Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.Vöglein machte Feuer an, die Maus stellte den Topf zu und erwarteten allein, bis Bratwürstchen heim käme und Holz für den andern Tag brächte. Es blieb aber das Würstlein so lang unterwegs, daß ihnen beiden nichts guts vorkam, und das Vöglein ein Stück Luft hinaus entgegen floge. Unfern aber findet es einen Hund am Weg, der das arme Bratwürstlein als freie Beut angetroffen, angepackt und niedergemacht. Das Vöglein beschwerte sich auch dessen als eines offenbaren Raubs sehr gegen den Hund, aber es half kein Wort, denn sprach der Hund, er hätte falsche Briefe bei der Bratwurst gefunden, deswegen wäre sie ihm des Lebens verfallen gewesen. Das Vöglein, traurig, nahm das Holz auf sich und heim und erzählete, was es gesehn und gehöret. Sie waren sehr betrübt, verglichen sich aber das beste zu thun und beisammen zu bleiben. Derowegen so deckte das Vöglein den Tisch und die Maus rüstete das Essen und wollte anrichten, und in den Hafen wie zuvor das Würstlein, und durch das Gemüs schlingen und schlupfen, dasselbe zu schmelzen; aber ehe sie in die Mitte kam, ward sie angehalten und mußt Haut und Haar und dabei das Leben lassen. Als das Vöglein kam, und wollte das Essen auftragen, da war kein Koch vorhanden. Das Vöglein warf bestürzt das Holz hin und her, rufte und suchte, konnte aber seinen Koch nicht mehr finden. Aus Unachtsamkeit kam das Feuer in das Holz, also daß eine Brunst entstunde; das Vöglein eilte Wasser zu langen, da Voͤglein machte Feuer an, die Maus stellte den Topf zu und erwarteten allein, bis Bratwuͤrstchen heim kaͤme und Holz fuͤr den andern Tag braͤchte. Es blieb aber das Wuͤrstlein so lang unterwegs, daß ihnen beiden nichts guts vorkam, und das Voͤglein ein Stuͤck Luft hinaus entgegen floge. Unfern aber findet es einen Hund am Weg, der das arme Bratwuͤrstlein als freie Beut angetroffen, angepackt und niedergemacht. Das Voͤglein beschwerte sich auch dessen als eines offenbaren Raubs sehr gegen den Hund, aber es half kein Wort, denn sprach der Hund, er haͤtte falsche Briefe bei der Bratwurst gefunden, deswegen waͤre sie ihm des Lebens verfallen gewesen. Das Voͤglein, traurig, nahm das Holz auf sich und heim und erzaͤhlete, was es gesehn und gehoͤret. Sie waren sehr betruͤbt, verglichen sich aber das beste zu thun und beisammen zu bleiben. Derowegen so deckte das Voͤglein den Tisch und die Maus ruͤstete das Essen und wollte anrichten, und in den Hafen wie zuvor das Wuͤrstlein, und durch das Gemuͤs schlingen und schlupfen, dasselbe zu schmelzen; aber ehe sie in die Mitte kam, ward sie angehalten und mußt Haut und Haar und dabei das Leben lassen. Als das Voͤglein kam, und wollte das Essen auftragen, da war kein Koch vorhanden. Das Voͤglein warf bestuͤrzt das Holz hin und her, rufte und suchte, konnte aber seinen Koch nicht mehr finden. Aus Unachtsamkeit kam das Feuer in das Holz, also daß eine Brunst entstunde; das Voͤglein eilte Wasser zu langen, da <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0192" n="128"/> Voͤglein machte Feuer an, die Maus stellte den Topf zu und erwarteten allein, bis Bratwuͤrstchen heim kaͤme und Holz fuͤr den andern Tag braͤchte. Es blieb aber das Wuͤrstlein so lang unterwegs, daß ihnen beiden nichts guts vorkam, und das Voͤglein ein Stuͤck Luft hinaus entgegen floge. Unfern aber findet es einen Hund am Weg, der das arme Bratwuͤrstlein als freie Beut angetroffen, angepackt und niedergemacht. Das Voͤglein beschwerte sich auch dessen als eines offenbaren Raubs sehr gegen den Hund, aber es half kein Wort, denn sprach der Hund, er haͤtte falsche Briefe bei der Bratwurst gefunden, deswegen waͤre sie ihm des Lebens verfallen gewesen.</p><lb/> <p>Das Voͤglein, traurig, nahm das Holz auf sich und heim und erzaͤhlete, was es gesehn und gehoͤret. Sie waren sehr betruͤbt, verglichen sich aber das beste zu thun und beisammen zu bleiben. Derowegen so deckte das Voͤglein den Tisch und die Maus ruͤstete das Essen und wollte anrichten, und in den Hafen wie zuvor das Wuͤrstlein, und durch das Gemuͤs schlingen und schlupfen, dasselbe zu schmelzen; aber ehe sie in die Mitte kam, ward sie angehalten und mußt Haut und Haar und dabei das Leben lassen.</p><lb/> <p>Als das Voͤglein kam, und wollte das Essen auftragen, da war kein Koch vorhanden. Das Voͤglein warf bestuͤrzt das Holz hin und her, rufte und suchte, konnte aber seinen Koch nicht mehr finden. Aus Unachtsamkeit kam das Feuer in das Holz, also daß eine Brunst entstunde; das Voͤglein eilte Wasser zu langen, da </p> </div> </body> </text> </TEI> [128/0192]
Voͤglein machte Feuer an, die Maus stellte den Topf zu und erwarteten allein, bis Bratwuͤrstchen heim kaͤme und Holz fuͤr den andern Tag braͤchte. Es blieb aber das Wuͤrstlein so lang unterwegs, daß ihnen beiden nichts guts vorkam, und das Voͤglein ein Stuͤck Luft hinaus entgegen floge. Unfern aber findet es einen Hund am Weg, der das arme Bratwuͤrstlein als freie Beut angetroffen, angepackt und niedergemacht. Das Voͤglein beschwerte sich auch dessen als eines offenbaren Raubs sehr gegen den Hund, aber es half kein Wort, denn sprach der Hund, er haͤtte falsche Briefe bei der Bratwurst gefunden, deswegen waͤre sie ihm des Lebens verfallen gewesen.
Das Voͤglein, traurig, nahm das Holz auf sich und heim und erzaͤhlete, was es gesehn und gehoͤret. Sie waren sehr betruͤbt, verglichen sich aber das beste zu thun und beisammen zu bleiben. Derowegen so deckte das Voͤglein den Tisch und die Maus ruͤstete das Essen und wollte anrichten, und in den Hafen wie zuvor das Wuͤrstlein, und durch das Gemuͤs schlingen und schlupfen, dasselbe zu schmelzen; aber ehe sie in die Mitte kam, ward sie angehalten und mußt Haut und Haar und dabei das Leben lassen.
Als das Voͤglein kam, und wollte das Essen auftragen, da war kein Koch vorhanden. Das Voͤglein warf bestuͤrzt das Holz hin und her, rufte und suchte, konnte aber seinen Koch nicht mehr finden. Aus Unachtsamkeit kam das Feuer in das Holz, also daß eine Brunst entstunde; das Voͤglein eilte Wasser zu langen, da
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/192>, abgerufen am 27.07.2024. |