309). -- Den Betrug mit dem Schäfer hat Stra- parola I, 3. in der Erzählung vom Messire Scra- pafigue. -- In dem zu Erfurt 1794. gedruckten Volksbuch: Rutschki oder die Bürger zu Quarken- quatsch sind verschiedene Züge aus diesem Märchen benutzt, das Erkaufen des alten Kastens, worin der Liebhaber steckt, durch die Kuhhaut (S. 10.), das Ausstellen der todten Frau: Rutschki gibt ihr But- ter in den Schooß und setzt sie auf den Brunnen- rand, der Apotheker der ihr abkaufen will, aber keine Antwort bekommt, rüttelt sie und stürzt sie hinunter, und muß dem Rutschki tausend Thaler bezahlen (S. 18. 19.). Der Betrug an dem Schä- fer zuletzt, ist wieder ganz verschieden: Rutschki ist zum Tod verurtheilt, und wird in einen Kleider- schrank eingeriegelt, hinaus zu dem Teich getragen, weil er aber zugefroren ist, lassen sie ihn darauf steben, und wollen erst Aexte holen, um ein Loch ins Eis zu hauen. Wie sie fort sind, hört Rutschki einen Viehhändler vorbei ziehen und ruft: "ich trinke keinen Wein! ich trinke keinen Wein! mich durstet nicht!" der Viehhändler fragt, was er vor- habe, Rutschki läßt sich aufriegeln und erzählt, er sey zum Burgemeister erwählt, das Amt nähm er gern, denn es sey wenig Arbeit und 500 Thl. Be- soldung dabei; dagegen die Sitte, daß jeder Bur- gemeister beim Antritt seines Amts einen Becher mit Burgunder austrinke, wolle er durchaus nicht mitmachen, er trinke keinen Wein, da hätten sie ihn herausgesetzt, daß er Frost und Durst nach einen feurigen Trank bekommen sollte; es helfe ihnen aber alles nichts, er trinke doch nicht. Der Viehhänd- ler trägt einen Tausch gegen seine Heerde an, er legt sich hinein, Rutschki riegelt zu, die Bauern kommen hauen ein Loch und lassen den Schrank hinab. Wie sie zurückkommen begegnet ihnen Rutsch- ki mit dem Vieh und sagt, er habe es auf dem Grund gefunden, da sey ein schönes Sommerland. Nun stürzen sie sich alle in das Wasser (S. 22. 23.). -- Uebrigens sind die allezeit betrogenen Bauern offenbar mit den Lalenbürgern verwandt.
309). — Den Betrug mit dem Schaͤfer hat Stra- parola I, 3. in der Erzaͤhlung vom Meſſire Scra- pafigue. — In dem zu Erfurt 1794. gedruckten Volksbuch: Rutſchki oder die Buͤrger zu Quarken- quatſch ſind verſchiedene Zuͤge aus dieſem Maͤrchen benutzt, das Erkaufen des alten Kaſtens, worin der Liebhaber ſteckt, durch die Kuhhaut (S. 10.), das Ausſtellen der todten Frau: Rutſchki gibt ihr But- ter in den Schooß und ſetzt ſie auf den Brunnen- rand, der Apotheker der ihr abkaufen will, aber keine Antwort bekommt, ruͤttelt ſie und ſtuͤrzt ſie hinunter, und muß dem Rutſchki tauſend Thaler bezahlen (S. 18. 19.). Der Betrug an dem Schaͤ- fer zuletzt, iſt wieder ganz verſchieden: Rutſchki iſt zum Tod verurtheilt, und wird in einen Kleider- ſchrank eingeriegelt, hinaus zu dem Teich getragen, weil er aber zugefroren iſt, laſſen ſie ihn darauf ſteben, und wollen erſt Aexte holen, um ein Loch ins Eis zu hauen. Wie ſie fort ſind, hoͤrt Rutſchki einen Viehhaͤndler vorbei ziehen und ruft: „ich trinke keinen Wein! ich trinke keinen Wein! mich durſtet nicht!“ der Viehhaͤndler fragt, was er vor- habe, Rutſchki laͤßt ſich aufriegeln und erzaͤhlt, er ſey zum Burgemeiſter erwaͤhlt, das Amt naͤhm er gern, denn es ſey wenig Arbeit und 500 Thl. Be- ſoldung dabei; dagegen die Sitte, daß jeder Bur- gemeiſter beim Antritt ſeines Amts einen Becher mit Burgunder austrinke, wolle er durchaus nicht mitmachen, er trinke keinen Wein, da haͤtten ſie ihn herausgeſetzt, daß er Froſt und Durſt nach einen feurigen Trank bekommen ſollte; es helfe ihnen aber alles nichts, er trinke doch nicht. Der Viehhaͤnd- ler traͤgt einen Tauſch gegen ſeine Heerde an, er legt ſich hinein, Rutſchki riegelt zu, die Bauern kommen hauen ein Loch und laſſen den Schrank hinab. Wie ſie zuruͤckkommen begegnet ihnen Rutſch- ki mit dem Vieh und ſagt, er habe es auf dem Grund gefunden, da ſey ein ſchoͤnes Sommerland. Nun ſtuͤrzen ſie ſich alle in das Waſſer (S. 22. 23.). — Uebrigens ſind die allezeit betrogenen Bauern offenbar mit den Lalenbuͤrgern verwandt.
