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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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'ich bin so satt,
ich mag kein Blatt: meh! meh!'

'So komm nach Haus' sagte der Schneider, führte sie in den Stall, und band sie fest. Als er wegging, kehrte er sich noch einmal um, und sagte 'nun bist du doch einmal satt!' Aber die Ziege machte es ihm nicht besser, und rief

'wie sollt ich satt seyn?
ich sprang nur über Gräbelein,
und fand kein einzig Blättelein: meh! meh!'

Als der Schneider das hörte, stutzte er, und sah wohl daß er seine drei Söhne unschuldig verstoßen hatte. 'Wart,' rief er, 'du undankbares Geschöpf, dich fortzujagen ist noch zu wenig, ich will dich zeichnen daß du dich unter ehrlichen Schneidern nicht mehr darfst sehen lassen.' Jn einer Hast sprang er hinauf, holte sein Bartmesser, seifte der Ziege den Kopf ein, und schor sie so glatt wie seine flache Hand. Und weil die Elle zu ehrenvoll gewesen wäre, holte er die Peitsche, und versetzte ihr solche Hiebe, daß sie in gewaltigen Sprüngen davon lief.

Der Schneider, als er so ganz einsam in seinem Hause saß, verfiel in große Traurigkeit, und hätte seine Söhne gerne wieder gehabt, aber niemand wußte wo sie hingerathen waren. Der älteste war zu einem Schreiner in die Lehre gegangen, da lernte er fleißig und unverdrossen, und als seine Zeit herum war, daß er wandern sollte, schenkte ihm der Meister ein Tischchen, das gar kein besonderes Ansehen hatte, und von gewöhnlichem Holz war, aber es hatte eine gute Eigenschaft. Wenn man es hin

‘ich bin so satt,
ich mag kein Blatt: meh! meh!’

‘So komm nach Haus’ sagte der Schneider, fuͤhrte sie in den Stall, und band sie fest. Als er wegging, kehrte er sich noch einmal um, und sagte ‘nun bist du doch einmal satt!’ Aber die Ziege machte es ihm nicht besser, und rief

‘wie sollt ich satt seyn?
ich sprang nur uͤber Graͤbelein,
und fand kein einzig Blaͤttelein: meh! meh!’

Als der Schneider das hoͤrte, stutzte er, und sah wohl daß er seine drei Soͤhne unschuldig verstoßen hatte. ‘Wart,’ rief er, ‘du undankbares Geschoͤpf, dich fortzujagen ist noch zu wenig, ich will dich zeichnen daß du dich unter ehrlichen Schneidern nicht mehr darfst sehen lassen.’ Jn einer Hast sprang er hinauf, holte sein Bartmesser, seifte der Ziege den Kopf ein, und schor sie so glatt wie seine flache Hand. Und weil die Elle zu ehrenvoll gewesen waͤre, holte er die Peitsche, und versetzte ihr solche Hiebe, daß sie in gewaltigen Spruͤngen davon lief.

Der Schneider, als er so ganz einsam in seinem Hause saß, verfiel in große Traurigkeit, und haͤtte seine Soͤhne gerne wieder gehabt, aber niemand wußte wo sie hingerathen waren. Der aͤlteste war zu einem Schreiner in die Lehre gegangen, da lernte er fleißig und unverdrossen, und als seine Zeit herum war, daß er wandern sollte, schenkte ihm der Meister ein Tischchen, das gar kein besonderes Ansehen hatte, und von gewoͤhnlichem Holz war, aber es hatte eine gute Eigenschaft. Wenn man es hin

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[217/0248] ‘ich bin so satt, ich mag kein Blatt: meh! meh!’ ‘So komm nach Haus’ sagte der Schneider, fuͤhrte sie in den Stall, und band sie fest. Als er wegging, kehrte er sich noch einmal um, und sagte ‘nun bist du doch einmal satt!’ Aber die Ziege machte es ihm nicht besser, und rief ‘wie sollt ich satt seyn? ich sprang nur uͤber Graͤbelein, und fand kein einzig Blaͤttelein: meh! meh!’ Als der Schneider das hoͤrte, stutzte er, und sah wohl daß er seine drei Soͤhne unschuldig verstoßen hatte. ‘Wart,’ rief er, ‘du undankbares Geschoͤpf, dich fortzujagen ist noch zu wenig, ich will dich zeichnen daß du dich unter ehrlichen Schneidern nicht mehr darfst sehen lassen.’ Jn einer Hast sprang er hinauf, holte sein Bartmesser, seifte der Ziege den Kopf ein, und schor sie so glatt wie seine flache Hand. Und weil die Elle zu ehrenvoll gewesen waͤre, holte er die Peitsche, und versetzte ihr solche Hiebe, daß sie in gewaltigen Spruͤngen davon lief. Der Schneider, als er so ganz einsam in seinem Hause saß, verfiel in große Traurigkeit, und haͤtte seine Soͤhne gerne wieder gehabt, aber niemand wußte wo sie hingerathen waren. Der aͤlteste war zu einem Schreiner in die Lehre gegangen, da lernte er fleißig und unverdrossen, und als seine Zeit herum war, daß er wandern sollte, schenkte ihm der Meister ein Tischchen, das gar kein besonderes Ansehen hatte, und von gewoͤhnlichem Holz war, aber es hatte eine gute Eigenschaft. Wenn man es hin

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/248>, abgerufen am 24.11.2024.