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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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schloß der Jäger die Kirche auf und fand die Königstochter auf der Erde liegen, weil ihr die Sinne vor Angst und Schrecken bei dem Streit vergangen waren. Er trug sie heraus, damit sie wieder zu sich selbst kam und als sie die Augen aufschlug, zeigte er ihr den zerrissenen Drachen und sagte ihr, daß sie nun erlöst wäre, und sie freute sich und sprach: "nun wirst du mein liebster Gemahl werden, denn mein Vater hat mich demjenigen versprochen, der den Drachen tödtet." Darauf hing sie ihr Halsband von Korallen ab und vertheilte es unter die Thiere und der Löwe erhielt das goldene Schlößchen davon. Jhr Taschentuch aber, in dem ihr Namen stand, schenkte sie dem Jäger, der ging hin und schnitt aus den sieben Drachenköpfen die Zungen aus, wickelte sie in das Tuch und verwahrte sie wohl.

Als das geschehen war, weil er von dem Feuer und dem Kampf so matt und müd war, sprach er zur Jungfrau: "wir sind beide so matt und müd, wir wollen ein wenig schlafen." Da sagte sie ja, und sie ließen sich auf die Erde nieder und der Jäger sprach zu dem Löwen: "du sollst wachen, damit uns niemand im Schlaf überfällt," und beide schliefen ein. Der Löwe legte sich neben sie um zu wachen, aber er war vom Kampf auch müd, daß er den Bären rief und sprach: "leg dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen und wenn was kommt, so weck mich auf." Da legte sich der Bär neben ihn, aber er war auch müd und rief den Wolf und sprach: "leg dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt, so weck mich auf." Da legte sich der Wolf neben ihn, aber er war auch müd und rief den Fuchs

schloß der Jaͤger die Kirche auf und fand die Koͤnigstochter auf der Erde liegen, weil ihr die Sinne vor Angst und Schrecken bei dem Streit vergangen waren. Er trug sie heraus, damit sie wieder zu sich selbst kam und als sie die Augen aufschlug, zeigte er ihr den zerrissenen Drachen und sagte ihr, daß sie nun erloͤst waͤre, und sie freute sich und sprach: „nun wirst du mein liebster Gemahl werden, denn mein Vater hat mich demjenigen versprochen, der den Drachen toͤdtet.“ Darauf hing sie ihr Halsband von Korallen ab und vertheilte es unter die Thiere und der Loͤwe erhielt das goldene Schloͤßchen davon. Jhr Taschentuch aber, in dem ihr Namen stand, schenkte sie dem Jaͤger, der ging hin und schnitt aus den sieben Drachenkoͤpfen die Zungen aus, wickelte sie in das Tuch und verwahrte sie wohl.

Als das geschehen war, weil er von dem Feuer und dem Kampf so matt und muͤd war, sprach er zur Jungfrau: „wir sind beide so matt und muͤd, wir wollen ein wenig schlafen.“ Da sagte sie ja, und sie ließen sich auf die Erde nieder und der Jaͤger sprach zu dem Loͤwen: „du sollst wachen, damit uns niemand im Schlaf uͤberfaͤllt,“ und beide schliefen ein. Der Loͤwe legte sich neben sie um zu wachen, aber er war vom Kampf auch muͤd, daß er den Baͤren rief und sprach: „leg dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen und wenn was kommt, so weck mich auf.“ Da legte sich der Baͤr neben ihn, aber er war auch muͤd und rief den Wolf und sprach: „leg dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt, so weck mich auf.“ Da legte sich der Wolf neben ihn, aber er war auch muͤd und rief den Fuchs

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[319/0383] schloß der Jaͤger die Kirche auf und fand die Koͤnigstochter auf der Erde liegen, weil ihr die Sinne vor Angst und Schrecken bei dem Streit vergangen waren. Er trug sie heraus, damit sie wieder zu sich selbst kam und als sie die Augen aufschlug, zeigte er ihr den zerrissenen Drachen und sagte ihr, daß sie nun erloͤst waͤre, und sie freute sich und sprach: „nun wirst du mein liebster Gemahl werden, denn mein Vater hat mich demjenigen versprochen, der den Drachen toͤdtet.“ Darauf hing sie ihr Halsband von Korallen ab und vertheilte es unter die Thiere und der Loͤwe erhielt das goldene Schloͤßchen davon. Jhr Taschentuch aber, in dem ihr Namen stand, schenkte sie dem Jaͤger, der ging hin und schnitt aus den sieben Drachenkoͤpfen die Zungen aus, wickelte sie in das Tuch und verwahrte sie wohl. Als das geschehen war, weil er von dem Feuer und dem Kampf so matt und muͤd war, sprach er zur Jungfrau: „wir sind beide so matt und muͤd, wir wollen ein wenig schlafen.“ Da sagte sie ja, und sie ließen sich auf die Erde nieder und der Jaͤger sprach zu dem Loͤwen: „du sollst wachen, damit uns niemand im Schlaf uͤberfaͤllt,“ und beide schliefen ein. Der Loͤwe legte sich neben sie um zu wachen, aber er war vom Kampf auch muͤd, daß er den Baͤren rief und sprach: „leg dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen und wenn was kommt, so weck mich auf.“ Da legte sich der Baͤr neben ihn, aber er war auch muͤd und rief den Wolf und sprach: „leg dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt, so weck mich auf.“ Da legte sich der Wolf neben ihn, aber er war auch muͤd und rief den Fuchs

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/383>, abgerufen am 25.11.2024.