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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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kleine steinalte Frau schleichen. Sie wackelte
mit dem Kopf und sagte: "ei, ihr lieben Kin-
der, wo seyd ihr denn hergelaufen, kommt her-
ein mit mir, ihr sollts gut haben," faßte beide
an der Hand und führte sie in ihr Häuschen.
Da ward gutes Essen aufgetragen, Milch und
Pfannkuchen mit Zucker, Aepfel und Nüsse,
und dann wurden zwei schöne Bettlein bereitet,
da legten sich Hänsel und Gretel hinein, und
meinten sie wären wie im Himmel.

Die Alte aber war eine böse Hexe, die
lauerte den Kindern auf, und hatte um sie zu
locken ihr Brodhäuslein gebaut, und wenn eins
in ihre Gewalt kam, da machte sie es todt,
kochte es und aß es, und das war ihr ein Fest-
tag. Da war sie nun recht froh, wie Hänsel
und Gretel ihr zugelaufen kamen. Früh, ehe
sie noch erwacht waren, stand sie schon auf,
ging an ihre Bettlein und wie sie die zwei so
lieblich ruhen sah, freute sie sich und gedachte,
das wird ein guter Bissen für dich seyn. Sie
packte Hänsel und steckte ihn in einen kleinen
Stall, und wie er da aufwachte, war er von
einem Gitter umschlossen, wie man junge Hühn-
lein einsperrt, und konnte nur ein paar Schritte
gehen. Das Gretel aber schüttelte sie und rief:
steh auf, du Faullenzerin, hol Wasser und geh
in die Küche und koch gut zu essen, dort steckt
dein Bruder in einem Stall, den will ich erst

kleine ſteinalte Frau ſchleichen. Sie wackelte
mit dem Kopf und ſagte: „ei, ihr lieben Kin-
der, wo ſeyd ihr denn hergelaufen, kommt her-
ein mit mir, ihr ſollts gut haben,“ faßte beide
an der Hand und fuͤhrte ſie in ihr Haͤuschen.
Da ward gutes Eſſen aufgetragen, Milch und
Pfannkuchen mit Zucker, Aepfel und Nuͤſſe,
und dann wurden zwei ſchoͤne Bettlein bereitet,
da legten ſich Haͤnſel und Gretel hinein, und
meinten ſie waͤren wie im Himmel.

Die Alte aber war eine boͤſe Hexe, die
lauerte den Kindern auf, und hatte um ſie zu
locken ihr Brodhaͤuslein gebaut, und wenn eins
in ihre Gewalt kam, da machte ſie es todt,
kochte es und aß es, und das war ihr ein Feſt-
tag. Da war ſie nun recht froh, wie Haͤnſel
und Gretel ihr zugelaufen kamen. Fruͤh, ehe
ſie noch erwacht waren, ſtand ſie ſchon auf,
ging an ihre Bettlein und wie ſie die zwei ſo
lieblich ruhen ſah, freute ſie ſich und gedachte,
das wird ein guter Biſſen fuͤr dich ſeyn. Sie
packte Haͤnſel und ſteckte ihn in einen kleinen
Stall, und wie er da aufwachte, war er von
einem Gitter umſchloſſen, wie man junge Huͤhn-
lein einſperrt, und konnte nur ein paar Schritte
gehen. Das Gretel aber ſchuͤttelte ſie und rief:
ſteh auf, du Faullenzerin, hol Waſſer und geh
in die Kuͤche und koch gut zu eſſen, dort ſteckt
dein Bruder in einem Stall, den will ich erſt

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[55/0089] kleine ſteinalte Frau ſchleichen. Sie wackelte mit dem Kopf und ſagte: „ei, ihr lieben Kin- der, wo ſeyd ihr denn hergelaufen, kommt her- ein mit mir, ihr ſollts gut haben,“ faßte beide an der Hand und fuͤhrte ſie in ihr Haͤuschen. Da ward gutes Eſſen aufgetragen, Milch und Pfannkuchen mit Zucker, Aepfel und Nuͤſſe, und dann wurden zwei ſchoͤne Bettlein bereitet, da legten ſich Haͤnſel und Gretel hinein, und meinten ſie waͤren wie im Himmel. Die Alte aber war eine boͤſe Hexe, die lauerte den Kindern auf, und hatte um ſie zu locken ihr Brodhaͤuslein gebaut, und wenn eins in ihre Gewalt kam, da machte ſie es todt, kochte es und aß es, und das war ihr ein Feſt- tag. Da war ſie nun recht froh, wie Haͤnſel und Gretel ihr zugelaufen kamen. Fruͤh, ehe ſie noch erwacht waren, ſtand ſie ſchon auf, ging an ihre Bettlein und wie ſie die zwei ſo lieblich ruhen ſah, freute ſie ſich und gedachte, das wird ein guter Biſſen fuͤr dich ſeyn. Sie packte Haͤnſel und ſteckte ihn in einen kleinen Stall, und wie er da aufwachte, war er von einem Gitter umſchloſſen, wie man junge Huͤhn- lein einſperrt, und konnte nur ein paar Schritte gehen. Das Gretel aber ſchuͤttelte ſie und rief: ſteh auf, du Faullenzerin, hol Waſſer und geh in die Kuͤche und koch gut zu eſſen, dort ſteckt dein Bruder in einem Stall, den will ich erſt

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/89>, abgerufen am 25.11.2024.