Zwei Näthersmädchen hatten nichts geerbt, als einen guten alten Lappen, der machte alles zu Gold, was man hineinwickelte, damit hatten sie genug und nähten dabei noch zu kleinem Verdienst. Die eine Schwester war sehr klug, die andere sehr dumm. Eines Tags, war die älteste in die Kirche gegangen, da kam ein Jude die Straße her und rief: "schöne, neue Lappen zu verkaufen oder zu vertauschen gegen alte, nichts zu hand- len?" Wie die dumme das hörte, lief sie hin und vertauschte ihren guten alten Lappen für einen neuen; das wollte der Jud gerad, denn er kannte die Tugend des alten gar wohl. Als die älteste nun heimkam, sprach sie: mit dem Nähverdienst geht's schlecht, ich muß uns ein bischen Geld schaffen, wo ist unser Lappen?" "Desto besser," sprach die dumme, "ich hab' auch während du aus warst einen neuen und frischen dafür eingehandelt für den alten. -- -- (Nachher wird der Jude ein Hund, die zwei Mädchen Hühner, die Hüh- ner aber endlich Menschen, und prügeln den Hund zu Tode.)
86. Der Fuchs und die Gänse.
Der Fuchs kam einmal auf eine Wiese, wo eine Heerde schöner fetter Gänse saß, da lachte er und sprach: "Ei, ich komme ja wie gerufen, ihr
d) der gute Lappen.
Zwei Naͤthersmaͤdchen hatten nichts geerbt, als einen guten alten Lappen, der machte alles zu Gold, was man hineinwickelte, damit hatten ſie genug und naͤhten dabei noch zu kleinem Verdienſt. Die eine Schweſter war ſehr klug, die andere ſehr dumm. Eines Tags, war die aͤlteſte in die Kirche gegangen, da kam ein Jude die Straße her und rief: „ſchoͤne, neue Lappen zu verkaufen oder zu vertauſchen gegen alte, nichts zu hand- len?“ Wie die dumme das hoͤrte, lief ſie hin und vertauſchte ihren guten alten Lappen fuͤr einen neuen; das wollte der Jud gerad, denn er kannte die Tugend des alten gar wohl. Als die aͤlteſte nun heimkam, ſprach ſie: mit dem Naͤhverdienſt geht's ſchlecht, ich muß uns ein bischen Geld ſchaffen, wo iſt unſer Lappen?“ „Deſto beſſer,“ ſprach die dumme, „ich hab' auch waͤhrend du aus warſt einen neuen und friſchen dafuͤr eingehandelt fuͤr den alten. — — (Nachher wird der Jude ein Hund, die zwei Maͤdchen Huͤhner, die Huͤh- ner aber endlich Menſchen, und pruͤgeln den Hund zu Tode.)
86. Der Fuchs und die Gaͤnſe.
Der Fuchs kam einmal auf eine Wieſe, wo eine Heerde ſchoͤner fetter Gaͤnſe ſaß, da lachte er und ſprach: „Ei, ich komme ja wie gerufen, ihr
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d) der gute Lappen.
Zwei Naͤthersmaͤdchen hatten nichts geerbt,
als einen guten alten Lappen, der machte alles zu
Gold, was man hineinwickelte, damit hatten ſie
genug und naͤhten dabei noch zu kleinem Verdienſt.
Die eine Schweſter war ſehr klug, die andere
ſehr dumm. Eines Tags, war die aͤlteſte in die
Kirche gegangen, da kam ein Jude die Straße
her und rief: „ſchoͤne, neue Lappen zu verkaufen
oder zu vertauſchen gegen alte, nichts zu hand-
len?“ Wie die dumme das hoͤrte, lief ſie hin
und vertauſchte ihren guten alten Lappen fuͤr einen
neuen; das wollte der Jud gerad, denn er kannte
die Tugend des alten gar wohl. Als die aͤlteſte
nun heimkam, ſprach ſie: mit dem Naͤhverdienſt
geht's ſchlecht, ich muß uns ein bischen Geld
ſchaffen, wo iſt unſer Lappen?“ „Deſto beſſer,“
ſprach die dumme, „ich hab' auch waͤhrend du aus
warſt einen neuen und friſchen dafuͤr eingehandelt
fuͤr den alten. — — (Nachher wird der Jude
ein Hund, die zwei Maͤdchen Huͤhner, die Huͤh-
ner aber endlich Menſchen, und pruͤgeln den Hund
zu Tode.)
86.
Der Fuchs und die Gaͤnſe.
Der Fuchs kam einmal auf eine Wieſe, wo
eine Heerde ſchoͤner fetter Gaͤnſe ſaß, da lachte er
und ſprach: „Ei, ich komme ja wie gerufen, ihr
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/421>, abgerufen am 24.11.2024.
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