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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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Tochter geholfen. Die Schachtel aber schwamm wie ein Schiffchen, und durch Gottes Gnade geschah es daß kein Tröpfchen Wasser hinein kam. Sie schwamm bis zwei Meilen von des Königs Hauptstadt, wo eine Mühle war, an dessen Wehr sie hängen blieb. Ein Mahlbursche, der sie bemerkte, zog sie mit einem großen Hacken heran, und dachte es lägen große Schätze darin, als er sie aufmachte lag ein kleiner schöner Knabe darin, der ganz frisch und munter war. Er brachte ihn zu den Müllersleuten, und weil diese keine Kinder hatten, freuten sie sich darüber, und sprachen 'Gott hat es uns bescheert.' Sie pflegten den Fündling wohl, und zogen ihn in allen Tugenden groß.

Es trug sich zu, als der Junge herangewachsen war, daß der König einmal bei einem Gewitter in die Mühle trat und die Müllersleute fragte ob das ihr Sohn wäre. 'Nein,' antworteten sie 'es ist ein Fündling, er ist vor vierzehen Jahren in einer Schachtel ans Wehr geschwommen, und der Mahlbursche hat ihn aus dem Wasser gezogen.' Da merkte der König daß es das Glückskind war, das er ins Wasser geworfen hatte, und sprach 'mein, ihr guten Leute, könnte der Junge nicht einen Brief an die Frau Königin bringen, ich will ihm zwei Goldstücke zum Lohn geben?' 'Wie der Herr König gebietet' antworteten die Leute, und hießen den Jungen sich bereit halten. Da schrieb der König einen Brief an die Königin, worin stand 'sobald der Knabe mit diesem Schreiben angelangt ist, soll er getödtet und begraben werden, und das alles soll geschehen seyn ehe ich ankomme.'

Tochter geholfen. Die Schachtel aber schwamm wie ein Schiffchen, und durch Gottes Gnade geschah es daß kein Troͤpfchen Wasser hinein kam. Sie schwamm bis zwei Meilen von des Koͤnigs Hauptstadt, wo eine Muͤhle war, an dessen Wehr sie haͤngen blieb. Ein Mahlbursche, der sie bemerkte, zog sie mit einem großen Hacken heran, und dachte es laͤgen große Schaͤtze darin, als er sie aufmachte lag ein kleiner schoͤner Knabe darin, der ganz frisch und munter war. Er brachte ihn zu den Muͤllersleuten, und weil diese keine Kinder hatten, freuten sie sich daruͤber, und sprachen ‘Gott hat es uns bescheert.’ Sie pflegten den Fuͤndling wohl, und zogen ihn in allen Tugenden groß.

Es trug sich zu, als der Junge herangewachsen war, daß der Koͤnig einmal bei einem Gewitter in die Muͤhle trat und die Muͤllersleute fragte ob das ihr Sohn waͤre. ‘Nein,’ antworteten sie ‘es ist ein Fuͤndling, er ist vor vierzehen Jahren in einer Schachtel ans Wehr geschwommen, und der Mahlbursche hat ihn aus dem Wasser gezogen.’ Da merkte der Koͤnig daß es das Gluͤckskind war, das er ins Wasser geworfen hatte, und sprach ‘mein, ihr guten Leute, koͤnnte der Junge nicht einen Brief an die Frau Koͤnigin bringen, ich will ihm zwei Goldstuͤcke zum Lohn geben?’ ‘Wie der Herr Koͤnig gebietet’ antworteten die Leute, und hießen den Jungen sich bereit halten. Da schrieb der Koͤnig einen Brief an die Koͤnigin, worin stand ‘sobald der Knabe mit diesem Schreiben angelangt ist, soll er getoͤdtet und begraben werden, und das alles soll geschehen seyn ehe ich ankomme.’

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[175/0208] Tochter geholfen. Die Schachtel aber schwamm wie ein Schiffchen, und durch Gottes Gnade geschah es daß kein Troͤpfchen Wasser hinein kam. Sie schwamm bis zwei Meilen von des Koͤnigs Hauptstadt, wo eine Muͤhle war, an dessen Wehr sie haͤngen blieb. Ein Mahlbursche, der sie bemerkte, zog sie mit einem großen Hacken heran, und dachte es laͤgen große Schaͤtze darin, als er sie aufmachte lag ein kleiner schoͤner Knabe darin, der ganz frisch und munter war. Er brachte ihn zu den Muͤllersleuten, und weil diese keine Kinder hatten, freuten sie sich daruͤber, und sprachen ‘Gott hat es uns bescheert.’ Sie pflegten den Fuͤndling wohl, und zogen ihn in allen Tugenden groß. Es trug sich zu, als der Junge herangewachsen war, daß der Koͤnig einmal bei einem Gewitter in die Muͤhle trat und die Muͤllersleute fragte ob das ihr Sohn waͤre. ‘Nein,’ antworteten sie ‘es ist ein Fuͤndling, er ist vor vierzehen Jahren in einer Schachtel ans Wehr geschwommen, und der Mahlbursche hat ihn aus dem Wasser gezogen.’ Da merkte der Koͤnig daß es das Gluͤckskind war, das er ins Wasser geworfen hatte, und sprach ‘mein, ihr guten Leute, koͤnnte der Junge nicht einen Brief an die Frau Koͤnigin bringen, ich will ihm zwei Goldstuͤcke zum Lohn geben?’ ‘Wie der Herr Koͤnig gebietet’ antworteten die Leute, und hießen den Jungen sich bereit halten. Da schrieb der Koͤnig einen Brief an die Koͤnigin, worin stand ‘sobald der Knabe mit diesem Schreiben angelangt ist, soll er getoͤdtet und begraben werden, und das alles soll geschehen seyn ehe ich ankomme.’

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/208>, abgerufen am 25.11.2024.