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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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Jn dem Augenblicke aber, wo sie den Stich empfand, fiel sie auch nieder in einen tiefen Schlaf. Und der König und die Königin, die eben zurückgekommen waren, fiengen an mit dem ganzen Hofstaat einzuschlafen. Da schliefen auch die Pferde im Stall ein, die Hunde im Hofe, die Tauben auf dem Dache, die Fliegen an der Wand, ja, das Feuer, das auf dem Herde flackerte, ward still und schlief ein, und der Braten hörte auf zu brutzeln, und der Koch, der den Küchenjungen, weil er etwas versehen hatte, in den Haaren ziehen wollte, ließ ihn los und schlief, und alles was lebendigen Othem hatte, ward still und schlief.

Rings um das Schloß aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, die jedes Jahr höher ward, und endlich das ganze Schloß umzog, und drüber hinaus wuchs, daß gar nichts mehr, selbst nicht die Fahnen auf den Dächern, zu sehen war. Es gieng aber die Sage in dem Land von dem schönen schlafenden Dornröschen, denn so wurde die Königstochter genannt, also daß von Zeit zu Zeit Königssöhne kamen, und durch die Hecke in das Schloß dringen wollten. Es war ihnen aber nicht möglich, denn die Aeste hielten sich, als hätten sie Hände, zusammen, und die Jünglinge blieben in den Dornen hängen, und starben jämmerlich. Nach langen langen Jahren kam wieder ein Königssohn durch das Land, dem erzählte ein alter Mann von der Dornhecke, es sollte ein Schloß dahinter stehen, in welchem eine wunderschöne Königstochter, Dornröschen genannt, schliefe, und mit ihr schliefe der ganze Hofstaat. Er erzählte auch daß er von seinem Großvater

Jn dem Augenblicke aber, wo sie den Stich empfand, fiel sie auch nieder in einen tiefen Schlaf. Und der Koͤnig und die Koͤnigin, die eben zuruͤckgekommen waren, fiengen an mit dem ganzen Hofstaat einzuschlafen. Da schliefen auch die Pferde im Stall ein, die Hunde im Hofe, die Tauben auf dem Dache, die Fliegen an der Wand, ja, das Feuer, das auf dem Herde flackerte, ward still und schlief ein, und der Braten hoͤrte auf zu brutzeln, und der Koch, der den Kuͤchenjungen, weil er etwas versehen hatte, in den Haaren ziehen wollte, ließ ihn los und schlief, und alles was lebendigen Othem hatte, ward still und schlief.

Rings um das Schloß aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, die jedes Jahr hoͤher ward, und endlich das ganze Schloß umzog, und druͤber hinaus wuchs, daß gar nichts mehr, selbst nicht die Fahnen auf den Daͤchern, zu sehen war. Es gieng aber die Sage in dem Land von dem schoͤnen schlafenden Dornroͤschen, denn so wurde die Koͤnigstochter genannt, also daß von Zeit zu Zeit Koͤnigssoͤhne kamen, und durch die Hecke in das Schloß dringen wollten. Es war ihnen aber nicht moͤglich, denn die Aeste hielten sich, als haͤtten sie Haͤnde, zusammen, und die Juͤnglinge blieben in den Dornen haͤngen, und starben jaͤmmerlich. Nach langen langen Jahren kam wieder ein Koͤnigssohn durch das Land, dem erzaͤhlte ein alter Mann von der Dornhecke, es sollte ein Schloß dahinter stehen, in welchem eine wunderschoͤne Koͤnigstochter, Dornroͤschen genannt, schliefe, und mit ihr schliefe der ganze Hofstaat. Er erzaͤhlte auch daß er von seinem Großvater

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[300/0331] Jn dem Augenblicke aber, wo sie den Stich empfand, fiel sie auch nieder in einen tiefen Schlaf. Und der Koͤnig und die Koͤnigin, die eben zuruͤckgekommen waren, fiengen an mit dem ganzen Hofstaat einzuschlafen. Da schliefen auch die Pferde im Stall ein, die Hunde im Hofe, die Tauben auf dem Dache, die Fliegen an der Wand, ja, das Feuer, das auf dem Herde flackerte, ward still und schlief ein, und der Braten hoͤrte auf zu brutzeln, und der Koch, der den Kuͤchenjungen, weil er etwas versehen hatte, in den Haaren ziehen wollte, ließ ihn los und schlief, und alles was lebendigen Othem hatte, ward still und schlief. Rings um das Schloß aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, die jedes Jahr hoͤher ward, und endlich das ganze Schloß umzog, und druͤber hinaus wuchs, daß gar nichts mehr, selbst nicht die Fahnen auf den Daͤchern, zu sehen war. Es gieng aber die Sage in dem Land von dem schoͤnen schlafenden Dornroͤschen, denn so wurde die Koͤnigstochter genannt, also daß von Zeit zu Zeit Koͤnigssoͤhne kamen, und durch die Hecke in das Schloß dringen wollten. Es war ihnen aber nicht moͤglich, denn die Aeste hielten sich, als haͤtten sie Haͤnde, zusammen, und die Juͤnglinge blieben in den Dornen haͤngen, und starben jaͤmmerlich. Nach langen langen Jahren kam wieder ein Koͤnigssohn durch das Land, dem erzaͤhlte ein alter Mann von der Dornhecke, es sollte ein Schloß dahinter stehen, in welchem eine wunderschoͤne Koͤnigstochter, Dornroͤschen genannt, schliefe, und mit ihr schliefe der ganze Hofstaat. Er erzaͤhlte auch daß er von seinem Großvater

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/331>, abgerufen am 23.11.2024.