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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

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wie sie die beiden doch noch ins Unglück bringen könnte. Jhre rechte Tochter, die häßlich war wie die Nacht, und nur ein Auge hatte, die machte ihr Vorwürfe und sprach 'eine Königin zu werden, das Glück hätte mir gebührt.' 'Sei nur still,' sagte die Alte und sprach sie zufrieden, 'wenn's Zeit ist, will ich schon bei der Hand feyn.' Als nun die Zeit heran gerückt war, und die Königin ein schönes Knäbchen zur Welt gebracht hatte, und der König gerade auf der Jagd war, da nahm die alte Hexe die Gestalt der Kammerfrau an, trat in die Stube, wo die Königin lag, und sprach zu der Kranken 'kommt, das Bad ist fertig, das soll euch wohlthun und stärken; geschwind, eh es kalt wird.' Jhre Tochter war auch bei der Hand, und sie trugen die schwache Königin in die Badstube, legten sie hinein, giengen schnell fort, und schlossen die Thüre ab. Jn der Badstube aber hatten sie ein rechtes Höllenfeuer angemacht, daß die schöne junge Königin bald ersticken mußte.

Als das geschehen war, nahm die Alte ihre Tochter, und setzte ihr eine Haube auf, und legte sie ins Bett an der Königin Stelle. Sie gab ihr auch die Gestalt und das Ansehen der Königin, nur das verlorene Auge konnte sie ihr nicht wieder geben. Damit aber der König es nicht merken sollte, mußte sie sich auf die Seite legen, wo sie kein Auge hatte. Am Abend, als der König heim kam, und hörte daß ihm ein Söhnlein geboren war, freute er sich herzlich, und wollte ans Bett zu seiner lieben Frau gehen, und wollte sehen was sie machte. Da rief die Alte geschwind 'bei Leibe, laßt die Vorhänge zu, die Königin

wie sie die beiden doch noch ins Unglück bringen könnte. Jhre rechte Tochter, die häßlich war wie die Nacht, und nur ein Auge hatte, die machte ihr Vorwürfe und sprach ‘eine Königin zu werden, das Glück hätte mir gebührt.’ ‘Sei nur still,’ sagte die Alte und sprach sie zufrieden, ‘wenn’s Zeit ist, will ich schon bei der Hand feyn.’ Als nun die Zeit heran gerückt war, und die Königin ein schönes Knäbchen zur Welt gebracht hatte, und der König gerade auf der Jagd war, da nahm die alte Hexe die Gestalt der Kammerfrau an, trat in die Stube, wo die Königin lag, und sprach zu der Kranken ‘kommt, das Bad ist fertig, das soll euch wohlthun und stärken; geschwind, eh es kalt wird.’ Jhre Tochter war auch bei der Hand, und sie trugen die schwache Königin in die Badstube, legten sie hinein, giengen schnell fort, und schlossen die Thüre ab. Jn der Badstube aber hatten sie ein rechtes Höllenfeuer angemacht, daß die schöne junge Königin bald ersticken mußte.

Als das geschehen war, nahm die Alte ihre Tochter, und setzte ihr eine Haube auf, und legte sie ins Bett an der Königin Stelle. Sie gab ihr auch die Gestalt und das Ansehen der Königin, nur das verlorene Auge konnte sie ihr nicht wieder geben. Damit aber der König es nicht merken sollte, mußte sie sich auf die Seite legen, wo sie kein Auge hatte. Am Abend, als der König heim kam, und hörte daß ihm ein Söhnlein geboren war, freute er sich herzlich, und wollte ans Bett zu seiner lieben Frau gehen, und wollte sehen was sie machte. Da rief die Alte geschwind ‘bei Leibe, laßt die Vorhänge zu, die Königin

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[73/0122] wie sie die beiden doch noch ins Unglück bringen könnte. Jhre rechte Tochter, die häßlich war wie die Nacht, und nur ein Auge hatte, die machte ihr Vorwürfe und sprach ‘eine Königin zu werden, das Glück hätte mir gebührt.’ ‘Sei nur still,’ sagte die Alte und sprach sie zufrieden, ‘wenn’s Zeit ist, will ich schon bei der Hand feyn.’ Als nun die Zeit heran gerückt war, und die Königin ein schönes Knäbchen zur Welt gebracht hatte, und der König gerade auf der Jagd war, da nahm die alte Hexe die Gestalt der Kammerfrau an, trat in die Stube, wo die Königin lag, und sprach zu der Kranken ‘kommt, das Bad ist fertig, das soll euch wohlthun und stärken; geschwind, eh es kalt wird.’ Jhre Tochter war auch bei der Hand, und sie trugen die schwache Königin in die Badstube, legten sie hinein, giengen schnell fort, und schlossen die Thüre ab. Jn der Badstube aber hatten sie ein rechtes Höllenfeuer angemacht, daß die schöne junge Königin bald ersticken mußte. Als das geschehen war, nahm die Alte ihre Tochter, und setzte ihr eine Haube auf, und legte sie ins Bett an der Königin Stelle. Sie gab ihr auch die Gestalt und das Ansehen der Königin, nur das verlorene Auge konnte sie ihr nicht wieder geben. Damit aber der König es nicht merken sollte, mußte sie sich auf die Seite legen, wo sie kein Auge hatte. Am Abend, als der König heim kam, und hörte daß ihm ein Söhnlein geboren war, freute er sich herzlich, und wollte ans Bett zu seiner lieben Frau gehen, und wollte sehen was sie machte. Da rief die Alte geschwind ‘bei Leibe, laßt die Vorhänge zu, die Königin

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/122>, abgerufen am 25.11.2024.