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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

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einander sprachen, und sich allerlei erzählten, was sie im Felde und Walde gesehen hatten. Der Genuß der Schlange hatte ihm die Fähigkeit verliehen, die Sprache der Thiere zu verstehen.

Nun trug es sich zu, daß gerade an diesem Tage der Königin ihr schönster Ring fort kam, und auf den vertrauten Diener, der überall Zugang hatte, der Verdacht fiel er habe ihn gestohlen. Der König ließ ihn vor sich kommen, und drohte ihm unter heftigen Scheltworten wenn er bis Morgen den Thäter nicht zu nennen wisse, so solle er dafür angesehen und gerichtet werden. Es half nichs daß er seine Unschuld betheuerte, er ward mit keinem bessern Bescheid entlassen. Jn seiner Unruhe und Angst gieng er hinab auf den Hof, und bedachte wie er sich aus seiner Noth helfen könne. Da saßen die Enten an einem fließenden Wasser friedlich neben ein ander, und ruhten sich, putzten sich mit ihren Schnäbeln glatt, und hielten ein vertrauliches Gespräch. Der Diener blieb stehen und hörte ihnen zu. Sie erzählten sich wo sie heute Morgen all herumgewackelt wären, und was für gutes Futter sie gefunden hätten, da sagte eine verdrießlich 'mir liegt etwas schwer im Magen, ich habe einen Ring, der unter der Königin Fenster lag, in der Hast mit hinunter geschluckt.' Da packte sie der Diener gleich beim Kragen, trug sie in die Küche, und sprach zum Koch 'schlachte doch diese fette zuerst ab.' 'Ja,' sagte der Koch, und wog sie in der Hand, 'die hat schon lange darauf gewartet, und gibt einen guten Braten,' und schnitt ihr den Hals ab. Und als sie ausgenommen wurde, so fand sich der Ring der Königin in ihrem

einander sprachen, und sich allerlei erzählten, was sie im Felde und Walde gesehen hatten. Der Genuß der Schlange hatte ihm die Fähigkeit verliehen, die Sprache der Thiere zu verstehen.

Nun trug es sich zu, daß gerade an diesem Tage der Königin ihr schönster Ring fort kam, und auf den vertrauten Diener, der überall Zugang hatte, der Verdacht fiel er habe ihn gestohlen. Der König ließ ihn vor sich kommen, und drohte ihm unter heftigen Scheltworten wenn er bis Morgen den Thäter nicht zu nennen wisse, so solle er dafür angesehen und gerichtet werden. Es half nichs daß er seine Unschuld betheuerte, er ward mit keinem bessern Bescheid entlassen. Jn seiner Unruhe und Angst gieng er hinab auf den Hof, und bedachte wie er sich aus seiner Noth helfen könne. Da saßen die Enten an einem fließenden Wasser friedlich neben ein ander, und ruhten sich, putzten sich mit ihren Schnäbeln glatt, und hielten ein vertrauliches Gespräch. Der Diener blieb stehen und hörte ihnen zu. Sie erzählten sich wo sie heute Morgen all herumgewackelt wären, und was für gutes Futter sie gefunden hätten, da sagte eine verdrießlich ‘mir liegt etwas schwer im Magen, ich habe einen Ring, der unter der Königin Fenster lag, in der Hast mit hinunter geschluckt.’ Da packte sie der Diener gleich beim Kragen, trug sie in die Küche, und sprach zum Koch ‘schlachte doch diese fette zuerst ab.’ ‘Ja,’ sagte der Koch, und wog sie in der Hand, ‘die hat schon lange darauf gewartet, und gibt einen guten Braten,’ und schnitt ihr den Hals ab. Und als sie ausgenommen wurde, so fand sich der Ring der Königin in ihrem

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[109/0158] einander sprachen, und sich allerlei erzählten, was sie im Felde und Walde gesehen hatten. Der Genuß der Schlange hatte ihm die Fähigkeit verliehen, die Sprache der Thiere zu verstehen. Nun trug es sich zu, daß gerade an diesem Tage der Königin ihr schönster Ring fort kam, und auf den vertrauten Diener, der überall Zugang hatte, der Verdacht fiel er habe ihn gestohlen. Der König ließ ihn vor sich kommen, und drohte ihm unter heftigen Scheltworten wenn er bis Morgen den Thäter nicht zu nennen wisse, so solle er dafür angesehen und gerichtet werden. Es half nichs daß er seine Unschuld betheuerte, er ward mit keinem bessern Bescheid entlassen. Jn seiner Unruhe und Angst gieng er hinab auf den Hof, und bedachte wie er sich aus seiner Noth helfen könne. Da saßen die Enten an einem fließenden Wasser friedlich neben ein ander, und ruhten sich, putzten sich mit ihren Schnäbeln glatt, und hielten ein vertrauliches Gespräch. Der Diener blieb stehen und hörte ihnen zu. Sie erzählten sich wo sie heute Morgen all herumgewackelt wären, und was für gutes Futter sie gefunden hätten, da sagte eine verdrießlich ‘mir liegt etwas schwer im Magen, ich habe einen Ring, der unter der Königin Fenster lag, in der Hast mit hinunter geschluckt.’ Da packte sie der Diener gleich beim Kragen, trug sie in die Küche, und sprach zum Koch ‘schlachte doch diese fette zuerst ab.’ ‘Ja,’ sagte der Koch, und wog sie in der Hand, ‘die hat schon lange darauf gewartet, und gibt einen guten Braten,’ und schnitt ihr den Hals ab. Und als sie ausgenommen wurde, so fand sich der Ring der Königin in ihrem

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/158>, abgerufen am 24.11.2024.