll wilder Hunde, die bellen und heulen in einem fort, und zu gewissen Stunden müssen sie einen Menschen ausgeliefert haben, den sie auch gleich verzehren.’ Die ganze Gegend war darüber in Trauer und Leid, und konnte doch niemand helfen. Der Jüngling aber, der sich nicht fürchtete, sprach ‘laßt mich nur hinab zu den bellenden Hunden, und gebt mir etwas, das ich ihnen vorwerfen kann; mir sollen sie nichts thun.’ Weil er nun selber nicht anders wollte, so gaben sie ihm etwas Essen für die wilden Thiere, und brachten ihn hinab zu dem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-07-24T14:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |