Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.hot. Oft hot de halli Pedrus wiede g'sogt: "Herr! dos Ding thuet koan guet, mir müßn ne ohi werfn, er machet uns sunst in gonzn Himml rewellisch." Hietzt sands hullt her und hobnd'n ohe g'worfn und do hot sie san Seell z'thoalt (hat sich seine Seele zertheilt) und is in d'onnen Spiellumpen g'fohrn, döi non (noch) bis date lebnd. 83.
Hans im Glück. Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient, da sprach er zu ihm. "Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gern wieder heim zu meiner Mutter, gebt mir meinen Lohn." Der Herr antwortete: "du hast mir treu und ehrlich gedient, wie der Dienst so soll der Lohn seyn;" und gab ihm ein Stück Gold, das so groß als Hansens Kopf war. Hans zog sein Tüchlein, wickelte den Klumpen hinein, setzte ihn auf die Schulter und machte sich auf den Weg nach Haus. Wie er so dahin ging, und immer ein Bein vor das andere setzte, kam ihm ein Reiter in die Augen, der frisch und fröhlich auf einem muntern Pferd vorbei trabte. "Ach, sprach Hans ganz laut, was das Reiten ein schönes Ding ist, da sitzt einer wie auf einem Stuhl, stößt sich an keinen Stein, spart die Schuh und kommt fort, er weiß nicht wie!" Der Reiter, der das gehört hatte, rief ihm zu: "ei, Hans, warum laufst du auch zu Fuß?" "Ach, da muß ich den Klumpen heim tragen, es ist zwar Gold, aber ich kann den Kopf dabei nicht gerad halten, und es drückt mir auch auf die Schulter." hot. Oft hot de halli Pedrus wiede g’sogt: „Herr! dos Ding thuet koan guet, mir muͤßn ne ohi werfn, er machet uns sunst in gonzn Himml rewellisch.“ Hietzt sands hullt her und hobnd’n ohe g’worfn und do hot sie san Seell z’thoalt (hat sich seine Seele zertheilt) und is in d’onnen Spiellumpen g’fohrn, doͤi non (noch) bis date lebnd. 83.
Hans im Gluͤck. Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient, da sprach er zu ihm. „Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gern wieder heim zu meiner Mutter, gebt mir meinen Lohn.“ Der Herr antwortete: „du hast mir treu und ehrlich gedient, wie der Dienst so soll der Lohn seyn;“ und gab ihm ein Stuͤck Gold, das so groß als Hansens Kopf war. Hans zog sein Tuͤchlein, wickelte den Klumpen hinein, setzte ihn auf die Schulter und machte sich auf den Weg nach Haus. Wie er so dahin ging, und immer ein Bein vor das andere setzte, kam ihm ein Reiter in die Augen, der frisch und froͤhlich auf einem muntern Pferd vorbei trabte. „Ach, sprach Hans ganz laut, was das Reiten ein schoͤnes Ding ist, da sitzt einer wie auf einem Stuhl, stoͤßt sich an keinen Stein, spart die Schuh und kommt fort, er weiß nicht wie!“ Der Reiter, der das gehoͤrt hatte, rief ihm zu: „ei, Hans, warum laufst du auch zu Fuß?“ „Ach, da muß ich den Klumpen heim tragen, es ist zwar Gold, aber ich kann den Kopf dabei nicht gerad halten, und es druͤckt mir auch auf die Schulter.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0487" n="423"/> hot. Oft hot de halli Pedrus wiede g’sogt: „Herr! dos Ding thuet koan guet, mir muͤßn ne ohi werfn, er machet uns sunst in gonzn Himml rewellisch.“ Hietzt sands hullt her und hobnd’n ohe g’worfn und do hot sie san Seell z’thoalt (hat sich seine Seele zertheilt) und is in d’onnen Spiellumpen g’fohrn, doͤi non (noch) bis date lebnd.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">83.<lb/> Hans im Gluͤck.</hi> </head><lb/> <p>Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient, da sprach er zu ihm. „Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gern wieder heim zu meiner Mutter, gebt mir meinen Lohn.“ Der Herr antwortete: „du hast mir treu und ehrlich gedient, wie der Dienst so soll der Lohn seyn;“ und gab ihm ein Stuͤck Gold, das so groß als Hansens Kopf war. Hans zog sein Tuͤchlein, wickelte den Klumpen hinein, setzte ihn auf die Schulter und machte sich auf den Weg nach Haus. Wie er so dahin ging, und immer ein Bein vor das andere setzte, kam ihm ein Reiter in die Augen, der frisch und froͤhlich auf einem muntern Pferd vorbei trabte. „Ach, sprach Hans ganz laut, was das Reiten ein schoͤnes Ding ist, da sitzt einer wie auf einem Stuhl, stoͤßt sich an keinen Stein, spart die Schuh und kommt fort, er weiß nicht wie!“ Der Reiter, der das gehoͤrt hatte, rief ihm zu: „ei, Hans, warum laufst du auch zu Fuß?“ „Ach, da muß ich den Klumpen heim tragen, es ist zwar Gold, aber ich kann den Kopf dabei nicht gerad halten, und es druͤckt mir auch auf die Schulter.“ </p> </div> </body> </text> </TEI> [423/0487]
hot. Oft hot de halli Pedrus wiede g’sogt: „Herr! dos Ding thuet koan guet, mir muͤßn ne ohi werfn, er machet uns sunst in gonzn Himml rewellisch.“ Hietzt sands hullt her und hobnd’n ohe g’worfn und do hot sie san Seell z’thoalt (hat sich seine Seele zertheilt) und is in d’onnen Spiellumpen g’fohrn, doͤi non (noch) bis date lebnd.
83.
Hans im Gluͤck.
Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient, da sprach er zu ihm. „Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gern wieder heim zu meiner Mutter, gebt mir meinen Lohn.“ Der Herr antwortete: „du hast mir treu und ehrlich gedient, wie der Dienst so soll der Lohn seyn;“ und gab ihm ein Stuͤck Gold, das so groß als Hansens Kopf war. Hans zog sein Tuͤchlein, wickelte den Klumpen hinein, setzte ihn auf die Schulter und machte sich auf den Weg nach Haus. Wie er so dahin ging, und immer ein Bein vor das andere setzte, kam ihm ein Reiter in die Augen, der frisch und froͤhlich auf einem muntern Pferd vorbei trabte. „Ach, sprach Hans ganz laut, was das Reiten ein schoͤnes Ding ist, da sitzt einer wie auf einem Stuhl, stoͤßt sich an keinen Stein, spart die Schuh und kommt fort, er weiß nicht wie!“ Der Reiter, der das gehoͤrt hatte, rief ihm zu: „ei, Hans, warum laufst du auch zu Fuß?“ „Ach, da muß ich den Klumpen heim tragen, es ist zwar Gold, aber ich kann den Kopf dabei nicht gerad halten, und es druͤckt mir auch auf die Schulter.“
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/487>, abgerufen am 28.07.2024. |