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309). — Den Betrug mit dem Schaͤfer hat Stra-
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pafigue. — In dem zu Erfurt 1794. gedruckten
Volksbuch: Rutſchki oder die Buͤrger zu Quarken-
quatſch ſind verſchiedene Zuͤge aus dieſem Maͤrchen
benutzt, das Erkaufen des alten Kaſtens, worin der
Liebhaber ſteckt, durch die Kuhhaut (S. 10.), das
Ausſtellen der todten Frau: Rutſchki gibt ihr But-
ter in den Schooß und ſetzt ſie auf den Brunnen-
rand, der Apotheker der ihr abkaufen will, aber
keine Antwort bekommt, ruͤttelt ſie und ſtuͤrzt ſie
hinunter, und muß dem Rutſchki tauſend Thaler
bezahlen (S. 18. 19.). Der Betrug an dem Schaͤ-
fer zuletzt, iſt wieder ganz verſchieden: Rutſchki iſt
zum Tod verurtheilt, und wird in einen Kleider-
ſchrank eingeriegelt, hinaus zu dem Teich getragen,
weil er aber zugefroren iſt, laſſen ſie ihn darauf
ſteben, und wollen erſt Aexte holen, um ein Loch
ins Eis zu hauen. Wie ſie fort ſind, hoͤrt Rutſchki
einen Viehhaͤndler vorbei ziehen und ruft: „ich
trinke keinen Wein! ich trinke keinen Wein! mich
durſtet nicht!“ der Viehhaͤndler fragt, was er vor-
habe, Rutſchki laͤßt ſich aufriegeln und erzaͤhlt, er
ſey zum Burgemeiſter erwaͤhlt, das Amt naͤhm er
gern, denn es ſey wenig Arbeit und 500 Thl. Be-
ſoldung dabei; dagegen die Sitte, daß jeder Bur-
gemeiſter beim Antritt ſeines Amts einen Becher
mit Burgunder austrinke, wolle er durchaus nicht
mitmachen, er trinke keinen Wein, da haͤtten ſie
ihn herausgeſetzt, daß er Froſt und Durſt nach einen
feurigen Trank bekommen ſollte; es helfe ihnen aber
alles nichts, er trinke doch nicht. Der Viehhaͤnd-
ler traͤgt einen Tauſch gegen ſeine Heerde an, er
legt ſich hinein, Rutſchki riegelt zu, die Bauern
kommen hauen ein Loch und laſſen den Schrank
hinab. Wie ſie zuruͤckkommen begegnet ihnen Rutſch-
ki mit dem Vieh und ſagt, er habe es auf dem
Grund gefunden, da ſey ein ſchoͤnes Sommerland.
Nun ſtuͤrzen ſie ſich alle in das Waſſer (S. 22.
23.). — Uebrigens ſind die allezeit betrogenen
Bauern offenbar mit den Lalenbuͤrgern verwandt.
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. XL. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/462>, abgerufen am 25.11.2024.
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