Einstmals hat ein Hausvater ein Schwein geschlachtet, das haben seine Kinder gesehen; als sie nun Nachmittag mit einander spielen wollen, hat das eine Kind zum andern gesagt: du sollst das Schweinchen und ich der Metzger seyn;" hat darauf ein bloß Messer genommen, und es seinem Brüderchen in den Hals gesto- ßen. Die Mutter, welche oben in der Stube saß und ihr jüngstes Kindlein in einem Zuber badete, hörte das Schreien ihres anderen Kin- des, lief alsbald hinunter, und als sie sah, was vorgegangen, zog sie das Messer dem Kind aus dem Hals und stieß es im Zorn, dem andern Kind, welches der Metzger gewesen, ins Herz. Darauf lief sie alsbald nach der Stube und wollte sehen, was ihr Kind in dem Badezuber mache, aber es war unterdessen in dem Bad ertrunken; deßwegen dann die Frau so voller Angst ward, daß sie in Verzweifelung gerieth, sich von ihrem Gesinde nicht wollte trösten las- sen, sondern sich selbst erhängte. Der Mann kam vom Felde und als er dies alles gesehen, hat er sich so betrübt, daß er kurz darauf ge- storben ist.
II.
Einſtmals hat ein Hausvater ein Schwein geſchlachtet, das haben ſeine Kinder geſehen; als ſie nun Nachmittag mit einander ſpielen wollen, hat das eine Kind zum andern geſagt: du ſollſt das Schweinchen und ich der Metzger ſeyn;“ hat darauf ein bloß Meſſer genommen, und es ſeinem Bruͤderchen in den Hals geſto- ßen. Die Mutter, welche oben in der Stube ſaß und ihr juͤngſtes Kindlein in einem Zuber badete, hoͤrte das Schreien ihres anderen Kin- des, lief alsbald hinunter, und als ſie ſah, was vorgegangen, zog ſie das Meſſer dem Kind aus dem Hals und ſtieß es im Zorn, dem andern Kind, welches der Metzger geweſen, ins Herz. Darauf lief ſie alsbald nach der Stube und wollte ſehen, was ihr Kind in dem Badezuber mache, aber es war unterdeſſen in dem Bad ertrunken; deßwegen dann die Frau ſo voller Angſt ward, daß ſie in Verzweifelung gerieth, ſich von ihrem Geſinde nicht wollte troͤſten laſ- ſen, ſondern ſich ſelbſt erhaͤngte. Der Mann kam vom Felde und als er dies alles geſehen, hat er ſich ſo betruͤbt, daß er kurz darauf ge- ſtorben iſt.
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II.
Einſtmals hat ein Hausvater ein Schwein
geſchlachtet, das haben ſeine Kinder geſehen;
als ſie nun Nachmittag mit einander ſpielen
wollen, hat das eine Kind zum andern geſagt:
du ſollſt das Schweinchen und ich der Metzger
ſeyn;“ hat darauf ein bloß Meſſer genommen,
und es ſeinem Bruͤderchen in den Hals geſto-
ßen. Die Mutter, welche oben in der Stube
ſaß und ihr juͤngſtes Kindlein in einem Zuber
badete, hoͤrte das Schreien ihres anderen Kin-
des, lief alsbald hinunter, und als ſie ſah, was
vorgegangen, zog ſie das Meſſer dem Kind aus
dem Hals und ſtieß es im Zorn, dem andern
Kind, welches der Metzger geweſen, ins Herz.
Darauf lief ſie alsbald nach der Stube und
wollte ſehen, was ihr Kind in dem Badezuber
mache, aber es war unterdeſſen in dem Bad
ertrunken; deßwegen dann die Frau ſo voller
Angſt ward, daß ſie in Verzweifelung gerieth,
ſich von ihrem Geſinde nicht wollte troͤſten laſ-
ſen, ſondern ſich ſelbſt erhaͤngte. Der Mann
kam vom Felde und als er dies alles geſehen,
hat er ſich ſo betruͤbt, daß er kurz darauf ge-
ſtorben iſt.
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/137>, abgerufen am 25.11.2024.
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