Affe mit einer großen Wunde am Kopf und dergleichen mehr.
Die Leberwurst war ganz erschrocken und bestürzt darüber, doch nahm sie sich ein Herz ging in die Stube und wurde von der Blut- wurst freundschaftlich empfangen. Die Leber- wurst hub an, sich nach den seltsamen Dingen zu erkundigen, die draußen auf der Treppe wä- ren, die Blutwurst that aber, als hörte sie es nicht, oder als sey es nicht der Mühe werth davon zu sprechen, oder sie sagte etwa von der Schippe und Besen: "es wird meine Magd ge- wesen seyn, die auf der Treppe mit jemand ge- schwätzt," und brachte die Rede auf etwas anderes.
Die Blutwurst ging darauf hinaus, und sag- te, sie müsse in der Küche nach dem Essen sehen, ob alles ordentlich angerichtet werde, und nichts in die Asche geworfen. Wie die Leberwurst der- weil in der Stube auf und abging, und immer die wunderlichen Dinge im Kopf hatte, kam je- mand, ich weiß nicht, wers gewesen ist, herein und sagte: "ich warne dich, Leberwurst, du bist in einer Blut- und Mörderhöhle, mach dich ei- lig fort, wenn dir dein Leben lieb ist." Die Leberwurst besann sich nicht lang, schlich die Thür hinaus und lief, was sie konnte, sie stand auch nicht eher still, bis sie aus dem Haus mit- ten auf der Straße war. Da blickte sie sich
um
Affe mit einer großen Wunde am Kopf und dergleichen mehr.
Die Leberwurſt war ganz erſchrocken und beſtuͤrzt daruͤber, doch nahm ſie ſich ein Herz ging in die Stube und wurde von der Blut- wurſt freundſchaftlich empfangen. Die Leber- wurſt hub an, ſich nach den ſeltſamen Dingen zu erkundigen, die draußen auf der Treppe waͤ- ren, die Blutwurſt that aber, als hoͤrte ſie es nicht, oder als ſey es nicht der Muͤhe werth davon zu ſprechen, oder ſie ſagte etwa von der Schippe und Beſen: „es wird meine Magd ge- weſen ſeyn, die auf der Treppe mit jemand ge- ſchwaͤtzt,“ und brachte die Rede auf etwas anderes.
Die Blutwurſt ging darauf hinaus, und ſag- te, ſie muͤſſe in der Kuͤche nach dem Eſſen ſehen, ob alles ordentlich angerichtet werde, und nichts in die Aſche geworfen. Wie die Leberwurſt der- weil in der Stube auf und abging, und immer die wunderlichen Dinge im Kopf hatte, kam je- mand, ich weiß nicht, wers geweſen iſt, herein und ſagte: „ich warne dich, Leberwurſt, du biſt in einer Blut- und Moͤrderhoͤhle, mach dich ei- lig fort, wenn dir dein Leben lieb iſt.“ Die Leberwurſt beſann ſich nicht lang, ſchlich die Thuͤr hinaus und lief, was ſie konnte, ſie ſtand auch nicht eher ſtill, bis ſie aus dem Haus mit- ten auf der Straße war. Da blickte ſie ſich
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Affe mit einer großen Wunde am Kopf und
dergleichen mehr.
Die Leberwurſt war ganz erſchrocken und
beſtuͤrzt daruͤber, doch nahm ſie ſich ein Herz
ging in die Stube und wurde von der Blut-
wurſt freundſchaftlich empfangen. Die Leber-
wurſt hub an, ſich nach den ſeltſamen Dingen
zu erkundigen, die draußen auf der Treppe waͤ-
ren, die Blutwurſt that aber, als hoͤrte ſie es
nicht, oder als ſey es nicht der Muͤhe werth
davon zu ſprechen, oder ſie ſagte etwa von der
Schippe und Beſen: „es wird meine Magd ge-
weſen ſeyn, die auf der Treppe mit jemand ge-
ſchwaͤtzt,“ und brachte die Rede auf etwas
anderes.
Die Blutwurſt ging darauf hinaus, und ſag-
te, ſie muͤſſe in der Kuͤche nach dem Eſſen ſehen,
ob alles ordentlich angerichtet werde, und nichts
in die Aſche geworfen. Wie die Leberwurſt der-
weil in der Stube auf und abging, und immer die
wunderlichen Dinge im Kopf hatte, kam je-
mand, ich weiß nicht, wers geweſen iſt, herein
und ſagte: „ich warne dich, Leberwurſt, du biſt
in einer Blut- und Moͤrderhoͤhle, mach dich ei-
lig fort, wenn dir dein Leben lieb iſt.“ Die
Leberwurſt beſann ſich nicht lang, ſchlich die
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auch nicht eher ſtill, bis ſie aus dem Haus mit-
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/226>, abgerufen am 23.11.2024.
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