und ließ die Schleier liegen, welche nun wieder an die Eigenthümerin kamen.
Als der Herr und Meister mit dem himmlischen Heere zurück kam, sah er, daß vor seinem Stuhl der Schemel mangelte und fragte den Schneider, wer ihn weggethan hätte. "O Herr, antwortete er ganz freudig, ich hab ihn nach einem alten Weib geworfen, das sah ich unten auf Erden waschen und zwei Schleier stehlen." Da sprach der Herr: "mein lieber Sohn, wollt ich richten, wie du richtest, wie meinst du, daß es dir schon längst ergangen wäre? ich hätte auch schon lange keine Stühle, Bänke, Sessel, ja keine Ofengabel mehr hier gehabt, sondern alles nach den Sündern hinab geworfen. Fortan kannst du aber nicht mehr im Himmel bleiben, sondern mußt wieder hinaus vor das Thor, da sieh zu, wo du hinkommst, hierinnen soll niemand strafen, denn ich, der Herr."
Da mußte der heil. Petrus den Schneider wieder hinaus bringen vor das Himmelsthor, und weil er zerrissene Schuhe hatte und die Füße voll Blasen, nahm er einen Stecken in die Hand und zog nach Warteinweil, wo die frommen Soldaten sitzen und sich lustig machen.
36.
Tischchen deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack.
Es war ein Schneider, der hatte drei Söhne und nur eine Ziege, die alle zusammen mit ihrer Milch ernähren mußte. "Dafür
und ließ die Schleier liegen, welche nun wieder an die Eigenthuͤmerin kamen.
Als der Herr und Meister mit dem himmlischen Heere zuruͤck kam, sah er, daß vor seinem Stuhl der Schemel mangelte und fragte den Schneider, wer ihn weggethan haͤtte. „O Herr, antwortete er ganz freudig, ich hab ihn nach einem alten Weib geworfen, das sah ich unten auf Erden waschen und zwei Schleier stehlen.“ Da sprach der Herr: „mein lieber Sohn, wollt ich richten, wie du richtest, wie meinst du, daß es dir schon laͤngst ergangen waͤre? ich haͤtte auch schon lange keine Stuͤhle, Baͤnke, Sessel, ja keine Ofengabel mehr hier gehabt, sondern alles nach den Suͤndern hinab geworfen. Fortan kannst du aber nicht mehr im Himmel bleiben, sondern mußt wieder hinaus vor das Thor, da sieh zu, wo du hinkommst, hierinnen soll niemand strafen, denn ich, der Herr.“
Da mußte der heil. Petrus den Schneider wieder hinaus bringen vor das Himmelsthor, und weil er zerrissene Schuhe hatte und die Fuͤße voll Blasen, nahm er einen Stecken in die Hand und zog nach Warteinweil, wo die frommen Soldaten sitzen und sich lustig machen.
36.
Tischchen deck dich, Goldesel und Knuͤppel aus dem Sack.
Es war ein Schneider, der hatte drei Soͤhne und nur eine Ziege, die alle zusammen mit ihrer Milch ernaͤhren mußte. „Dafuͤr
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0243"n="179"/>
und ließ die Schleier liegen, welche nun wieder an die Eigenthuͤmerin kamen.</p><lb/><p>Als der Herr und Meister mit dem himmlischen Heere zuruͤck kam, sah er, daß vor seinem Stuhl der Schemel mangelte und fragte den Schneider, wer ihn weggethan haͤtte. „O Herr, antwortete er ganz freudig, ich hab ihn nach einem alten Weib geworfen, das sah ich unten auf Erden waschen und zwei Schleier stehlen.“ Da sprach der Herr: „mein lieber Sohn, wollt ich richten, wie du richtest, wie meinst du, daß es dir schon laͤngst ergangen waͤre? ich haͤtte auch schon lange keine Stuͤhle, Baͤnke, Sessel, ja keine Ofengabel mehr hier gehabt, sondern alles nach den Suͤndern hinab geworfen. Fortan kannst du aber nicht mehr im Himmel bleiben, sondern mußt wieder hinaus vor das Thor, da sieh zu, wo du hinkommst, hierinnen soll niemand strafen, denn ich, der Herr.“</p><lb/><p>Da mußte der heil. Petrus den Schneider wieder hinaus bringen vor das Himmelsthor, und weil er zerrissene Schuhe hatte und die Fuͤße voll Blasen, nahm er einen Stecken in die Hand und zog nach Warteinweil, wo die frommen Soldaten sitzen und sich lustig machen.</p></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">36.<lb/>
Tischchen deck dich, Goldesel und Knuͤppel aus dem Sack.</hi></head><lb/><p>Es war ein Schneider, der hatte drei Soͤhne und nur eine Ziege, die alle zusammen mit ihrer Milch ernaͤhren mußte. „Dafuͤr
</p></div></body></text></TEI>
[179/0243]
und ließ die Schleier liegen, welche nun wieder an die Eigenthuͤmerin kamen.
Als der Herr und Meister mit dem himmlischen Heere zuruͤck kam, sah er, daß vor seinem Stuhl der Schemel mangelte und fragte den Schneider, wer ihn weggethan haͤtte. „O Herr, antwortete er ganz freudig, ich hab ihn nach einem alten Weib geworfen, das sah ich unten auf Erden waschen und zwei Schleier stehlen.“ Da sprach der Herr: „mein lieber Sohn, wollt ich richten, wie du richtest, wie meinst du, daß es dir schon laͤngst ergangen waͤre? ich haͤtte auch schon lange keine Stuͤhle, Baͤnke, Sessel, ja keine Ofengabel mehr hier gehabt, sondern alles nach den Suͤndern hinab geworfen. Fortan kannst du aber nicht mehr im Himmel bleiben, sondern mußt wieder hinaus vor das Thor, da sieh zu, wo du hinkommst, hierinnen soll niemand strafen, denn ich, der Herr.“
Da mußte der heil. Petrus den Schneider wieder hinaus bringen vor das Himmelsthor, und weil er zerrissene Schuhe hatte und die Fuͤße voll Blasen, nahm er einen Stecken in die Hand und zog nach Warteinweil, wo die frommen Soldaten sitzen und sich lustig machen.
36.
Tischchen deck dich, Goldesel und Knuͤppel aus dem Sack.
Es war ein Schneider, der hatte drei Soͤhne und nur eine Ziege, die alle zusammen mit ihrer Milch ernaͤhren mußte. „Dafuͤr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im
Olms-Verlag erschienenen Ausgabe
(ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/243>, abgerufen am 18.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.