Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.III. partikelcomposition. -- part. mit nom. bare pleonasmen eintreten, wenn das ga- wiederum voreinem hl, hr steht z. b. ga-hlaiba, ga-hrainjan. Vielleicht ist aber in der that hier kein überfluß; es kann neben den auflösbaren hl, hr. auch wurzelhafte, unzusammengesetzte geben, wie es gl, gr gibt, die nicht g-l, g-r sind. Jene vergleichung des ga- mit -ag bringt mich auf den ge- danken an mehr als zufälligen zusammenhang zwischen bei- den, wäre -ag bloße umsetzung? Wenigstens thut bei den adj. nr. 6. ga- ungefähr den dienst des ableitenden -ag, z. b. ka-loup bedeutet was loup-ac (s. 290.); ka-part, ka- har was part-aht, har-aht (s. 380. 381), es ist eine wei- tere lingualableitung zugetreten (s. 384. b. g.), die für die gegenwärtige frage gleichgültig bleibt, vielleicht die er- haltung des ältern h (statt g, c) beweist. Wird in der zukunft das wesen der ableitungen tiefer erforscht sein, können solche vergleichungen nutzen bringen. Daß beide principe nach ihrer verfinsterung nebeneinander eintreten, z. b. in ka-loup-ac verschlüge wieder nichts. Ich komme auf die abwesenheit des auslautenden m oder n in der deutschen partikel. Hierbei ist vorerst das lat. co- für com- vor vocalen, j und h in anschlag zu bringen (Schn. 537-542). Bedeutender und merkwürdiger sind mir die spu- ren des uralten gam-, gan-; ham-, han- für ga-, in folgenden wörtern: a) ham-edii (conjuratores) unmittel- bar hinter dem capitulare de villis (Bruns beitr. zu deut- schen rechten p. 40.) aber schon damahls mit der erläu- terung: quos nos geidon dicimus; g-eido (nach 1. von eid gebildet) ist ga-eido und wörtlich conjurator. War dafür älterer oder fränkischer ausdruck ham-edjo? in edjo steckt gewis das ahd. eideo, eido und was soll ham anders sein, als die partikel? Das wort hamedia kommt auch in einem dipl. von 680. (Bouquet IV. nr. 62.) vor. b) die lex sal. emend. tit. 49. hat den ausdruck hamallus, mit der erklärung: i. e. qui suscepit causam ad mallan- dum in vicem alterius; im pactus leg. sal. tit. 50. stehet dafür rhamallus, das vermuthlich verlesen oder verschrie- ben ist statt chamallus (altfränk. ch. für h, nach 1, 184, vgl. das ahd. cha- einiger für ka-, ga-, vorhin s. 734.). Denn auch bei Marculf (form. 1, 36.) wird das verbum homal- lare für adsumere in vice auctorum gebraucht. Dieses ha- mallus ist wohl nichts anderes als das ahd. ga-mahalo (so- cius, defensor in lite) und hamallare ga-mahalon (advocatum constituere). Entw. stehet es für ham-mallus, mit ver- schlingung des einen m, oder ha-mallus bezeugt, daß schon die fränkische sprache ham- in ha- (= goth. ga-) III. partikelcompoſition. — part. mit nom. bare pleonaſmen eintreten, wenn das ga- wiederum voreinem hl, hr ſteht z. b. ga-hláiba, ga-hráinjan. Vielleicht iſt aber in der that hier kein überfluß; es kann neben den auflösbaren hl, hr. auch wurzelhafte, unzuſammengeſetzte geben, wie es gl, gr gibt, die nicht g-l, g-r ſind. Jene vergleichung des ga- mit -ag bringt mich auf den ge- danken an mehr als zufälligen zuſammenhang zwiſchen bei- den, wäre -ag bloße umſetzung? Wenigſtens thut bei den adj. nr. 6. ga- ungefähr den dienſt des ableitenden -ag, z. b. ka-loup bedeutet was loup-ac (ſ. 290.); ka-part, ka- hâr was part-aht, hâr-aht (ſ. 380. 381), es iſt eine wei- tere lingualableitung zugetreten (ſ. 384. β. γ.), die für die gegenwärtige frage gleichgültig bleibt, vielleicht die er- haltung des ältern h (ſtatt g, c) beweiſt. Wird in der zukunft das weſen der ableitungen tiefer erforſcht ſein, können ſolche vergleichungen nutzen bringen. Daß beide principe nach ihrer verfinſterung nebeneinander eintreten, z. b. in ka-loup-ac verſchlüge wieder nichts. Ich komme auf die abweſenheit des auslautenden m oder n in der deutſchen partikel. Hierbei iſt vorerſt das lat. co- für com- vor vocalen, j und h in anſchlag zu bringen (Schn. 537-542). Bedeutender und merkwürdiger ſind mir die ſpu- ren des uralten gam-, gan-; ham-, han- für ga-, in folgenden wörtern: α) ham-edii (conjuratores) unmittel- bar hinter dem capitulare de villis (Bruns beitr. zu deut- ſchen rechten p. 40.) aber ſchon damahls mit der erläu- terung: quos nos geidon dicimus; g-eido (nach 1. von eid gebildet) iſt ga-eido und wörtlich conjurator. War dafür älterer oder fränkiſcher ausdruck ham-êdjo? in êdjo ſteckt gewis das ahd. eidëo, eido und was ſoll ham anders ſein, als die partikel? Das wort hamedia kommt auch in einem dipl. von 680. (Bouquet IV. nr. 62.) vor. β) die lex ſal. emend. tit. 49. hat den ausdruck hamallus, mit der erklärung: i. e. qui ſuſcepit cauſam ad mallan- dum in vicem alterius; im pactus leg. ſal. tit. 50. ſtehet dafür rhamallus, das vermuthlich verleſen oder verſchrie- ben iſt ſtatt chamallus (altfränk. ch. für h, nach 1, 184, vgl. das ahd. cha- einiger für ka-, ga-, vorhin ſ. 734.). Denn auch bei Marculf (form. 1, 36.) wird das verbum homal- lare für adſumere in vice auctorum gebraucht. Dieſes ha- mallus iſt wohl nichts anderes als das ahd. ga-mahalo (ſo- cius, defenſor in lite) und hamallare ga-mahalôn (advocatum conſtituere). 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III. partikelcompoſition. — part. mit nom.
