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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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"was macht sie Jungfer Katze?
schläft se oder wacht se?"

Da ging die Katze und machte auf: ein junger
Fuchs stand haußen:
ich schlafe nicht, ich wache,
ich koche warm Bier und Butterlein,
will der Herr mein Gast seyn?

"Nein ich bedanke mich, was macht die Frau
Füchsin?"
sie sitzt auf ihrer Kammer,
beklagt ihren Jammer,
weint ihre Aeuglein seidenroth
weil der alte Herr Fuchs ist todt.

"Sag sie, es wär ein junger Fuchs da, der
wollte sie gern freien!"
Da ging die Katz die Tripp die Trapp,
da schlug die Thür, die Klipp die Klapp:
Frau Füchsin sind sie da? --
"ach ja mein Kätzchen ja!" --
es ist ein Freier draus.

Da sprach die Frau Füchsin:
"mein Kind, wie sieht er aus?

hat er denn auch neun so schöne Zeiselschwän-
ze, wie der selige Herr Fuchs?" -- ach nein,
er hat nur einen Schwanz. -- "Da will ich
ihn nicht haben."

Die Katz geht hinunter und schickt den
Freier fort; bald darauf klopft es wieder an,

Kindermärchen. M

„was macht ſie Jungfer Katze?
ſchlaͤft ſe oder wacht ſe?“

Da ging die Katze und machte auf: ein junger
Fuchs ſtand haußen:
ich ſchlafe nicht, ich wache,
ich koche warm Bier und Butterlein,
will der Herr mein Gaſt ſeyn?

„Nein ich bedanke mich, was macht die Frau
Fuͤchſin?“
ſie ſitzt auf ihrer Kammer,
beklagt ihren Jammer,
weint ihre Aeuglein ſeidenroth
weil der alte Herr Fuchs iſt todt.

„Sag ſie, es waͤr ein junger Fuchs da, der
wollte ſie gern freien!“
Da ging die Katz die Tripp die Trapp,
da ſchlug die Thuͤr, die Klipp die Klapp:
Frau Fuͤchſin ſind ſie da? —
„ach ja mein Kaͤtzchen ja!“ —
es iſt ein Freier draus.

Da ſprach die Frau Fuͤchſin:
„mein Kind, wie ſieht er aus?

hat er denn auch neun ſo ſchoͤne Zeiſelſchwaͤn-
ze, wie der ſelige Herr Fuchs?“ — ach nein,
er hat nur einen Schwanz. — „Da will ich
ihn nicht haben.“

Die Katz geht hinunter und ſchickt den
Freier fort; bald darauf klopft es wieder an,

Kindermärchen. M
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[177/0211] „was macht ſie Jungfer Katze? ſchlaͤft ſe oder wacht ſe?“ Da ging die Katze und machte auf: ein junger Fuchs ſtand haußen: ich ſchlafe nicht, ich wache, ich koche warm Bier und Butterlein, will der Herr mein Gaſt ſeyn? „Nein ich bedanke mich, was macht die Frau Fuͤchſin?“ ſie ſitzt auf ihrer Kammer, beklagt ihren Jammer, weint ihre Aeuglein ſeidenroth weil der alte Herr Fuchs iſt todt. „Sag ſie, es waͤr ein junger Fuchs da, der wollte ſie gern freien!“ Da ging die Katz die Tripp die Trapp, da ſchlug die Thuͤr, die Klipp die Klapp: Frau Fuͤchſin ſind ſie da? — „ach ja mein Kaͤtzchen ja!“ — es iſt ein Freier draus. Da ſprach die Frau Fuͤchſin: „mein Kind, wie ſieht er aus? hat er denn auch neun ſo ſchoͤne Zeiſelſchwaͤn- ze, wie der ſelige Herr Fuchs?“ — ach nein, er hat nur einen Schwanz. — „Da will ich ihn nicht haben.“ Die Katz geht hinunter und ſchickt den Freier fort; bald darauf klopft es wieder an, Kindermärchen. M

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/211>, abgerufen am 24.11.2024.