te das Schlangenfleisch seine Lippen berührt, so verstand er die Thiersprache, und hörte, was die Vögel vor dem Fenster zu einander sagten.
Denselben Tag kam der Königin einer ih- rer schönsten Ringe fort, und der Verdacht fiel auf ihn, der König sagte auch, wenn er nicht bis Morgen den Dieb schaffe, solle er bestraft werden, als wäre ers gewesen. Der Diener ward traurig und ging herab auf des Königs Hof. Da saßen die Enten am Wasser und ruhten sich, und als er die so betrachtete, da hörte er eine sprechen: "es liegt mir so schwer im Magen, ich habe einen Ring gefressen, den die Königin verloren hat." Er nahm die En- te und trug sie zum Koch: "schlacht doch die, sie ist so fett," und als der Koch ihr den Hals abgeschnitten, und sie ausnahm, da lag der Königin Ring ihr im Magen. Der Diener brachte ihn dem König, der erstaunte und war froh, und weil es ihm leid war, daß er ihm Unrecht gethan, sagte er: "fordre wornach du Lust hast, und was für eine Ehrenstelle du an meinem Hof haben willst." Der Diener aber, ob er gleich jung und schön war, schlug alles aus, war traurig in seinem Herzen und wollte nicht länger bleiben; er bat nur um ein Pferd und um Geld in die Welt zu ziehen: das ward ihm aufs beste gegeben.
Am
te das Schlangenfleiſch ſeine Lippen beruͤhrt, ſo verſtand er die Thierſprache, und hoͤrte, was die Voͤgel vor dem Fenſter zu einander ſagten.
Denſelben Tag kam der Koͤnigin einer ih- rer ſchoͤnſten Ringe fort, und der Verdacht fiel auf ihn, der Koͤnig ſagte auch, wenn er nicht bis Morgen den Dieb ſchaffe, ſolle er beſtraft werden, als waͤre ers geweſen. Der Diener ward traurig und ging herab auf des Koͤnigs Hof. Da ſaßen die Enten am Waſſer und ruhten ſich, und als er die ſo betrachtete, da hoͤrte er eine ſprechen: „es liegt mir ſo ſchwer im Magen, ich habe einen Ring gefreſſen, den die Koͤnigin verloren hat.“ Er nahm die En- te und trug ſie zum Koch: „ſchlacht doch die, ſie iſt ſo fett,“ und als der Koch ihr den Hals abgeſchnitten, und ſie ausnahm, da lag der Koͤnigin Ring ihr im Magen. Der Diener brachte ihn dem Koͤnig, der erſtaunte und war froh, und weil es ihm leid war, daß er ihm Unrecht gethan, ſagte er: „fordre wornach du Luſt haſt, und was fuͤr eine Ehrenſtelle du an meinem Hof haben willſt.“ Der Diener aber, ob er gleich jung und ſchoͤn war, ſchlug alles aus, war traurig in ſeinem Herzen und wollte nicht laͤnger bleiben; er bat nur um ein Pferd und um Geld in die Welt zu ziehen: das ward ihm aufs beſte gegeben.
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te das Schlangenfleiſch ſeine Lippen beruͤhrt,
ſo verſtand er die Thierſprache, und hoͤrte,
was die Voͤgel vor dem Fenſter zu einander
ſagten.
Denſelben Tag kam der Koͤnigin einer ih-
rer ſchoͤnſten Ringe fort, und der Verdacht fiel
auf ihn, der Koͤnig ſagte auch, wenn er nicht
bis Morgen den Dieb ſchaffe, ſolle er beſtraft
werden, als waͤre ers geweſen. Der Diener
ward traurig und ging herab auf des Koͤnigs
Hof. Da ſaßen die Enten am Waſſer und
ruhten ſich, und als er die ſo betrachtete, da
hoͤrte er eine ſprechen: „es liegt mir ſo ſchwer
im Magen, ich habe einen Ring gefreſſen, den
die Koͤnigin verloren hat.“ Er nahm die En-
te und trug ſie zum Koch: „ſchlacht doch die,
ſie iſt ſo fett,“ und als der Koch ihr den Hals
abgeſchnitten, und ſie ausnahm, da lag der
Koͤnigin Ring ihr im Magen. Der Diener
brachte ihn dem Koͤnig, der erſtaunte und war
froh, und weil es ihm leid war, daß er ihm
Unrecht gethan, ſagte er: „fordre wornach du
Luſt haſt, und was fuͤr eine Ehrenſtelle du an
meinem Hof haben willſt.“ Der Diener aber,
ob er gleich jung und ſchoͤn war, ſchlug alles
aus, war traurig in ſeinem Herzen und wollte
nicht laͤnger bleiben; er bat nur um ein Pferd
und um Geld in die Welt zu ziehen: das ward
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/98>, abgerufen am 24.11.2024.
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