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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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köpfen aufgetragen, die der Kutscher mitge-
bracht hatte. Johannes-Wassersprung zog die
sieben Zungen hervor, und legte sie dabei, da
ward er als der rechte Drachentödter erkannt,
der Kutscher fortgejagt, und er der Gemahl der
Prinzessin.

Nicht lang darnach ging er auf die Jagd,
und verfolgte einen Hirsch mit silbernem Ge-
weih, er jagte ihm lange nach, konnte ihn aber
nicht erreichen, und kam endlich zu einer alten
Frau, und die verwandelte ihn sammt seinem
Hund, Pferd und Bären in Stein. Indessen
kam Caspar-Wassersprung zu dem Baum, wo-
rin die beiden Messer standen und sah, daß das
Messer seines Bruders verrostet war; sogleich
beschloß er ihn aufzusuchen, ritt fort und kam
in die Stadt, wo die Gemahlin seines Bruders
lebte. Weil er aber diesem so ähnlich sah, hielt
sie ihn für ihren rechten Mann, freute sich sei-
ner Wiederkunft, und bestand darauf, daß er
bei ihr bleiben sollte. Allein Caspar-Wasser-
sprung zog weiter, fand seinen Bruder mit sei-
ner Begleitung versteinert, und zwang die Frau,
den Zauber aufzuheben. Darauf ritten die bei-
den Brüder heim, und unterwegs machten sie
aus, derjenige solle Gemahl der Prinzessin seyn,
dem sie zuerst um den Hals fallen werde, und
das geschah dem Johannes-Wassersprung.


koͤpfen aufgetragen, die der Kutſcher mitge-
bracht hatte. Johannes-Waſſerſprung zog die
ſieben Zungen hervor, und legte ſie dabei, da
ward er als der rechte Drachentoͤdter erkannt,
der Kutſcher fortgejagt, und er der Gemahl der
Prinzeſſin.

Nicht lang darnach ging er auf die Jagd,
und verfolgte einen Hirſch mit ſilbernem Ge-
weih, er jagte ihm lange nach, konnte ihn aber
nicht erreichen, und kam endlich zu einer alten
Frau, und die verwandelte ihn ſammt ſeinem
Hund, Pferd und Baͤren in Stein. Indeſſen
kam Caspar-Waſſerſprung zu dem Baum, wo-
rin die beiden Meſſer ſtanden und ſah, daß das
Meſſer ſeines Bruders verroſtet war; ſogleich
beſchloß er ihn aufzuſuchen, ritt fort und kam
in die Stadt, wo die Gemahlin ſeines Bruders
lebte. Weil er aber dieſem ſo aͤhnlich ſah, hielt
ſie ihn fuͤr ihren rechten Mann, freute ſich ſei-
ner Wiederkunft, und beſtand darauf, daß er
bei ihr bleiben ſollte. Allein Caspar-Waſſer-
ſprung zog weiter, fand ſeinen Bruder mit ſei-
ner Begleitung verſteinert, und zwang die Frau,
den Zauber aufzuheben. Darauf ritten die bei-
den Bruͤder heim, und unterwegs machten ſie
aus, derjenige ſolle Gemahl der Prinzeſſin ſeyn,
dem ſie zuerſt um den Hals fallen werde, und
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[347/0381] koͤpfen aufgetragen, die der Kutſcher mitge- bracht hatte. Johannes-Waſſerſprung zog die ſieben Zungen hervor, und legte ſie dabei, da ward er als der rechte Drachentoͤdter erkannt, der Kutſcher fortgejagt, und er der Gemahl der Prinzeſſin. Nicht lang darnach ging er auf die Jagd, und verfolgte einen Hirſch mit ſilbernem Ge- weih, er jagte ihm lange nach, konnte ihn aber nicht erreichen, und kam endlich zu einer alten Frau, und die verwandelte ihn ſammt ſeinem Hund, Pferd und Baͤren in Stein. Indeſſen kam Caspar-Waſſerſprung zu dem Baum, wo- rin die beiden Meſſer ſtanden und ſah, daß das Meſſer ſeines Bruders verroſtet war; ſogleich beſchloß er ihn aufzuſuchen, ritt fort und kam in die Stadt, wo die Gemahlin ſeines Bruders lebte. Weil er aber dieſem ſo aͤhnlich ſah, hielt ſie ihn fuͤr ihren rechten Mann, freute ſich ſei- ner Wiederkunft, und beſtand darauf, daß er bei ihr bleiben ſollte. Allein Caspar-Waſſer- ſprung zog weiter, fand ſeinen Bruder mit ſei- ner Begleitung verſteinert, und zwang die Frau, den Zauber aufzuheben. Darauf ritten die bei- den Bruͤder heim, und unterwegs machten ſie aus, derjenige ſolle Gemahl der Prinzeſſin ſeyn, dem ſie zuerſt um den Hals fallen werde, und das geſchah dem Johannes-Waſſerſprung.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/381>, abgerufen am 24.11.2024.