Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.Spinnerinnen und zeigte ihr, so oft sie kam, die Menge des gesponnenen Garns, das diese nicht genug loben konnte. Als die erste Kammer leer war, gings an die Zweite, endlich an die dritte und die war auch bald zu Ende. Nun nahmen die dreie Abschied und sagten zum Mädchen: "vergiß nicht, was du uns versprochen hast; es wird dein Glück seyn." Als das Mädchen der Königin die leere Kammern und den Haufen Garn zeigte, richtete sie die Hochzeit aus und der Bräutigam freute sich, daß er eine so geschickte und fleißige Frau bekäme und lobte sie gar sehr. Jch habe drei Basen, sprach das Mädchen, da sie mir viel gutes gethan, ich wollte sie nicht gern in meinem Glück vergessen, erlaubt doch, daß ich sie zu der Hochzeit einlade und daß sie mit an dem Tisch sitzen." Die Königin und der Bräutigam gaben gern ihre Einwilligung. Als nun das Fest anhub, traten die drei Jungfern, in wunderlicher Tracht herein, und die Braut sprach: "seyd willkommen, liebe Basen." "Ach, sagte der Bräutigam, wie kommst du zu der garstigen Freundschaft!" Darauf ging er zu der einen mit dem breiten Platschfuß und fragte: "warum habt ihr einen solchen breiten Fuß?" "Vom Treten, antwortete sie, vom Treten." Da ging der Bräutigam zur zweiten und sprach: "wovon habt ihr nur die herunterhängende Lippe?" "Vom Lecken, antwortete sie, vom Lecken!" Da fragte er die dritte: "wovon habt ihr den breiten Daumen?" Vom Faden drehen, antwortete sie, vom Faden drehen!" Da erschrack der Königssohn und sprach: "so soll mir nun und nimmermehr Spinnerinnen und zeigte ihr, so oft sie kam, die Menge des gesponnenen Garns, das diese nicht genug loben konnte. Als die erste Kammer leer war, gings an die Zweite, endlich an die dritte und die war auch bald zu Ende. Nun nahmen die dreie Abschied und sagten zum Maͤdchen: „vergiß nicht, was du uns versprochen hast; es wird dein Gluͤck seyn.“ Als das Maͤdchen der Koͤnigin die leere Kammern und den Haufen Garn zeigte, richtete sie die Hochzeit aus und der Braͤutigam freute sich, daß er eine so geschickte und fleißige Frau bekaͤme und lobte sie gar sehr. Jch habe drei Basen, sprach das Maͤdchen, da sie mir viel gutes gethan, ich wollte sie nicht gern in meinem Gluͤck vergessen, erlaubt doch, daß ich sie zu der Hochzeit einlade und daß sie mit an dem Tisch sitzen.“ Die Koͤnigin und der Braͤutigam gaben gern ihre Einwilligung. Als nun das Fest anhub, traten die drei Jungfern, in wunderlicher Tracht herein, und die Braut sprach: „seyd willkommen, liebe Basen.“ „Ach, sagte der Braͤutigam, wie kommst du zu der garstigen Freundschaft!“ Darauf ging er zu der einen mit dem breiten Platschfuß und fragte: „warum habt ihr einen solchen breiten Fuß?“ „Vom Treten, antwortete sie, vom Treten.“ Da ging der Braͤutigam zur zweiten und sprach: „wovon habt ihr nur die herunterhaͤngende Lippe?“ „Vom Lecken, antwortete sie, vom Lecken!“ Da fragte er die dritte: „wovon habt ihr den breiten Daumen?“ Vom Faden drehen, antwortete sie, vom Faden drehen!“ Da erschrack der Koͤnigssohn und sprach: „so soll mir nun und nimmermehr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0143" n="79"/> Spinnerinnen und zeigte ihr, so oft sie kam, die Menge des gesponnenen Garns, das diese nicht genug loben konnte. Als die erste Kammer leer war, gings an die Zweite, endlich an die dritte und die war auch bald zu Ende. Nun nahmen die dreie Abschied und sagten zum Maͤdchen: „vergiß nicht, was du uns versprochen hast; es wird dein Gluͤck seyn.“</p><lb/> <p>Als das Maͤdchen der Koͤnigin die leere Kammern und den Haufen Garn zeigte, richtete sie die Hochzeit aus und der Braͤutigam freute sich, daß er eine so geschickte und fleißige Frau bekaͤme und lobte sie gar sehr. Jch habe drei Basen, sprach das Maͤdchen, da sie mir viel gutes gethan, ich wollte sie nicht gern in meinem Gluͤck vergessen, erlaubt doch, daß ich sie zu der Hochzeit einlade und daß sie mit an dem Tisch sitzen.“ Die Koͤnigin und der Braͤutigam gaben gern ihre Einwilligung. Als nun das Fest anhub, traten die drei Jungfern, in wunderlicher Tracht herein, und die Braut sprach: „seyd willkommen, liebe Basen.“ „Ach, sagte der Braͤutigam, wie kommst du zu der garstigen Freundschaft!“ Darauf ging er zu der einen mit dem breiten Platschfuß und fragte: „warum habt ihr einen solchen breiten Fuß?“ „Vom Treten, antwortete sie, vom Treten.“ Da ging der Braͤutigam zur zweiten und sprach: „wovon habt ihr nur die herunterhaͤngende Lippe?“ „Vom Lecken, antwortete sie, vom Lecken!“ Da fragte er die dritte: „wovon habt ihr den breiten Daumen?“ Vom Faden drehen, antwortete sie, vom Faden drehen!“ Da erschrack der Koͤnigssohn und sprach: „so soll mir nun und nimmermehr </p> </div> </body> </text> </TEI> [79/0143]
Spinnerinnen und zeigte ihr, so oft sie kam, die Menge des gesponnenen Garns, das diese nicht genug loben konnte. Als die erste Kammer leer war, gings an die Zweite, endlich an die dritte und die war auch bald zu Ende. Nun nahmen die dreie Abschied und sagten zum Maͤdchen: „vergiß nicht, was du uns versprochen hast; es wird dein Gluͤck seyn.“
Als das Maͤdchen der Koͤnigin die leere Kammern und den Haufen Garn zeigte, richtete sie die Hochzeit aus und der Braͤutigam freute sich, daß er eine so geschickte und fleißige Frau bekaͤme und lobte sie gar sehr. Jch habe drei Basen, sprach das Maͤdchen, da sie mir viel gutes gethan, ich wollte sie nicht gern in meinem Gluͤck vergessen, erlaubt doch, daß ich sie zu der Hochzeit einlade und daß sie mit an dem Tisch sitzen.“ Die Koͤnigin und der Braͤutigam gaben gern ihre Einwilligung. Als nun das Fest anhub, traten die drei Jungfern, in wunderlicher Tracht herein, und die Braut sprach: „seyd willkommen, liebe Basen.“ „Ach, sagte der Braͤutigam, wie kommst du zu der garstigen Freundschaft!“ Darauf ging er zu der einen mit dem breiten Platschfuß und fragte: „warum habt ihr einen solchen breiten Fuß?“ „Vom Treten, antwortete sie, vom Treten.“ Da ging der Braͤutigam zur zweiten und sprach: „wovon habt ihr nur die herunterhaͤngende Lippe?“ „Vom Lecken, antwortete sie, vom Lecken!“ Da fragte er die dritte: „wovon habt ihr den breiten Daumen?“ Vom Faden drehen, antwortete sie, vom Faden drehen!“ Da erschrack der Koͤnigssohn und sprach: „so soll mir nun und nimmermehr
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/143>, abgerufen am 22.07.2024. |