nen Baum hängen. Wie er eben den Hals in die Schlinge steckte, kam ein Mann hinter dem Baum hervor mit einem langen weißen Bart und einem großen Buch in der Hand. Hör Schmidt, sprach er, schreib deinen Namen da in das große Buch, so soll dirs wohlgehen zehn Jahre lang, aber darnach bist du mein, da hol ich Dich." -- "Wer bist du?" sprach der Schmid -- "Ich bin der Teufel." -- "Was kannst du" -- "Ich kann mich so groß machen als eine Tanne, und so klein als eine Maus" -- "So thus einmal, daß ichs sehe," sagte der Schmid, da machte sich der Teufel so groß wie eine Tanne und so klein wie eine Maus. "Es ist gut sprach der Schmid, gib das Buch her, ich will mich hineinschreiben" -- Als er sich unterschrieben sagte der Teufel: Geh nur nach Haus, du wirst Kisten und Kasten voll finden, und weil du keine lange Umstände gemacht hast, so will ich dich auch in der Zeit einmal besu- chen. Der Schmid ging heim, da waren alle Taschen, Kasten und Kisten voll Ducaten, und er mogte soviel davon nehmen als er wollte, es ward nicht all, und auch nicht weniger; da fing er sein lustiges Leben von vorne an, lud seine Kameraden ein, und war der vergnügteste Kerl von der Welt. Ein paar Jahre darauf sprach der Teufel einmal bei ihm ein, als er verheißen, sah zu wie die Wirthschaft ging, und
nen Baum haͤngen. Wie er eben den Hals in die Schlinge ſteckte, kam ein Mann hinter dem Baum hervor mit einem langen weißen Bart und einem großen Buch in der Hand. Hoͤr Schmidt, ſprach er, ſchreib deinen Namen da in das große Buch, ſo ſoll dirs wohlgehen zehn Jahre lang, aber darnach biſt du mein, da hol ich Dich.“ — „Wer biſt du?“ ſprach der Schmid — „Ich bin der Teufel.“ — „Was kannſt du“ — „Ich kann mich ſo groß machen als eine Tanne, und ſo klein als eine Maus“ — „So thus einmal, daß ichs ſehe,“ ſagte der Schmid, da machte ſich der Teufel ſo groß wie eine Tanne und ſo klein wie eine Maus. „Es iſt gut ſprach der Schmid, gib das Buch her, ich will mich hineinſchreiben“ — Als er ſich unterſchrieben ſagte der Teufel: Geh nur nach Haus, du wirſt Kiſten und Kaſten voll finden, und weil du keine lange Umſtaͤnde gemacht haſt, ſo will ich dich auch in der Zeit einmal beſu- chen. Der Schmid ging heim, da waren alle Taſchen, Kaſten und Kiſten voll Ducaten, und er mogte ſoviel davon nehmen als er wollte, es ward nicht all, und auch nicht weniger; da fing er ſein luſtiges Leben von vorne an, lud ſeine Kameraden ein, und war der vergnuͤgteſte Kerl von der Welt. Ein paar Jahre darauf ſprach der Teufel einmal bei ihm ein, als er verheißen, ſah zu wie die Wirthſchaft ging, und
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nen Baum haͤngen. Wie er eben den Hals in
die Schlinge ſteckte, kam ein Mann hinter dem
Baum hervor mit einem langen weißen Bart
und einem großen Buch in der Hand. Hoͤr
Schmidt, ſprach er, ſchreib deinen Namen da
in das große Buch, ſo ſoll dirs wohlgehen zehn
Jahre lang, aber darnach biſt du mein, da hol
ich Dich.“ — „Wer biſt du?“ ſprach der
Schmid — „Ich bin der Teufel.“ — „Was
kannſt du“ — „Ich kann mich ſo groß machen
als eine Tanne, und ſo klein als eine Maus“ —
„So thus einmal, daß ichs ſehe,“ ſagte der
Schmid, da machte ſich der Teufel ſo groß wie
eine Tanne und ſo klein wie eine Maus. „Es
iſt gut ſprach der Schmid, gib das Buch her,
ich will mich hineinſchreiben“ — Als er ſich
unterſchrieben ſagte der Teufel: Geh nur nach
Haus, du wirſt Kiſten und Kaſten voll finden,
und weil du keine lange Umſtaͤnde gemacht haſt,
ſo will ich dich auch in der Zeit einmal beſu-
chen. Der Schmid ging heim, da waren alle
Taſchen, Kaſten und Kiſten voll Ducaten, und
er mogte ſoviel davon nehmen als er wollte,
es ward nicht all, und auch nicht weniger; da
fing er ſein luſtiges Leben von vorne an, lud
ſeine Kameraden ein, und war der vergnuͤgteſte
Kerl von der Welt. Ein paar Jahre darauf
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/395>, abgerufen am 24.11.2024.
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