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Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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kaltes Wirthshauszimmer eintrat und mit seinen beiden Koffern wieder allein war! Und so sollte es ihm von nun an immer ergehen, ein ewiges Anlangen und sich Losreißen ohne Zweck und Ziel. Er nahm die Zeitung; ein Mann zeigte an, daß er sein Geschäft mit Haus und Garten verkaufen wollte. Ich wäre im Stande, dachte er, und kaufte es, würde Bürger und Drechslermeister hier in der Stadt, hätte mein Gesinde und heirathete die älteste Tochter aus dem nächsten Nachbarhause.

Therese und Emma fielen ihm ein. Er holte ein Daguerrotyp hervor, auf dem sie beide dargestellt waren, Emma noch ganz als das Kind, Therese aber kaum anders als in den letzten Tagen. Sie sah ihn so klar und unschuldig an, wie sie es vor so kurzer Frist noch gethan. Sie ist doch schön, sagte er sich. Ich ging so neben ihr her und bemerkte es kaum. Und während er sich das sagte, stieg eine Idee in ihm auf, die ihn bald ganz einnahm. Wäre es eine Möglichkeit? dachte er. Mich, der so abgewiesen ward? der ihr so wenig bieten kann? Vielleicht! -- Wir folgen seinen Gedanken nicht, aber wir sehen ihn nach einer Stunde heftigen Bedenkens einen Brief schreiben, einen zweiten, einen dritten, und diesen noch zu schleuniger Besorgung früh am nächsten Tage dem Kellner übergeben, der auf sein Klingeln in verschlafener Höflichkeit herbeistürzt. Wir sehen ihn

kaltes Wirthshauszimmer eintrat und mit seinen beiden Koffern wieder allein war! Und so sollte es ihm von nun an immer ergehen, ein ewiges Anlangen und sich Losreißen ohne Zweck und Ziel. Er nahm die Zeitung; ein Mann zeigte an, daß er sein Geschäft mit Haus und Garten verkaufen wollte. Ich wäre im Stande, dachte er, und kaufte es, würde Bürger und Drechslermeister hier in der Stadt, hätte mein Gesinde und heirathete die älteste Tochter aus dem nächsten Nachbarhause.

Therese und Emma fielen ihm ein. Er holte ein Daguerrotyp hervor, auf dem sie beide dargestellt waren, Emma noch ganz als das Kind, Therese aber kaum anders als in den letzten Tagen. Sie sah ihn so klar und unschuldig an, wie sie es vor so kurzer Frist noch gethan. Sie ist doch schön, sagte er sich. Ich ging so neben ihr her und bemerkte es kaum. Und während er sich das sagte, stieg eine Idee in ihm auf, die ihn bald ganz einnahm. Wäre es eine Möglichkeit? dachte er. Mich, der so abgewiesen ward? der ihr so wenig bieten kann? Vielleicht! — Wir folgen seinen Gedanken nicht, aber wir sehen ihn nach einer Stunde heftigen Bedenkens einen Brief schreiben, einen zweiten, einen dritten, und diesen noch zu schleuniger Besorgung früh am nächsten Tage dem Kellner übergeben, der auf sein Klingeln in verschlafener Höflichkeit herbeistürzt. Wir sehen ihn

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:24:04Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:24:04Z)

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Zitationshilfe: Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_kind_1910/82>, abgerufen am 27.11.2024.