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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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Als der Tag heran kam, wo das Urtheil sollte vollzogen werden, da war zugleich der letzte Tag von den sechs Jahren herum, in welchen sie nicht sprechen und nicht lachen durfte, und sie hatte ihre lieben Brüder aus der Macht des Zaubers befreit. Die sechs Hemden waren fertig geworden, nur daß an dem letzten der linke Ermel noch fehlte. Als sie nun zum Scheiterhaufen geführt wurde, legte sie die Hemden auf ihren Arm, und als sie oben stand, und das Feuer eben sollte angezündet werden, so schaute sie sich um, da kamen sechs Schwäne durch die Luft daher gezogen. Da sah sie daß ihre Erlösung nahte, und ihr Herz regte sich in Freude. Die Schwäne rauschten zu ihr her, und senkten sich herab so daß sie ihnen die Hemden überwerfen konnte, und wie sie davon berührt wurden fielen die Schwanenhäute ab, und ihre Brüder standen leibhaftig vor ihr, und waren frisch und schön; nur dem jüngsten fehlte der linke Arm, und er hatte dafür einen Schwanenflügel am Rücken. Sie herzten und küßten sich, und die Königin gieng zu dem Könige, der ganz bestürzt war, und fieng an zu reden, und sagte 'liebster Gemahl, nun darf ich sprechen und dir offenbaren daß ich unschuldig bin und fälschlich angeklagt,' und erzählte ihm von dem Betrug der Alten, die ihre drei Kinder weggenommen und verborgen hätte. Da wurden sie zu großer Freude des Königs herbeigeholt, die böse Schwiegermutter aber wurde zur Strafe auf den Scheiterhaufen gebunden und zu Asche verbrannt. Der König aber und die Königin mit ihren sechs Brüdern lebten lange Jahre in Glück und Frieden.



Als der Tag heran kam, wo das Urtheil sollte vollzogen werden, da war zugleich der letzte Tag von den sechs Jahren herum, in welchen sie nicht sprechen und nicht lachen durfte, und sie hatte ihre lieben Bruͤder aus der Macht des Zaubers befreit. Die sechs Hemden waren fertig geworden, nur daß an dem letzten der linke Ermel noch fehlte. Als sie nun zum Scheiterhaufen gefuͤhrt wurde, legte sie die Hemden auf ihren Arm, und als sie oben stand, und das Feuer eben sollte angezuͤndet werden, so schaute sie sich um, da kamen sechs Schwaͤne durch die Luft daher gezogen. Da sah sie daß ihre Erloͤsung nahte, und ihr Herz regte sich in Freude. Die Schwaͤne rauschten zu ihr her, und senkten sich herab so daß sie ihnen die Hemden uͤberwerfen konnte, und wie sie davon beruͤhrt wurden fielen die Schwanenhaͤute ab, und ihre Bruͤder standen leibhaftig vor ihr, und waren frisch und schoͤn; nur dem juͤngsten fehlte der linke Arm, und er hatte dafuͤr einen Schwanenfluͤgel am Ruͤcken. Sie herzten und kuͤßten sich, und die Koͤnigin gieng zu dem Koͤnige, der ganz bestuͤrzt war, und fieng an zu reden, und sagte ‘liebster Gemahl, nun darf ich sprechen und dir offenbaren daß ich unschuldig bin und faͤlschlich angeklagt,’ und erzaͤhlte ihm von dem Betrug der Alten, die ihre drei Kinder weggenommen und verborgen haͤtte. Da wurden sie zu großer Freude des Koͤnigs herbeigeholt, die boͤse Schwiegermutter aber wurde zur Strafe auf den Scheiterhaufen gebunden und zu Asche verbrannt. Der Koͤnig aber und die Koͤnigin mit ihren sechs Bruͤdern lebten lange Jahre in Gluͤck und Frieden.



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[297/0328] Als der Tag heran kam, wo das Urtheil sollte vollzogen werden, da war zugleich der letzte Tag von den sechs Jahren herum, in welchen sie nicht sprechen und nicht lachen durfte, und sie hatte ihre lieben Bruͤder aus der Macht des Zaubers befreit. Die sechs Hemden waren fertig geworden, nur daß an dem letzten der linke Ermel noch fehlte. Als sie nun zum Scheiterhaufen gefuͤhrt wurde, legte sie die Hemden auf ihren Arm, und als sie oben stand, und das Feuer eben sollte angezuͤndet werden, so schaute sie sich um, da kamen sechs Schwaͤne durch die Luft daher gezogen. Da sah sie daß ihre Erloͤsung nahte, und ihr Herz regte sich in Freude. Die Schwaͤne rauschten zu ihr her, und senkten sich herab so daß sie ihnen die Hemden uͤberwerfen konnte, und wie sie davon beruͤhrt wurden fielen die Schwanenhaͤute ab, und ihre Bruͤder standen leibhaftig vor ihr, und waren frisch und schoͤn; nur dem juͤngsten fehlte der linke Arm, und er hatte dafuͤr einen Schwanenfluͤgel am Ruͤcken. Sie herzten und kuͤßten sich, und die Koͤnigin gieng zu dem Koͤnige, der ganz bestuͤrzt war, und fieng an zu reden, und sagte ‘liebster Gemahl, nun darf ich sprechen und dir offenbaren daß ich unschuldig bin und faͤlschlich angeklagt,’ und erzaͤhlte ihm von dem Betrug der Alten, die ihre drei Kinder weggenommen und verborgen haͤtte. Da wurden sie zu großer Freude des Koͤnigs herbeigeholt, die boͤse Schwiegermutter aber wurde zur Strafe auf den Scheiterhaufen gebunden und zu Asche verbrannt. Der Koͤnig aber und die Koͤnigin mit ihren sechs Bruͤdern lebten lange Jahre in Gluͤck und Frieden.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/328>, abgerufen am 22.11.2024.