bare pleonaſmen eintreten, wenn das ga- wiederum vor
einem hl, hr ſteht z. b. ga-hláiba, ga-hráinjan. Vielleicht
iſt aber in der that hier kein überfluß; es kann neben den
auflösbaren hl, hr. auch wurzelhafte, unzuſammengeſetzte
geben, wie es gl, gr gibt, die nicht g-l, g-r ſind. Jene
vergleichung des ga- mit -ag bringt mich auf den ge-
danken an mehr als zufälligen zuſammenhang zwiſchen bei-
den, wäre -ag bloße umſetzung? Wenigſtens thut bei den
adj. nr. 6. ga- ungefähr den dienſt des ableitenden -ag,
z. b. ka-loup bedeutet was loup-ac (ſ. 290.); ka-part, ka-
hâr was part-aht, hâr-aht (ſ. 380. 381), es iſt eine wei-
tere lingualableitung zugetreten (ſ. 384. β. γ.), die für die
gegenwärtige frage gleichgültig bleibt, vielleicht die er-
haltung des ältern h (ſtatt g, c) beweiſt. Wird in der
zukunft das weſen der ableitungen tiefer erforſcht ſein,
können ſolche vergleichungen nutzen bringen. Daß beide
principe nach ihrer verfinſterung nebeneinander eintreten,
z. b. in ka-loup-ac verſchlüge wieder nichts. Ich komme
auf die abweſenheit des auslautenden m oder n in der
deutſchen partikel. Hierbei iſt vorerſt das lat. co- für
com- vor vocalen, j und h in anſchlag zu bringen (Schn.
537-542). Bedeutender und merkwürdiger ſind mir die ſpu-
ren des uralten gam-, gan-; ham-, han- für ga-, in
folgenden wörtern: α) ham-edii (conjuratores) unmittel-
bar hinter dem capitulare de villis (Bruns beitr. zu deut-
ſchen rechten p. 40.) aber ſchon damahls mit der erläu-
terung: quos nos geidon dicimus; g-eido (nach 1. von
eid gebildet) iſt ga-eido und wörtlich conjurator. War
dafür älterer oder fränkiſcher ausdruck ham-êdjo? in
êdjo ſteckt gewis das ahd. eidëo, eido und was ſoll ham
anders ſein, als die partikel? Das wort hamedia kommt
auch in einem dipl. von 680. (Bouquet IV. nr. 62.) vor.
β) die lex ſal. emend. tit. 49. hat den ausdruck hamallus,
mit der erklärung: i. e. qui ſuſcepit cauſam ad mallan-
dum in vicem alterius; im pactus leg. ſal. tit. 50. ſtehet
dafür rhamallus, das vermuthlich verleſen oder verſchrie-
ben iſt ſtatt chamallus (altfränk. ch. für h, nach 1, 184,
vgl. das ahd. cha- einiger für ka-, ga-, vorhin ſ. 734.). Denn
auch bei Marculf (form. 1, 36.) wird das verbum homal-
lare für adſumere in vice auctorum gebraucht. Dieſes ha-
mallus iſt wohl nichts anderes als das ahd. ga-mahalo (ſo-
cius, defenſor in lite) und hamallare ga-mahalôn (advocatum
conſtituere). Entw. ſtehet es für ham-mallus, mit ver-
ſchlingung des einen m, oder ha-mallus bezeugt, daß
ſchon die fränkiſche ſprache ham- in ha- (= goth. ga-)
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