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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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das heißt, für einen gesunden Zustand, ist sie gewiß unnöthig. Nichts besser kann uns vertheidigen, als die Natur selber, welche gerade diese Blumen und Blätter in dieser Farbe und Gestalt hat wachsen lassen; wem sie nicht zuträglich sind, nach besondere Bedürfnissen, wovon jene nichts weiß, der kann nicht fordern, daß sie darnach anders gefärbt und geschnitten werden sollen. Oder auch Regen und Thau, fällt als eine Wohlthat für alles herab, was auf der Erde steht, wer seine Pflanzen nicht hineinzustellen getraut, weil sie zu empfindlich sind, und Schaden nehmen könnten, sondern lieber in der Stube mit abgeschrecktem Wasser begießt, wird doch nicht verlangen, daß Regen und Thau darum ausbleiben sollen. Gedeihlich aber kann alles werden, was natürlich ist, und darnach sollen wir trachten. Uebrigens wissen wir kein gesundes und kräftiges Buch, welches das Volk erbaut hat, wenn wir die Bibel obenan stellen, wo solche Bedenklichkeiten nicht in ungleich größerm Maaß einträten; der rechte Gebrauch aber findet nichts Böses heraus, sondern wie ein schönes Wort sagt: ein Zeugniß unseres Herzens. Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.


das heißt, fuͤr einen gesunden Zustand, ist sie gewiß unnoͤthig. Nichts besser kann uns vertheidigen, als die Natur selber, welche gerade diese Blumen und Blaͤtter in dieser Farbe und Gestalt hat wachsen lassen; wem sie nicht zutraͤglich sind, nach besondere Beduͤrfnissen, wovon jene nichts weiß, der kann nicht fordern, daß sie darnach anders gefaͤrbt und geschnitten werden sollen. Oder auch Regen und Thau, faͤllt als eine Wohlthat fuͤr alles herab, was auf der Erde steht, wer seine Pflanzen nicht hineinzustellen getraut, weil sie zu empfindlich sind, und Schaden nehmen koͤnnten, sondern lieber in der Stube mit abgeschrecktem Wasser begießt, wird doch nicht verlangen, daß Regen und Thau darum ausbleiben sollen. Gedeihlich aber kann alles werden, was natuͤrlich ist, und darnach sollen wir trachten. Uebrigens wissen wir kein gesundes und kraͤftiges Buch, welches das Volk erbaut hat, wenn wir die Bibel obenan stellen, wo solche Bedenklichkeiten nicht in ungleich groͤßerm Maaß eintraͤten; der rechte Gebrauch aber findet nichts Boͤses heraus, sondern wie ein schoͤnes Wort sagt: ein Zeugniß unseres Herzens. Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, waͤhrend andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.


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[IX/0017] das heißt, fuͤr einen gesunden Zustand, ist sie gewiß unnoͤthig. Nichts besser kann uns vertheidigen, als die Natur selber, welche gerade diese Blumen und Blaͤtter in dieser Farbe und Gestalt hat wachsen lassen; wem sie nicht zutraͤglich sind, nach besondere Beduͤrfnissen, wovon jene nichts weiß, der kann nicht fordern, daß sie darnach anders gefaͤrbt und geschnitten werden sollen. Oder auch Regen und Thau, faͤllt als eine Wohlthat fuͤr alles herab, was auf der Erde steht, wer seine Pflanzen nicht hineinzustellen getraut, weil sie zu empfindlich sind, und Schaden nehmen koͤnnten, sondern lieber in der Stube mit abgeschrecktem Wasser begießt, wird doch nicht verlangen, daß Regen und Thau darum ausbleiben sollen. Gedeihlich aber kann alles werden, was natuͤrlich ist, und darnach sollen wir trachten. Uebrigens wissen wir kein gesundes und kraͤftiges Buch, welches das Volk erbaut hat, wenn wir die Bibel obenan stellen, wo solche Bedenklichkeiten nicht in ungleich groͤßerm Maaß eintraͤten; der rechte Gebrauch aber findet nichts Boͤses heraus, sondern wie ein schoͤnes Wort sagt: ein Zeugniß unseres Herzens. Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, waͤhrend andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. IX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/17>, abgerufen am 23.11.2024.