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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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wir kriegen ein Kind, und das ist groß, und soll hier Trinken zapfen, so fällt ihm die Kreuzhacke auf den Kopf und schlägts todt.' Da sprach der Knecht 'was haben wir für eine kluge Else!' setzte sich zu ihr, und fieng auch an laut zu heulen. Oben warteten sie auf den Knecht, als er aber immer nicht kam, sprach der Mann zur Frau 'geh doch hinunter in den Keller, und sieh wo die Else bleibt.' Die Frau gieng hinab, und fand alle drei in Wehklagen, und fragte nach der Ursache, da erzählte ihr die Else auch daß ihr zukünftiges Kind wohl würde von der Kreuzhacke todtgeschlagen werden, wenn es erst groß wäre, und Bier zapfen sollte, und die Kreuzhacke fiele herab. Da sprach die Mutter gleichfalls 'ach, was haben wir für eine kluge Else!' setzte sich hin, und weinte mit. Der Mann oben wartete auch ein Weilchen, als aber seine Frau nicht wieder kam, und sein Durst immer stärker ward, sprach er 'ich muß nur selber in den Keller gehn und sehen wo die Else bleibt.' Als er aber in den Keller kam, und alle da bei einander saßen und weinten, und er die Ursache hörte, daß das Kind der Else schuld wäre, das sie vielleicht einmal zur Welt brächte, und von der Kreuzhacke könnte todtgeschlagen werden, wenn es gerade zur Zeit, wo sie herab fiele, darunter säße, Bier zu zapfen: da rief er 'was für eine kluge Else!' setzte sich, und weinte auch mit. Der Bräutigam blieb lange oben allein, da niemand wiederkommen wollte, dachte er 'sie werden unten auf dich warten, du mußt auch hingehen, und sehen was sie vorhaben.' Als er hinab kam, saßen da fünfe, und schrien und jammerten

wir kriegen ein Kind, und das ist groß, und soll hier Trinken zapfen, so faͤllt ihm die Kreuzhacke auf den Kopf und schlaͤgts todt.’ Da sprach der Knecht ‘was haben wir fuͤr eine kluge Else!’ setzte sich zu ihr, und fieng auch an laut zu heulen. Oben warteten sie auf den Knecht, als er aber immer nicht kam, sprach der Mann zur Frau ‘geh doch hinunter in den Keller, und sieh wo die Else bleibt.’ Die Frau gieng hinab, und fand alle drei in Wehklagen, und fragte nach der Ursache, da erzaͤhlte ihr die Else auch daß ihr zukuͤnftiges Kind wohl wuͤrde von der Kreuzhacke todtgeschlagen werden, wenn es erst groß waͤre, und Bier zapfen sollte, und die Kreuzhacke fiele herab. Da sprach die Mutter gleichfalls ‘ach, was haben wir fuͤr eine kluge Else!’ setzte sich hin, und weinte mit. Der Mann oben wartete auch ein Weilchen, als aber seine Frau nicht wieder kam, und sein Durst immer staͤrker ward, sprach er ‘ich muß nur selber in den Keller gehn und sehen wo die Else bleibt.’ Als er aber in den Keller kam, und alle da bei einander saßen und weinten, und er die Ursache hoͤrte, daß das Kind der Else schuld waͤre, das sie vielleicht einmal zur Welt braͤchte, und von der Kreuzhacke koͤnnte todtgeschlagen werden, wenn es gerade zur Zeit, wo sie herab fiele, darunter saͤße, Bier zu zapfen: da rief er ‘was fuͤr eine kluge Else!’ setzte sich, und weinte auch mit. Der Braͤutigam blieb lange oben allein, da niemand wiederkommen wollte, dachte er ‘sie werden unten auf dich warten, du mußt auch hingehen, und sehen was sie vorhaben.’ Als er hinab kam, saßen da fuͤnfe, und schrien und jammerten

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[208/0239] wir kriegen ein Kind, und das ist groß, und soll hier Trinken zapfen, so faͤllt ihm die Kreuzhacke auf den Kopf und schlaͤgts todt.’ Da sprach der Knecht ‘was haben wir fuͤr eine kluge Else!’ setzte sich zu ihr, und fieng auch an laut zu heulen. Oben warteten sie auf den Knecht, als er aber immer nicht kam, sprach der Mann zur Frau ‘geh doch hinunter in den Keller, und sieh wo die Else bleibt.’ Die Frau gieng hinab, und fand alle drei in Wehklagen, und fragte nach der Ursache, da erzaͤhlte ihr die Else auch daß ihr zukuͤnftiges Kind wohl wuͤrde von der Kreuzhacke todtgeschlagen werden, wenn es erst groß waͤre, und Bier zapfen sollte, und die Kreuzhacke fiele herab. Da sprach die Mutter gleichfalls ‘ach, was haben wir fuͤr eine kluge Else!’ setzte sich hin, und weinte mit. Der Mann oben wartete auch ein Weilchen, als aber seine Frau nicht wieder kam, und sein Durst immer staͤrker ward, sprach er ‘ich muß nur selber in den Keller gehn und sehen wo die Else bleibt.’ Als er aber in den Keller kam, und alle da bei einander saßen und weinten, und er die Ursache hoͤrte, daß das Kind der Else schuld waͤre, das sie vielleicht einmal zur Welt braͤchte, und von der Kreuzhacke koͤnnte todtgeschlagen werden, wenn es gerade zur Zeit, wo sie herab fiele, darunter saͤße, Bier zu zapfen: da rief er ‘was fuͤr eine kluge Else!’ setzte sich, und weinte auch mit. Der Braͤutigam blieb lange oben allein, da niemand wiederkommen wollte, dachte er ‘sie werden unten auf dich warten, du mußt auch hingehen, und sehen was sie vorhaben.’ Als er hinab kam, saßen da fuͤnfe, und schrien und jammerten

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/239>, abgerufen am 05.05.2024.