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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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es ist ein Tischchen deck dich; wenn ich das hinstelle und sag ihm es sollt sich decken, so stehen auch die schönsten Gerichte darauf und ein Wein dabei, der das Herz erfreut; ladet nur alle Verwandten ein, damit sie sich erquicken und erlaben können, denn das Tischchen macht sie alle satt." Als nun alle Verwandten beisammen waren, stellte der Geselle sein Tischchen mitten in die Stube und sprach: "Tischchen deck dich!" aber es ließ sich nichts sehen und es blieb so leer, wie ein anderer Tisch auch, der die Sprache nicht versteht. Da sah der Sohn wohl, daß er ihm gestohlen war, schämte sich, daß er wie ein Lügner da stand, und die Verwandten gingen ungetrunken und ungegessen wieder heim. Der Vater aber mußte fort schneidern, und der Sohn bei einem Meister in die Arbeit gehen.

Der zweite Sohn war zu einem Müller gekommen und hatte bei ihm gelernt. Als er nun seine Jahre herum hatte, sprach der Müller: "weil du dich so wohl gehalten hast, so schenk ich dir einen Esel, der zieht aber nicht und trägt auch keine Säcke!" "Wozu ist er dann nütze?" frage der junge Geselle. "Der speit Gold" antwortete der Müller, wenn du ihn auf ein Tuch stellst und sprichst: "Bricklebrit" so speit dir das gute Thier Goldstücke aus, hinten und vorn." "Das ist eine schöne Sache" sprach der Geselle, dankte seinem Meister und zog in die Welt. Wo er hinkam, war ihm das beste gut genug, und je theurer, je lieber, denn er konnts bezahlen. Als er sich nun ein wenig in der Welt umgesehen, dachte er, du mußt doch sehen, was dein Vater macht, mit dem Esel wird er dich gern aufnehmen. Nun

es ist ein Tischchen deck dich; wenn ich das hinstelle und sag ihm es sollt sich decken, so stehen auch die schoͤnsten Gerichte darauf und ein Wein dabei, der das Herz erfreut; ladet nur alle Verwandten ein, damit sie sich erquicken und erlaben koͤnnen, denn das Tischchen macht sie alle satt.“ Als nun alle Verwandten beisammen waren, stellte der Geselle sein Tischchen mitten in die Stube und sprach: „Tischchen deck dich!“ aber es ließ sich nichts sehen und es blieb so leer, wie ein anderer Tisch auch, der die Sprache nicht versteht. Da sah der Sohn wohl, daß er ihm gestohlen war, schaͤmte sich, daß er wie ein Luͤgner da stand, und die Verwandten gingen ungetrunken und ungegessen wieder heim. Der Vater aber mußte fort schneidern, und der Sohn bei einem Meister in die Arbeit gehen.

Der zweite Sohn war zu einem Muͤller gekommen und hatte bei ihm gelernt. Als er nun seine Jahre herum hatte, sprach der Muͤller: „weil du dich so wohl gehalten hast, so schenk ich dir einen Esel, der zieht aber nicht und traͤgt auch keine Saͤcke!“ „Wozu ist er dann nuͤtze?“ frage der junge Geselle. „Der speit Gold“ antwortete der Muͤller, wenn du ihn auf ein Tuch stellst und sprichst: „Bricklebrit“ so speit dir das gute Thier Goldstuͤcke aus, hinten und vorn.“ „Das ist eine schoͤne Sache“ sprach der Geselle, dankte seinem Meister und zog in die Welt. Wo er hinkam, war ihm das beste gut genug, und je theurer, je lieber, denn er konnts bezahlen. Als er sich nun ein wenig in der Welt umgesehen, dachte er, du mußt doch sehen, was dein Vater macht, mit dem Esel wird er dich gern aufnehmen. Nun

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[185/0249] es ist ein Tischchen deck dich; wenn ich das hinstelle und sag ihm es sollt sich decken, so stehen auch die schoͤnsten Gerichte darauf und ein Wein dabei, der das Herz erfreut; ladet nur alle Verwandten ein, damit sie sich erquicken und erlaben koͤnnen, denn das Tischchen macht sie alle satt.“ Als nun alle Verwandten beisammen waren, stellte der Geselle sein Tischchen mitten in die Stube und sprach: „Tischchen deck dich!“ aber es ließ sich nichts sehen und es blieb so leer, wie ein anderer Tisch auch, der die Sprache nicht versteht. Da sah der Sohn wohl, daß er ihm gestohlen war, schaͤmte sich, daß er wie ein Luͤgner da stand, und die Verwandten gingen ungetrunken und ungegessen wieder heim. Der Vater aber mußte fort schneidern, und der Sohn bei einem Meister in die Arbeit gehen. Der zweite Sohn war zu einem Muͤller gekommen und hatte bei ihm gelernt. Als er nun seine Jahre herum hatte, sprach der Muͤller: „weil du dich so wohl gehalten hast, so schenk ich dir einen Esel, der zieht aber nicht und traͤgt auch keine Saͤcke!“ „Wozu ist er dann nuͤtze?“ frage der junge Geselle. „Der speit Gold“ antwortete der Muͤller, wenn du ihn auf ein Tuch stellst und sprichst: „Bricklebrit“ so speit dir das gute Thier Goldstuͤcke aus, hinten und vorn.“ „Das ist eine schoͤne Sache“ sprach der Geselle, dankte seinem Meister und zog in die Welt. Wo er hinkam, war ihm das beste gut genug, und je theurer, je lieber, denn er konnts bezahlen. Als er sich nun ein wenig in der Welt umgesehen, dachte er, du mußt doch sehen, was dein Vater macht, mit dem Esel wird er dich gern aufnehmen. Nun

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/249>, abgerufen am 24.11.2024.