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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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und ritt gerade zu in die Töpfe hinein, daß alles in tausend Scherben zersprang. Sie fieng an zu weinen, und wußte vor Angst nicht was sie anfangen sollte. 'Ach, wie wird mirs ergehen!' rief sie, 'was wird mein Mann dazu sagen!' Sie lief heim, und erzählte ihm das Unglück. 'Wer setzt sich auch an die Ecke des Marktes mit irdenem Geschirr!' sprach der Mann, 'laß nur das Weinen, ich sehe wohl, du bist zu keiner ordentlichen Arbeit zu gebrauchen; da bin ich in unseres Königs Schloß gewesen, und habe gefragt ob sie nicht eine Küchenmagd brauchen könnten, und sie haben mir versprochen sie wollten dich dazu nehmen, dafür bekommst du freies Essen.'

Nun ward die Königstochter eine Küchenmagd, mußte dem Koch zur Hand gehen, und die sauerste Arbeit thun. Sie machte sich an beiden Seiten in den Taschen ein Töpfchen fest, darin brachte sie was ihr von dem übrig gebliebenen zu Theil ward nach Haus, und sie lebten zusammen davon. Es trug sich zu, daß die Hochzeit des ältesten Königssohns sollte gefeiert werden, da gieng die arme Frau hinauf, stellte sich vor die Saalthüre, und sah zu. Als nun die Lichter angezündet wurden, und immer einer schöner als der andere hereintrat, und alles voll Pracht und Herrlichkeit war, da dachte sie mit betrübtem Herzen an ihr Schicksal, und verwünschte ihren Stolz und Uebermuth, der sie erniedrigt und in diese Armuth gestürzt hatte. Von den köstlichen Speisen, die da ein und ausgetragen wurden, erhielt sie von den Dienern manchmal etwas geschenkt, das that sie in ihr Töpfchen, und wollte es heim tragen. Auf

und ritt gerade zu in die Toͤpfe hinein, daß alles in tausend Scherben zersprang. Sie fieng an zu weinen, und wußte vor Angst nicht was sie anfangen sollte. ‘Ach, wie wird mirs ergehen!’ rief sie, ‘was wird mein Mann dazu sagen!’ Sie lief heim, und erzaͤhlte ihm das Ungluͤck. ‘Wer setzt sich auch an die Ecke des Marktes mit irdenem Geschirr!’ sprach der Mann, ‘laß nur das Weinen, ich sehe wohl, du bist zu keiner ordentlichen Arbeit zu gebrauchen; da bin ich in unseres Koͤnigs Schloß gewesen, und habe gefragt ob sie nicht eine Kuͤchenmagd brauchen koͤnnten, und sie haben mir versprochen sie wollten dich dazu nehmen, dafuͤr bekommst du freies Essen.’

Nun ward die Koͤnigstochter eine Kuͤchenmagd, mußte dem Koch zur Hand gehen, und die sauerste Arbeit thun. Sie machte sich an beiden Seiten in den Taschen ein Toͤpfchen fest, darin brachte sie was ihr von dem uͤbrig gebliebenen zu Theil ward nach Haus, und sie lebten zusammen davon. Es trug sich zu, daß die Hochzeit des aͤltesten Koͤnigssohns sollte gefeiert werden, da gieng die arme Frau hinauf, stellte sich vor die Saalthuͤre, und sah zu. Als nun die Lichter angezuͤndet wurden, und immer einer schoͤner als der andere hereintrat, und alles voll Pracht und Herrlichkeit war, da dachte sie mit betruͤbtem Herzen an ihr Schicksal, und verwuͤnschte ihren Stolz und Uebermuth, der sie erniedrigt und in diese Armuth gestuͤrzt hatte. Von den koͤstlichen Speisen, die da ein und ausgetragen wurden, erhielt sie von den Dienern manchmal etwas geschenkt, das that sie in ihr Toͤpfchen, und wollte es heim tragen. Auf

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[311/0342] und ritt gerade zu in die Toͤpfe hinein, daß alles in tausend Scherben zersprang. Sie fieng an zu weinen, und wußte vor Angst nicht was sie anfangen sollte. ‘Ach, wie wird mirs ergehen!’ rief sie, ‘was wird mein Mann dazu sagen!’ Sie lief heim, und erzaͤhlte ihm das Ungluͤck. ‘Wer setzt sich auch an die Ecke des Marktes mit irdenem Geschirr!’ sprach der Mann, ‘laß nur das Weinen, ich sehe wohl, du bist zu keiner ordentlichen Arbeit zu gebrauchen; da bin ich in unseres Koͤnigs Schloß gewesen, und habe gefragt ob sie nicht eine Kuͤchenmagd brauchen koͤnnten, und sie haben mir versprochen sie wollten dich dazu nehmen, dafuͤr bekommst du freies Essen.’ Nun ward die Koͤnigstochter eine Kuͤchenmagd, mußte dem Koch zur Hand gehen, und die sauerste Arbeit thun. Sie machte sich an beiden Seiten in den Taschen ein Toͤpfchen fest, darin brachte sie was ihr von dem uͤbrig gebliebenen zu Theil ward nach Haus, und sie lebten zusammen davon. Es trug sich zu, daß die Hochzeit des aͤltesten Koͤnigssohns sollte gefeiert werden, da gieng die arme Frau hinauf, stellte sich vor die Saalthuͤre, und sah zu. Als nun die Lichter angezuͤndet wurden, und immer einer schoͤner als der andere hereintrat, und alles voll Pracht und Herrlichkeit war, da dachte sie mit betruͤbtem Herzen an ihr Schicksal, und verwuͤnschte ihren Stolz und Uebermuth, der sie erniedrigt und in diese Armuth gestuͤrzt hatte. Von den koͤstlichen Speisen, die da ein und ausgetragen wurden, erhielt sie von den Dienern manchmal etwas geschenkt, das that sie in ihr Toͤpfchen, und wollte es heim tragen. Auf

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/342>, abgerufen am 25.11.2024.