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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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aber nur vier Dinge, und das fünfte behält er bei sich.' Der Müller war begierig, und sprach 'laß ihn einmal wahrsagen.' Da drückte Bürle dem Raben auf den Kopf, daß er quackte und krr, krr machte. Sprach der Müller 'was hat er gesagt?' Bürle antwortete 'erstens hat er gesagt, es steckte Wein unterm Kopfkissen.' 'Das wäre des Guckgucks!' rief der Müller gieng hin, und fand den Wein. 'Nun weiter' sprach der Müller. Das Bürle ließ den Raben wieder quacksen, und sprach 'zweitens, hat er gesagt, wäre Braten in der Ofenkachel.' 'Das wäre des Guckgucks!' rief der Müller, gieng hin, und fand den Braten. Bürle ließ den Raben noch mehr weissagen, und sprach 'drittens, hat er gesagt, wäre Salat auf dem Bett.' 'Das wäre des Guckgucks!' rief der Müller, gieng hin, und fand den Salat. Endlich drückte das Bürle den Raben noch einmal, daß er knurrte, und sprach 'viertens, hat er gesagt, wäre Kuchen unterm Bett.' 'Das wäre des Guckgucks!' rief der Müller, gieng hin, und fand den Kuchen.

Nun setzten sich die zwei zusammen an den Tisch, die Müllerin aber kriegte Todesängste, legte sich ins Bett, und nahm alle Schlüssel zu sich. Der Müller hätte auch gern das fünfte gewußt, aber Bürle sprach 'erst wollen wir die vier andern Dinge ruhig essen, denn das fünfte ist etwas schlimmes.' So aßen sie, und darnach ward gehandelt wie viel der Müller für die fünfte Wahrsagung geben sollte, bis sie um dreihundert Thaler einig wurden. Da drückte das Bürle dem Raben noch einmal an den Kopf, daß er laut quackte. Fragte der Müller 'was

aber nur vier Dinge, und das fuͤnfte behaͤlt er bei sich.’ Der Muͤller war begierig, und sprach ‘laß ihn einmal wahrsagen.’ Da druͤckte Buͤrle dem Raben auf den Kopf, daß er quackte und krr, krr machte. Sprach der Muͤller ‘was hat er gesagt?’ Buͤrle antwortete ‘erstens hat er gesagt, es steckte Wein unterm Kopfkissen.’ ‘Das waͤre des Guckgucks!’ rief der Muͤller gieng hin, und fand den Wein. ‘Nun weiter’ sprach der Muͤller. Das Buͤrle ließ den Raben wieder quacksen, und sprach ‘zweitens, hat er gesagt, waͤre Braten in der Ofenkachel.’ ‘Das waͤre des Guckgucks!’ rief der Muͤller, gieng hin, und fand den Braten. Buͤrle ließ den Raben noch mehr weissagen, und sprach ‘drittens, hat er gesagt, waͤre Salat auf dem Bett.’ ‘Das waͤre des Guckgucks!’ rief der Muͤller, gieng hin, und fand den Salat. Endlich druͤckte das Buͤrle den Raben noch einmal, daß er knurrte, und sprach ‘viertens, hat er gesagt, waͤre Kuchen unterm Bett.’ ‘Das waͤre des Guckgucks!’ rief der Muͤller, gieng hin, und fand den Kuchen.

Nun setzten sich die zwei zusammen an den Tisch, die Muͤllerin aber kriegte Todesaͤngste, legte sich ins Bett, und nahm alle Schluͤssel zu sich. Der Muͤller haͤtte auch gern das fuͤnfte gewußt, aber Buͤrle sprach ‘erst wollen wir die vier andern Dinge ruhig essen, denn das fuͤnfte ist etwas schlimmes.’ So aßen sie, und darnach ward gehandelt wie viel der Muͤller fuͤr die fuͤnfte Wahrsagung geben sollte, bis sie um dreihundert Thaler einig wurden. Da druͤckte das Buͤrle dem Raben noch einmal an den Kopf, daß er laut quackte. Fragte der Muͤller ‘was

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/431>, abgerufen am 18.05.2024.