werden wieder geblasen, und Dummlings seine bleibt auf dem Stein liegen. Da ging er hin- unter und klagte dem Mädchen, was sein Va- ter wieder für ihn so schweres aufgelegt habe, das Mädchen aber sagte, es wolle ihm schon helfen, er solle nur weiter in dem Gewölbe ge- hen, da werde er die schönste auf der Welt fin- den. Der Dummling ging hin und kam an ein Gemach, worin alles von Gold und Edel- steinen schimmerte und flimmerte, aber statt ei- ner schönen Frau, saß ein garstiger Frosch mit- ten darin. Der Frosch rief ihm zu: "umschling mich und versenk dich!" Er wollte aber nicht, da rief der Frosch zum zweiten und dritten- mal: "umschling mich und versenk dich!" Da faßte der Dummling den Frosch, und trug ihn herauf zu einem Teich, und sprang mit ihm hinein, kaum aber hatte das Wasser sie berührt, so hielt er die allerschönste Jungfrau in seinen Armen. Und sie stiegen heraus, und er führte sie vor seinen Vater, da war sie tausendmal schöner, als die Frauen, die sich die andern Prinzen mitgebracht. Nun wäre das Reich wieder dem Dummling gewesen, aber die zwei lärmten und verlangten, der sollte den Vorzug haben, dessen Frau bis zu einem Ring, der mitten im Saal festhing, springen könnte; der König willigte auch endlich darein. Die Frau des ältesten konnte aber kaum halb so hoch
werden wieder geblaſen, und Dummlings ſeine bleibt auf dem Stein liegen. Da ging er hin- unter und klagte dem Maͤdchen, was ſein Va- ter wieder fuͤr ihn ſo ſchweres aufgelegt habe, das Maͤdchen aber ſagte, es wolle ihm ſchon helfen, er ſolle nur weiter in dem Gewoͤlbe ge- hen, da werde er die ſchoͤnſte auf der Welt fin- den. Der Dummling ging hin und kam an ein Gemach, worin alles von Gold und Edel- ſteinen ſchimmerte und flimmerte, aber ſtatt ei- ner ſchoͤnen Frau, ſaß ein garſtiger Froſch mit- ten darin. Der Froſch rief ihm zu: „umſchling mich und verſenk dich!“ Er wollte aber nicht, da rief der Froſch zum zweiten und dritten- mal: „umſchling mich und verſenk dich!“ Da faßte der Dummling den Froſch, und trug ihn herauf zu einem Teich, und ſprang mit ihm hinein, kaum aber hatte das Waſſer ſie beruͤhrt, ſo hielt er die allerſchoͤnſte Jungfrau in ſeinen Armen. Und ſie ſtiegen heraus, und er fuͤhrte ſie vor ſeinen Vater, da war ſie tauſendmal ſchoͤner, als die Frauen, die ſich die andern Prinzen mitgebracht. Nun waͤre das Reich wieder dem Dummling geweſen, aber die zwei laͤrmten und verlangten, der ſollte den Vorzug haben, deſſen Frau bis zu einem Ring, der mitten im Saal feſthing, ſpringen koͤnnte; der Koͤnig willigte auch endlich darein. Die Frau des aͤlteſten konnte aber kaum halb ſo hoch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0336"n="302"/>
werden wieder geblaſen, und Dummlings ſeine<lb/>
bleibt auf dem Stein liegen. Da ging er hin-<lb/>
unter und klagte dem Maͤdchen, was ſein Va-<lb/>
ter wieder fuͤr ihn ſo ſchweres aufgelegt habe,<lb/>
das Maͤdchen aber ſagte, es wolle ihm ſchon<lb/>
helfen, er ſolle nur weiter in dem Gewoͤlbe ge-<lb/>
hen, da werde er die ſchoͤnſte auf der Welt fin-<lb/>
den. Der Dummling ging hin und kam an<lb/>
ein Gemach, worin alles von Gold und Edel-<lb/>ſteinen ſchimmerte und flimmerte, aber ſtatt ei-<lb/>
ner ſchoͤnen Frau, ſaß ein garſtiger Froſch mit-<lb/>
ten darin. Der Froſch rief ihm zu: „umſchling<lb/>
mich und verſenk dich!“ Er wollte aber nicht,<lb/>
da rief der Froſch zum zweiten und dritten-<lb/>
mal: „umſchling mich und verſenk dich!“ Da<lb/>
faßte der Dummling den Froſch, und trug ihn<lb/>
herauf zu einem Teich, und ſprang mit ihm<lb/>
hinein, kaum aber hatte das Waſſer ſie beruͤhrt,<lb/>ſo hielt er die allerſchoͤnſte Jungfrau in ſeinen<lb/>
Armen. Und ſie ſtiegen heraus, und er fuͤhrte<lb/>ſie vor ſeinen Vater, da war ſie tauſendmal<lb/>ſchoͤner, als die Frauen, die ſich die andern<lb/>
Prinzen mitgebracht. Nun waͤre das Reich<lb/>
wieder dem Dummling geweſen, aber die zwei<lb/>
laͤrmten und verlangten, der ſollte den Vorzug<lb/>
haben, deſſen Frau bis zu einem Ring, der<lb/>
mitten im Saal feſthing, ſpringen koͤnnte; der<lb/>
Koͤnig willigte auch endlich darein. Die Frau<lb/>
des aͤlteſten konnte aber kaum halb ſo hoch<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[302/0336]
werden wieder geblaſen, und Dummlings ſeine
bleibt auf dem Stein liegen. Da ging er hin-
unter und klagte dem Maͤdchen, was ſein Va-
ter wieder fuͤr ihn ſo ſchweres aufgelegt habe,
das Maͤdchen aber ſagte, es wolle ihm ſchon
helfen, er ſolle nur weiter in dem Gewoͤlbe ge-
hen, da werde er die ſchoͤnſte auf der Welt fin-
den. Der Dummling ging hin und kam an
ein Gemach, worin alles von Gold und Edel-
ſteinen ſchimmerte und flimmerte, aber ſtatt ei-
ner ſchoͤnen Frau, ſaß ein garſtiger Froſch mit-
ten darin. Der Froſch rief ihm zu: „umſchling
mich und verſenk dich!“ Er wollte aber nicht,
da rief der Froſch zum zweiten und dritten-
mal: „umſchling mich und verſenk dich!“ Da
faßte der Dummling den Froſch, und trug ihn
herauf zu einem Teich, und ſprang mit ihm
hinein, kaum aber hatte das Waſſer ſie beruͤhrt,
ſo hielt er die allerſchoͤnſte Jungfrau in ſeinen
Armen. Und ſie ſtiegen heraus, und er fuͤhrte
ſie vor ſeinen Vater, da war ſie tauſendmal
ſchoͤner, als die Frauen, die ſich die andern
Prinzen mitgebracht. Nun waͤre das Reich
wieder dem Dummling geweſen, aber die zwei
laͤrmten und verlangten, der ſollte den Vorzug
haben, deſſen Frau bis zu einem Ring, der
mitten im Saal feſthing, ſpringen koͤnnte; der
Koͤnig willigte auch endlich darein. Die Frau
des aͤlteſten konnte aber kaum halb ſo hoch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/336>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.