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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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und schnitten einem Reh Augen und Zunge aus, damit sie dem Alten die Wahrzeichen bringen konnten.

Der Jüngling wanderte fort und kam nach einiger Zeit zu einer Burg, da bat er um Nachtherberge. "Ja, sagte der Burgherr, wenn du da unten in dem alten Thurm übernachten willst, so geh hin, aber er ist lebensgefährlich, denn er ist voll wilder Hunde, die bellen und heulen in einem fort und müssen zu gewissen Stunden einen Menschen ausgeliefert haben, den sie gleich verzehren." Darüber war aber die ganze Gegend umher in Trauer und Leid, und konnte doch niemand helfen. Der Jüngling sprach: "laßt mich nur hinab zu den bellenden Hunden, und gebt mir etwas, das ich ihnen vorwerfen kann, mir sollen sie nichts thun." Weil er es nun selber nicht anders wollte, so gaben sie ihm etwas Essen für die wilden Thiere und führten ihn hinab zu dem Thurm. Und als er hineintrat, wedelten die Hunde freundlich um ihn herum und krümmten ihm kein Härchen, sondern aßen, was er ihnen hinsetzte. Am andern Morgen kam er zu jedermanns Erstaunen gesund und unversehrt wieder heraus, und sagte zum Burgherrn. "Die Hunde haben mir in ihrer Sprache offenbart, warum sie da hausen und dem Lande schaden: sie sind verwünscht, so lang einen großen Schatz im Thurme zu hüten, bis dieser gehoben ist, dann kommen sie zur Ruhe. Jch habe auch aus ihren Reden vernommen, auf was Art und Weise dies geschehen muß." Bei diesen Worten war allgemeine Freude und der Burgherr sprach: "wenn du mir den Schatz glücklich hebst, so soll meine Tochter deine Braut seyn." Da unternahm

und schnitten einem Reh Augen und Zunge aus, damit sie dem Alten die Wahrzeichen bringen konnten.

Der Juͤngling wanderte fort und kam nach einiger Zeit zu einer Burg, da bat er um Nachtherberge. „Ja, sagte der Burgherr, wenn du da unten in dem alten Thurm uͤbernachten willst, so geh hin, aber er ist lebensgefaͤhrlich, denn er ist voll wilder Hunde, die bellen und heulen in einem fort und muͤssen zu gewissen Stunden einen Menschen ausgeliefert haben, den sie gleich verzehren.“ Daruͤber war aber die ganze Gegend umher in Trauer und Leid, und konnte doch niemand helfen. Der Juͤngling sprach: „laßt mich nur hinab zu den bellenden Hunden, und gebt mir etwas, das ich ihnen vorwerfen kann, mir sollen sie nichts thun.“ Weil er es nun selber nicht anders wollte, so gaben sie ihm etwas Essen fuͤr die wilden Thiere und fuͤhrten ihn hinab zu dem Thurm. Und als er hineintrat, wedelten die Hunde freundlich um ihn herum und kruͤmmten ihm kein Haͤrchen, sondern aßen, was er ihnen hinsetzte. Am andern Morgen kam er zu jedermanns Erstaunen gesund und unversehrt wieder heraus, und sagte zum Burgherrn. „Die Hunde haben mir in ihrer Sprache offenbart, warum sie da hausen und dem Lande schaden: sie sind verwuͤnscht, so lang einen großen Schatz im Thurme zu huͤten, bis dieser gehoben ist, dann kommen sie zur Ruhe. Jch habe auch aus ihren Reden vernommen, auf was Art und Weise dies geschehen muß.“ Bei diesen Worten war allgemeine Freude und der Burgherr sprach: „wenn du mir den Schatz gluͤcklich hebst, so soll meine Tochter deine Braut seyn.“ Da unternahm

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[171/0235] und schnitten einem Reh Augen und Zunge aus, damit sie dem Alten die Wahrzeichen bringen konnten. Der Juͤngling wanderte fort und kam nach einiger Zeit zu einer Burg, da bat er um Nachtherberge. „Ja, sagte der Burgherr, wenn du da unten in dem alten Thurm uͤbernachten willst, so geh hin, aber er ist lebensgefaͤhrlich, denn er ist voll wilder Hunde, die bellen und heulen in einem fort und muͤssen zu gewissen Stunden einen Menschen ausgeliefert haben, den sie gleich verzehren.“ Daruͤber war aber die ganze Gegend umher in Trauer und Leid, und konnte doch niemand helfen. Der Juͤngling sprach: „laßt mich nur hinab zu den bellenden Hunden, und gebt mir etwas, das ich ihnen vorwerfen kann, mir sollen sie nichts thun.“ Weil er es nun selber nicht anders wollte, so gaben sie ihm etwas Essen fuͤr die wilden Thiere und fuͤhrten ihn hinab zu dem Thurm. Und als er hineintrat, wedelten die Hunde freundlich um ihn herum und kruͤmmten ihm kein Haͤrchen, sondern aßen, was er ihnen hinsetzte. Am andern Morgen kam er zu jedermanns Erstaunen gesund und unversehrt wieder heraus, und sagte zum Burgherrn. „Die Hunde haben mir in ihrer Sprache offenbart, warum sie da hausen und dem Lande schaden: sie sind verwuͤnscht, so lang einen großen Schatz im Thurme zu huͤten, bis dieser gehoben ist, dann kommen sie zur Ruhe. Jch habe auch aus ihren Reden vernommen, auf was Art und Weise dies geschehen muß.“ Bei diesen Worten war allgemeine Freude und der Burgherr sprach: „wenn du mir den Schatz gluͤcklich hebst, so soll meine Tochter deine Braut seyn.“ Da unternahm

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/235>, abgerufen am 24.11.2024.