Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819."Sie gehört dem König Droßelbart:
hättst du'n genommen, so wär sie dein!" "Jch arme Jungfer zart, ach, hätt ich genommen den König Droßelbart!" Dann kamen sie durch eine große Stadt, da fragte sie wieder: "Wem gehört wohl die schöne große Stadt?"
"Sie gehört dem König Droßelbart, hättst du'n genommen, so wär sie dein!" "Jch arme Jungfer zart, ach, hätt ich genommen den König Droßelbart!" "Das gefällt mir gar nicht, sprach der Spielmann, daß du dir immer einen andern zum Mann wünschest, bin ich dir nicht gut genug?" Endlich kamen sie an ein ganz kleines Häuschen, da sprach sie: "Ach Gott! Was für ein Häuselein!
wem mag das elende, winzige Häuschen seyn?" Der Spielmann antwortete: "das ist mein und dein Haus, wo wir zusammen wohnen." "Wo sind die Diener?" sprach die Königstochter. "Was, Diener! antwortete der Bettelmann, du mußt dir selber thun, was du willst gethan haben. Mach nur gleich Feuer an und stell Wasser auf, daß du mir mein Essen kochst, ich bin ganz müd." Die Königstochter verstand aber nichts vom Feueranmachen und Kochen, und der Bettelmann mußte selber mit Hand anlegen, daß es noch so leidlich ging. Als sie die schmale Kost gegessen hatten, legten sie sich zu Bett, aber am Morgen trieb er sie schon ganz früh heraus, weil sie das Haus „Sie gehoͤrt dem Koͤnig Droßelbart:
haͤttst du’n genommen, so waͤr sie dein!“ „Jch arme Jungfer zart, ach, haͤtt ich genommen den Koͤnig Droßelbart!“ Dann kamen sie durch eine große Stadt, da fragte sie wieder: „Wem gehoͤrt wohl die schoͤne große Stadt?“
„Sie gehoͤrt dem Koͤnig Droßelbart, haͤttst du’n genommen, so waͤr sie dein!“ „Jch arme Jungfer zart, ach, haͤtt ich genommen den Koͤnig Droßelbart!“ „Das gefaͤllt mir gar nicht, sprach der Spielmann, daß du dir immer einen andern zum Mann wuͤnschest, bin ich dir nicht gut genug?“ Endlich kamen sie an ein ganz kleines Haͤuschen, da sprach sie: „Ach Gott! Was fuͤr ein Haͤuselein!
wem mag das elende, winzige Haͤuschen seyn?“ Der Spielmann antwortete: „das ist mein und dein Haus, wo wir zusammen wohnen.“ „Wo sind die Diener?“ sprach die Koͤnigstochter. „Was, Diener! antwortete der Bettelmann, du mußt dir selber thun, was du willst gethan haben. Mach nur gleich Feuer an und stell Wasser auf, daß du mir mein Essen kochst, ich bin ganz muͤd.“ Die Koͤnigstochter verstand aber nichts vom Feueranmachen und Kochen, und der Bettelmann mußte selber mit Hand anlegen, daß es noch so leidlich ging. Als sie die schmale Kost gegessen hatten, legten sie sich zu Bett, aber am Morgen trieb er sie schon ganz fruͤh heraus, weil sie das Haus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0323" n="259"/> <lg type="poem"> <l>„Sie gehoͤrt dem Koͤnig Droßelbart:</l><lb/> <l>haͤttst du’n genommen, so waͤr sie dein!“</l><lb/> <l>„Jch arme Jungfer zart,</l><lb/> <l>ach, haͤtt ich genommen den Koͤnig Droßelbart!“</l><lb/> </lg> <p>Dann kamen sie durch eine große Stadt, da fragte sie wieder:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Wem gehoͤrt wohl die schoͤne große Stadt?“</l><lb/> <l>„Sie gehoͤrt dem Koͤnig Droßelbart,</l><lb/> <l>haͤttst du’n genommen, so waͤr sie dein!“</l><lb/> <l>„Jch arme Jungfer zart,</l><lb/> <l>ach, haͤtt ich genommen den Koͤnig Droßelbart!“</l><lb/> </lg> <p>„Das gefaͤllt mir gar nicht, sprach der Spielmann, daß du dir immer einen andern zum Mann wuͤnschest, bin ich dir nicht gut genug?“ Endlich kamen sie an ein ganz kleines Haͤuschen, da sprach sie:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Ach Gott! Was fuͤr ein Haͤuselein!</l><lb/> <l>wem mag das elende, winzige Haͤuschen seyn?“</l><lb/> </lg> <p>Der Spielmann antwortete: „das ist mein und dein Haus, wo wir zusammen wohnen.“ „Wo sind die Diener?“ sprach die Koͤnigstochter. „Was, Diener! antwortete der Bettelmann, du mußt dir selber thun, was du willst gethan haben. Mach nur gleich Feuer an und stell Wasser auf, daß du mir mein Essen kochst, ich bin ganz muͤd.“ Die Koͤnigstochter verstand aber nichts vom Feueranmachen und Kochen, und der Bettelmann mußte selber mit Hand anlegen, daß es noch so leidlich ging. Als sie die schmale Kost gegessen hatten, legten sie sich zu Bett, aber am Morgen trieb er sie schon ganz fruͤh heraus, weil sie das Haus </p> </div> </body> </text> </TEI> [259/0323]
„Sie gehoͤrt dem Koͤnig Droßelbart:
haͤttst du’n genommen, so waͤr sie dein!“
„Jch arme Jungfer zart,
ach, haͤtt ich genommen den Koͤnig Droßelbart!“
Dann kamen sie durch eine große Stadt, da fragte sie wieder:
„Wem gehoͤrt wohl die schoͤne große Stadt?“
„Sie gehoͤrt dem Koͤnig Droßelbart,
haͤttst du’n genommen, so waͤr sie dein!“
„Jch arme Jungfer zart,
ach, haͤtt ich genommen den Koͤnig Droßelbart!“
„Das gefaͤllt mir gar nicht, sprach der Spielmann, daß du dir immer einen andern zum Mann wuͤnschest, bin ich dir nicht gut genug?“ Endlich kamen sie an ein ganz kleines Haͤuschen, da sprach sie:
„Ach Gott! Was fuͤr ein Haͤuselein!
wem mag das elende, winzige Haͤuschen seyn?“
Der Spielmann antwortete: „das ist mein und dein Haus, wo wir zusammen wohnen.“ „Wo sind die Diener?“ sprach die Koͤnigstochter. „Was, Diener! antwortete der Bettelmann, du mußt dir selber thun, was du willst gethan haben. Mach nur gleich Feuer an und stell Wasser auf, daß du mir mein Essen kochst, ich bin ganz muͤd.“ Die Koͤnigstochter verstand aber nichts vom Feueranmachen und Kochen, und der Bettelmann mußte selber mit Hand anlegen, daß es noch so leidlich ging. Als sie die schmale Kost gegessen hatten, legten sie sich zu Bett, aber am Morgen trieb er sie schon ganz fruͤh heraus, weil sie das Haus
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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